Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
meinem Blut ist.«
Grace verstand. In Denver hatte Duratek Beltan eine Transfusion mit Elfenblut verabreicht. Es hatte ihn geheilt. Und vielleicht hatte es ihn auch verändert.
Sie nahm seine großen, rauen Hände. »Du bist noch immer du, Beltan. Ganz egal, was sie mit dir gemacht haben.«
In seinen grünen Augen lagen Traurigkeit und auch so etwas wie Staunen. »Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Ich weiß, wie ich früher war, Grace. Und bestimmt nicht so.« Er ging zum Fenster und sah in den Regen hinaus. »Erinnerst du dich, dass Falken sagte, wegen der Wolken hier könnte man unmöglich sagen, wann die Sonne untergeht?« Er drehte sich um. »Nun, für mich ist das nicht unmöglich. Ich verspürte eine Art Kribbeln auf dem Rücken, und ich weiß, dass die Sonne gerade untergegangen ist, ganz egal wie wolkenverhangen der Himmel ist. Und ich weiß, wann sie aufgegangen ist, und wann sich der Mond zeigt und wann nicht.«
Grace starrte ihn an; ihr fehlten die Worte.
»Ich spüre solche Dinge, Grace. Und ich höre Dinge, die ich nicht hören dürfte. Wie die Laute, die die Sterne machen. Sie geben Laute von sich, wusstest du das? Es ist so ähnlich wie Kristalle, die aneinander schlagen. Nur tausend Mal leiser, und so weit entfernt, dass ich es nur hören kann, wenn ich den Atem anhalte. Und der Wind – er hat eine Stimme, die ich auch hören kann. Aber ich verstehe nie, was sie sagt, nur dass sie manchmal schläfrig und manchmal auch traurig ist. Und wenn ein Sturm heraufzieht, dann ist sie aufgeregt und vielleicht sogar zornig.« Er fuhr sich mit einer Hand über die Augen. »Und ich sehe Dinge.«
Grace trat einen Schritt näher an ihn heran. »Was für Dinge?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Er schien an ihr vorbeizusehen. »Manchmal, im hellen Tageslicht, sehe ich im Augenwinkel einen Schatten, aber wenn ich mich umdrehe, ist er verschwunden. Und dann, in der Nacht, sehe ich ein flackerndes Licht, aber nur ganz kurz und nie lange genug, um sicher sein zu können, dass es auch wirklich da ist.« Er strich sich mit der Hand durch das dünner werdende Haar, und jetzt erwiderte er ihren Blick. »Werde ich wahnsinnig, Grace? So wie König Sorrin?«
»Nein«, sagte sie leise, entschieden. »Du wirst nicht wahnsinnig.«
»Aber ich bin anders, nicht wahr? Das Elfenblut hat mich verändert.«
Grace zögerte, dann nickte sie. »Du solltest es Falken erzählen. Er könnte eine Ahnung haben, was es ist, das du da siehst.«
»Ich weiß. Aber noch nicht. Ich habe nichts dagegen, dass du es weißt, Grace. Ich bin froh darüber, wirklich. Aber ich glaube nicht, dass ich für Falkens Fragen bereit bin. Nicht, bis ich mich besser an diese Empfindungen gewöhnt habe.«
»Ich werde es niemandem sagen. Du hast mein Wort.«
Der Ritter grinste zaghaft. »Danke, Euer Majestät.«
Sie stöhnte. »Wenn du mir danken willst, dann nenn mich nicht Euer Majestät.«
»Ja, Euer Majestät.«
Und dann umarmte sie ihn, ungestüm, und sie war überrascht, als sie fühlte, wie er trotz seiner Stärke zitterte. Und sie zitterte auch am ganzen Leib. Aber schließlich war er nicht der Einzige, der sich verändert hatte.
»Wir werden das durchstehen, Beltan. Wir werden es gemeinsam durchstehen. Ich verspreche es.«
Der Ritter gab darauf keine Antwort, aber sie fühlte das regelmäßige Pochen seines Herzens, und das war Antwort genug.
30
Falken und Vani kehrten erst weit nach Mittag zurück. »Habt ihr den Grafen gefunden?«, fragte Grace und stand von ihrem Stuhl am Feuer auf. Sie verzog dabei das Gesicht und hielt sich die Hüfte, so wie sie es bei alten Damen gesehen hatte, die eine Treppe hinunterwanken.
Falken legte den Kopf schief. »Was ist mit dir?«
»Nichts, wirklich nicht.« Grace streckte sich und zwang die verspannten Muskeln in Beinen und Rücken, sich zu lösen. »Beltan hat sich entschieden, mir beizubringen, wie man ein Schwert schwingt, das ist alles.«
Der Barde stieß einen leisen Pfiff aus. »Du lässt dir von Beltan zeigen, wie man kämpft? Das ist keine gute Idee, Grace. Es sei denn, du willst am Ende schrecklich verstümmelt sein.«
»Ich liege hier, weißt du«, sagte Beltan und schaute ihn finster vom Bett aus an.
Falken ignorierte den Ritter. »Wir haben Elwarrd nicht gefunden – vermutlich ist er wieder unterwegs und kümmert sich um seine Ländereien. Aber wir haben den Kämmerer gefunden, Leweth, und er hat uns versprochen, dass der Graf heute Abend zum Essen kommt. Sieht so aus, als
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