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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Königin des untergegangenen Malachor sogar Boreas im Rang übertriffst.«
    Zu ihrer eigenen Überraschung musste Grace lachen, und das war heilsam und beruhigend. »Ich glaube nicht, dass ich das Boreas beibringen werde.«
    Aryn stimmte in ihr Lachen ein. »Nun, sieh mich nicht an!«
    Sie lachten noch immer, als sie das Podest und damit Ephesians Thron erreichten. Die kurzsichtigen Augen des Kaisers leuchteten auf, als Melia ihm von ihrer Entdeckung und von Graces königlicher Herkunft berichtete.
    »Wir werden ein Fest feiern!«, verkündete Ephesian, nachdem er schallend gelacht hatte. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Grace. »Wir sind gewissermaßen Cousinen, Eure Majestät. Ich stamme von Elsaras ältestem Sohn ab, und Ihr von ihrem zweiten. Hiermit ordne ich an, dass ganz Tarras Euch ehren soll. Wir werden neun Tage lang essen und tanzen. Und mehr noch, Ihr und ich können in einer goldenen Barke eine Parade abhalten, und während das Volk uns zusieht, werde ich Euch einige Ratschläge geben, wie man ein Reich beherrscht.«
    Grace hatte nicht die geringste Idee, was sie darauf erwidern sollte, also murmelte sie nur: »Vielen Dank, Eure Herrlichkeit.«
    Jetzt richtete Ephesian den Blick auf Melia. »Ich muss Euch danken, Melindora. Das ist möglicherweise der interessanteste Tag, den ich je in meinem Leben hatte.«
    »Und er ist noch nicht vorbei, Eure Herrlichkeit«, sagte Melia. »Also lasst uns nicht zu früh feiern.«
    Ephesian ließ einen seiner Soldaten antreten, der Meldung machte, dass die Etherion wie von Melia befohlen bereitstand. Danach verabschiedeten sich die Gefährten vom Kaiser – sowohl Lirith wie auch Grace versprachen, ihn bald wieder zu besuchen –, dann gingen sie los, durchquerten den riesigen Thronsaal und ließen den Herrscher zurück. Die vergoldeten Tore des Palastes schlossen sich hinter ihnen mit einem dumpfen Knall, der Graces Körper vibrieren ließ.
    Die Vibrationen nahmen an Gewalt zu. Ein Brausen erfüllte die Luft, der mit Fliesen ausgelegte Boden bäumte sich unter ihr auf. Sie schrie auf, als sie gegen die anderen taumelte. Jetzt begriff sie, dass es sich gar nicht um die Vibration des zufallenden Tores handelte. Der Boden bebte.
    »Was ist hier los?«, rief Falken über das Tosen hinweg.
    Doch der Barde hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als das Beben aufhörte und sich eine unheimliche Stille über den Palast legte, die nur von in der Ferne ertönendem Hundegebell gestört wurde.
    Grace kämpfte darum, auf den Füßen zu bleiben, und ließ Sareth los, an dem sie sich festgehalten hatte. Die Fliesen wurden von einem Netzwerk feiner Sprünge überzogen. Sie war sich sicher, dass die Risse eben noch nicht da gewesen waren.
    »Das hat sich wie ein Erdbeben angefühlt«, meinte Travis.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Sareth. »Die Höhle des Dämons liegt unter der Stadt. Dieses Beben kann nichts Gutes verkünden.«
    Vani wollte darauf antworten, aber ein gequältes Stöhnen ließ sie innehalten. Melias Gesicht war totenbleich; sie taumelte.
    Falken eilte an ihre Seite. »Melia, bist du verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was ist denn?«
    Endlich schaffte es Melia, ein einziges Wort hervorzustoßen. »Misar …«
    Grace wusste genug von dem, was in Tarras geschah, um zu verstehen. Noch ein Gott war tot, verschlungen von dem Dämon.

28
    Travis legte den Kopf in den Nacken und starrte zu der blauen Kuppel hinauf. Es fiel schwer zu glauben, dass er nicht in den Himmel sah. Vögel schossen in die Tiefe, um dann zu den weißen Wolken zu fliegen. Es dauerte eine Minute, bis die Illusion deutlich wurde. Die Wolken bewegten sich nicht, da sie nur aufgemalt waren. Melia hatte sie zu einem großen Balkon auf der sechsten Etage geführt. Bis auf die Vögel hatten sie den Ort für sich allein.
    Grace stand ein Stück abseits von ihnen und betrachtete den in der Tiefe liegenden Boden der Etherion. Travis konnte ein Grinsen nicht vermeiden. Als er sie im Großen Saal von Calavere kennen gelernt hatte, hatte er angenommen, dass sie Eldherin war. Und selbst später, als er gewusst hatte, dass sie aus Denver kam, hatte er stets das Gefühl gehabt, dass sie auf eine Weise hierher gehörte, wie er es niemals schaffen würde.
    Du hattest Recht. Sie gehört nach Eldh. Und wenn Falken Recht hat, dann gehört ihr ein ordentlicher Teil von Eldh.
    Aber warum machte sie dann diesen traurigen Eindruck? Hätte sie nicht glücklich sein sollen, wo sie doch jetzt die Wahrheit über ihre

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