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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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allein. Es wird für alle Zeiten über ihn gewacht.«
    Grace verspürte Übelkeit. »Was meinst du damit, es wird über ihn gewacht?«
    Mirdrid berührte die Umrisse des Vogels. »Über uns alle wird gewacht, die ganze Zeit. Ist das nicht ein sicheres Gefühl, Mylady? Ich hatte immer vor so vielen Dingen Angst, vor der Dunkelheit, vor dem Tod, aber das ist jetzt anders. Das Auge wacht über uns, und es passt auf, dass wir immer das Richtige tun, dass wir nicht vom Weg abweichen, bevor das Ende kommt, und …«
    »Mirdrid, was tust du da?«
    Der Klang der strengen Stimme ließ Grace und die Magd zusammenzucken. Sie schauten auf. Leweth stand in der Tür.
    Mirdrid erhob sich, riss Grace den Stoff aus der Hand und knüllte ihn zu einer engen Kugel zusammen. »Ich habe nichts Böses getan. Ich habe mich nur mit Mylady unterhalten, das ist alles.«
    »Du solltest dich um deine Pflichten kümmern.«
    Mirdrid nickte wortlos und eilte aus dem Zimmer, ohne Grace noch einen weiteren Blick zu gönnen.
    »Es tut mir Leid, Mylady«, sagte Leweth jetzt mit sanfterer Stimme. »Hat meine Schwester Euch belästigt?«
    Schwester? Also war Leweth Mirdrids Bruder. Was bedeutete, dass Mirdrids Vater der alte Kämmerer gewesen sein musste. Darum erschien Leweth zu jung für ein solches Amt; er hatte es erst ein paar Tage vor ihrem Eintreffen auf Meerwacht übernommen.
    Grace holte tief Luft, um sicherzugehen, dass ihre Stimme ganz ruhig klingen würde. »Nein, sie war nicht lästig.«
    Leweth nickte. »Das Essen wird gleich aufgetischt. Der Lord erbittet Eure Anwesenheit im Saal.« Dann drehte er sich um und war verschwunden.
    Grace eilte zu Falken und Beltan, um ihnen zu sagen, dass es Zeit zum Essen war, und als sie hinuntergingen, war Vani bereits da. Grace wollte ihnen von der seltsamen Begegnung mit Mirdrid erzählen, aber dafür war keine Zeit. Und sie war sich nicht sicher, was es zu bedeuten hatte – falls es überhaupt etwas zu bedeuten hatte.
    Als sie den Saal betraten, sah Grace unwillkürlich zur Galerie hoch, aber sie war dunkel und leer, und sie wusste, dass, wenn sie mit der Gabe zugreifen würde, sie dort nichts spüren würde. Was auch immer sie da gesehen hatte, es hatte ihre Aufmerksamkeit gespürt und war jetzt vorsichtig. Falls es überhaupt existierte.
    Vermutlich sind es bloß deine Nerven. Sie liegen nach dem Schiffsuntergang blank, und dann in dieser düsteren Burg eingesperrt zu sein. Kein Wunder, dass du Schatten siehst.
    Trotzdem, es fiel schwer, nicht an den dunklen Vogel auf Mirdrids Stickereiarbeit zu denken oder an die Worte der jungen Frau.
    Über uns alle wird gewacht, die ganze Zeit …
    »Alles in Ordnung, Grace?«, flüsterte ihr Beltan ins Ohr.
    Sie drückte seine Hand. Ich erzähle es dir später, sandte sie durch die Weltenkraft, und seinem überraschten Grunzen entnahm sie, dass er sie verstanden hatte.
    Wie versprochen war der Graf anwesend, und er stand auf, als sie auf den Tisch zugingen. Grace fühlte, wie ein Teil ihrer Unruhe durch die Kraft seines Lächelns verschwand. Sie hatte in der Zwischenzeit ganz vergessen, wie attraktiv er war. Er trug eine Art langer Weste über einem lose fallenden Hemd, Hosen, die sich eng an die kräftigen Beine schmiegten, und Lederstiefel.
    »Mylords, Myladys«, sagte Elwarrd. »Ihr müsst meine Abwesenheit die letzten Tage verzeihen. Es gab viel zu tun. Befehle aus Barrsunder verlangen zusätzliche Abgaben an Lebensmitteln. Es war schwer, unsere Pflicht dem König gegenüber zu erfüllen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass wir für den Winter genug in den Vorratskammern haben.«
    Falken und Beltan tauschten wissende Blicke aus. Grace glaubte zu verstehen. Warum sollte Barrsunder mehr Lebensmittel fordern, falls dort nicht jemand wusste, dass eine Belagerung erfolgen würde? Und die Ressourcen von Embarrs Burgen und Schlössern zu erschöpfen würde es viel einfacher machen, sie zu besiegen. Anscheinend bereiteten sich die Berater des Königs tatsächlich auf den Krieg vor – gegen Embarr selbst.
    »Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, Mylord«, sagte Falken. »Man hat sich gut um uns gekümmert, und die Ruhe hat uns gut getan. Aber jetzt, da keine Krankheit mehr droht, ist für uns die Zeit gekommen …«
    Der Graf hob lächelnd die Hand. »Nein, Mylord, spart Eure Bitten bis nach dem Essen. Das hier mag das Hinterland der Domänen sein, aber wir tun diese Dinge hier richtig.«
    Falken legte eine Hand auf die Brust und verneigte sich. Grace fragte

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