Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
gehofft das Abendessen mit ihnen gemeinsam einzunehmen, und dass man ihnen die Mahlzeit aufs Zimmer bringen würde. Grace war das nur recht; sie hatte kein Verlangen, in den Saal zurückzukehren und die Schatten der Galerie betrachten zu müssen. Auch wenn sie flüchtig Bedauern verspürte, Elwarrd nicht zu sehen.
    Vani und Beltan waren zu dieser Zeit aufgewacht, und beiden hatte die Ruhe gut getan, allerdings bereitete Grace der Husten des Ritters Sorgen. Sie ließ ihn in eine Serviette spucken, und auf dem weißen Stoff zeigten sich Spuren von Rostrot. Grace bereitete für die beiden ein neues Gebräu zu, und obwohl sie ihre Becher misstrauisch beäugten, tranken sie den Tee nach einem strengen Blick. Sie aßen ihr Abendbrot, und da sie nichts Besseres zu tun hatten, gingen sie wieder zu Bett.
    Der nächste Tag verging auf so ziemlich die gleiche Weise, wie auch der übernächste. Das Wetter blieb bedrückend, und ihr Gastgeber blieb seltsamerweise abwesend, weshalb sie ihre Mahlzeiten auf dem Zimmer einnehmen konnten.
    »Es wird unmöglich sein, um unsere Abreise bitten zu dürfen, wenn Lord Elwarrd nie auftaucht«, sagte Falken frustriert am Nachmittag ihres fünften Tages auf Meerwacht.
    Grace schnitt mit dem Messer, das sie für gewöhnlich in ihrem Stiefel stecken hatte, aus einem steifen Stück Pergament Muster aus. »Ich weiß nicht, was Elwarrd fern hält. Aber könnten wir nicht einfach gehen, wenn wir müssen? Der Lord würde es doch sicherlich verstehen.«
    Falken schüttelte grimmig den Kopf. »Die Gesetze der Gastfreundschaft zu brechen ist ein schlimmeres Verbrechen als Diebstahl. Und es ist eine tödliche Beleidigung. Wenn wir einfach gehen, hätte Elwarrd jede Berechtigung, uns zu jagen und in Eisen zu legen.«
    »Nicht, dass er Ritter hätte, die er uns nachschicken kann«, sagte Beltan und verschränkte die Finger hinter dem Kopf. »Davon mal abgesehen, warst du es nicht, der Kelcior verließ, ohne sich König Kels Erlaubnis zu holen?«
    Der Barde sah so indigniert wie ein nasser Hahn aus. »Das war etwas anderes. Kel hatte bereits entschieden, mich hinrichten zu lassen, also konnte mein Aufbruch die Dinge nicht noch schlimmer machen, als sie ohnehin schon waren.«
    Grace hatte keine Ahnung, wie der Ritter gegen diese Logik argumentieren wollte. Sie schnitt weiter.
    Vani saß neben ihr am Tisch. »Was machst du da, Grace?«
    »Ich weiß es nicht, ich war gelangweilt und hatte Lust, etwas zu machen, und das ist daraus geworden.« Grace hob eines der ausgeschnittenen Stücke hoch. Es hatte im Großen und Ganzen menschliche Form, war nur schief, und die Proportionen stimmten nicht. Offensichtlich war sie besser darin, Leute wieder zusammenzuflicken als sie zu basteln. »Ich schätze, es sollen wohl Papierpuppen sein.«
    Beltan nahm eines der Pergamentstücke und hielt es mal so und mal so, offensichtlich bemüht zu entscheiden, wo oben war. »Und was soll man damit anstellen?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ich hatte nie eine Puppe.« Grace strich über die Pergamentfigur in ihrer Hand. Unwillkürlich dachte sie an Tira, das stumme rothaarige Mädchen mit den Brandnarben, das sich vor ihren Augen in eine Göttin verwandelt hatte.
    Falken warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Du meinst, du hattest keine Puppe mehr, seit du ein Mädchen warst.«
    Grace schüttelte den Kopf. »Es waren keine Puppen erlaubt im …« Sie verschluckte das Wort. »Ich meine, nein, ich hatte nie eine.«
    Vani nahm das Messer und ein Stück Pergament. »Ich zeige dir eine bessere Methode, sie herzustellen. Meine Al-Mama hat es mir beigebracht, so wie ihre Al-Mama es ihr beibrachte. Das war, als ich ein Mädchen war, bevor ich zur Festung Golgoru ging, um mit meiner Ausbildung zur T’gol zu beginnen.«
    Die Männer verloren schnell ihr Interesse an dieser Aktivität, aber Grace und Vani verbrachten den Rest des Tages damit, Puppen aus dem Pergament zu falten und Kleider für sie auszuschneiden. Grace stellte aus einigen der Kräuter, die Leweth gebracht hatte, und getrockneten, vom Essenstablett stibitzten Beeren Farben her, und sie benutzten aus dem Kamin genommene Holzkohle als Stifte. Bald hatten sie einen König, eine Königin und ein Dutzend Höflinge, die ihnen dienten.
    Zuletzt machte Grace eine winzige Puppe – ein Kind – mit langem, beerenrotem Haar. Als sie fertig war, streichelte sie die Kindpuppe. Vielleicht summte sie ihr sogar ein Lied vor. Dann, als gerade niemand hinsah, warf sie sie ins Feuer.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher