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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
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erhalten und war nach Calavere gereist, um darüber zu sprechen?
    Sie ist gekommen, um dich dafür zu bestrafen, dass es so lange gedauert hat, ihr zu schreiben, dachte Aryn mit wachsender Panik. Sie ist gekommen, um den Faden aus dem Muster zu reißen. Bei Sia, das wird ein quälender Schmerz werden, oder?
    Aber das war absurd. Der Bote würde Ar-Tolor an dem Tag erreicht haben, an dem Aryn auf Calavere eingetroffen war. Das war vor drei Tagen gewesen. Es war unmöglich, dass die Königin in dieser Zeit hergereist war. Sie musste ihr Schloss bereits vor einer Woche verlassen haben.
    Was bedeutet, dass sie deinen Brief nicht bekommen hat, Aryn. Sie weiß nichts von Travis oder den Geschehnissen in Tarras.
    »Ich freue mich, dass Ihr entschieden habt, Euch zu uns zu gesellen, Lady Aryn«, knurrte Boreas auf seinem Thron und klang alles andere als erfreut.
    Königin Ivalaine stand von ihrem Stuhl auf. »Lady Aryn, es ist schön, Euch wiederzusehen.«
    Aryn machte hastig einen Hofknicks und schaute zu Boden, weniger aus Ehrerbietung als vielmehr aus Furcht. »Euer Majestät«, sagte sie mit noch immer gesenktem Kopf. »Ich wusste nicht … ich wusste nicht, dass Ihr kommt.«
    »Tatsächlich«, sagte Ivalaine mit ihrer kühlen Stimme. »Und wer, habt Ihr geglaubt, würde ihn Euch denn sonst bringen, Lady Aryn?«
    Diese Worte ließen Aryn ruckartig den Kopf heben. In den Augen der Königin lag ein seltsames Funkeln. Es ähnelte Trauer, war aber leerer, eher gehetzt. Doch Aryns Aufmerksamkeit blieb nur einen Herzschlag lang auf die Königin gerichtet, denn die beiden Gestalten, die sie flankierten, hatten sich umgedreht.
    Zur Linken der Königin stand eine Frau am Ende ihrer mittleren Jahre. Eine einzelne weiße Strähne zeichnete ihr tiefschwarzes Haar, und in ihren fast mandelförmigen Augen lag eine sanfte Weisheit. Schwester Mirda.
    Aryn verspürte Unglauben, gefolgt von Freude. Es war Mirda gewesen, deren ausgeglichene Gegenwart das von Schwester Liendra geschürte Fieber des Hasses gekühlt und das Muster verbessert und sein Zustandekommen so verändert hatte, dass die Hexen den Runenbrecher nicht töten, sondern lediglich aufspüren und daran hindern wollten, Schaden anzurichten.
    Bevor Aryn sich weiter wundern konnte, ertönte eine leise, sarkastische Stimme.
    »Hallo, Cousine.«
    Die Stimme war tiefer als das letzte Mal, als sie sie gehört hatte, aber sie erkannte sie sofort.
    »Prinz Teravian!«, stieß sie hervor und wandte sich dem jungen Mann zu, der zur Rechten der Königin stand. Einen Augenblick später fielen ihr ihre Manieren wieder ein, und sie machte einen Knicks. Als sie sich wieder erhob, hatten sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen verzogen. Es überraschte sie nicht; Teravian schien sich immer an der Nervosität anderer zu erfreuen.
    König Boreas’ Sohn war gewachsen, seit sie ihn das letzte Mal auf Ar-Tolor gesehen hatte. Er war größer als sie, und seine Schultern waren recht breit, auch wenn er noch immer schlank war. Er musste jetzt achtzehn sein, aber egal, wie alt er auch werden würde, er würde nie so stämmig wie sein Vater werden. Er war wie ein Tänzer gebaut, nicht wie ein Krieger. Trotzdem war er auf die gleiche dunkle, mürrische Weise attraktiv wie der König, eine Tatsache, die ihn deutlich als Boreas’ Sohn auswies. Andererseits zeichnete seine Züge eine Zartheit aus, die dem König fehlte. Sie musste von seiner Mutter stammen, aber Aryn konnte sich da nicht sicher sein, denn sie hatte Königin Narenya nie mit eigenen Augen gesehen. König Boreas’ Gemahlin war gestorben, bevor Aryn nach Calavere gekommen war.
    »Nun, wollt Ihr mich nicht begrüßen?«, sagte Teravian. Er wirkte zugleich gelangweilt und amüsiert.
    Aryn schaffte es, Luft zu holen. »Verzeiht mir, Euer Majestät. Natürlich ist es gut, Euch zu sehen. Aber sagt, warum seid Ihr nach Calavere zurückgekehrt? Ist Euer Aufenthalt auf Ar-Tolor zu Ende?«
    Teravian starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Auch Boreas und Ivalaine starrten sie an, genau wie Mirda und Farvel. Auch wenn Mirdas Blicke weitaus freundlicher als die der anderen waren.
    Aryn sah sie der Reihe nach an, versuchte verzweifelt zu verstehen, was hier vor sich ging. Dann, wie aus weiter Ferne, erklangen erneut Lord Farvels Worte in ihrem Bewusstsein.
    Was meint Ihr, Mylord? Wer ist da?
    Was? Euer Gemahl, natürlich.
    »Ihr«, sagte sie und starrte den jungen, ganz in Schwarz gekleideten Mann an. »Ihr seid es, den ich
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