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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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finster an. »Was soll das denn heißen?«
    Grace hielt sich den Kopf. Im Augenblick konnte sie Vanis und Beltans Animositäten nicht gebrauchen. Etwas ging vor, etwas, an das sie sich erinnern musste.
    »Was ist, Grace?«, fragte Falken und berührte sie an der Schulter.
    »Kurz vor dem Essen habe ich etwas erlebt. Ich hatte keine Gelegenheit, es euch zu erzählen, aber es war sehr seltsam.«
    Sie berichtete von ihrer Begegnung mit Mirdrid, von dem Leichentuch, das die junge Frau für ihren verstorbenen Vater gemacht hatte, und dem Vogel, der über ihn wachte und mit schwarzem Garn gestickt worden war. Dann, als Grace Mirdrids Worte wiederholte, fiel ihr endlich wieder ein, warum sie ihr in diesem Augenblick so vertraut vorgekommen waren. Sie hatte ähnliche Worte schon zuvor gehört, in der Hafenstadt Galspeth in Perridon, gesprochen von der Gehilfin des Kleiderhändlers, als sie Graces Halskette gesehen hatte.
    Ihr solltet das nicht tragen. Es gefällt ihm nicht, wenn man komische Dinge tut. Dinge, die kein anderer tut …
    »In dieser Burg stimmt etwas nicht«, sagte sie, nachdem sie den anderen erzählt hatte, was ihr wieder eingefallen war. »Genau wie in Galspeth. Ich glaube, wir sollten von diesem Ort verschwinden. Uns allen geht es gut genug, um wieder reisen zu können.«
    Aber der Graf hatte den Saal verlassen, bevor er ihnen die Erlaubnis zur Abreise geben konnte, und Falken schien noch immer zu zögern, ohne diese Erlaubnis zu gehen. Grace vermutete, sie hätte das Gleiche empfunden, hätte Falken ihr vorgeschlagen, eine Bank auszurauben, nur weil sie gerade nicht flüssig war.
    »Elwarrd mag dich, Grace«, sagte Beltan leise. »Wir alle haben es gesehen. Vielleicht könntest du allein mit ihm sprechen und die Erlaubnis zur Abreise von ihm einholen. Ich glaube nicht, dass er dir etwas abschlagen könnte.«
    Grace spürte ihre erwartungsvollen Blicke, und sie wusste, dass sie sie nicht enttäuschen konnte, aber zu Elwarrd zu gehen war im Augenblick das Letzte, was sie tun wollte.
    Und ist das wahr? Willst du ihn nicht doch sehen?
    Sie zitterte, aber sie vermochte nicht zu sagen, ob aus Furcht oder Erwartung.
    »Ich mache es«, sagte sie.
    Den Grafen zu finden war leichter, als sie gedacht hätte. Sie hielt einen Diener an, der Lampen entzündete; seit dem Abendessen war eine Stunde vergangen, mittlerweile war es dunkel. Der Diener hatte Elwarrd wenige Minuten zuvor gesehen, wie er in sein Schlafgemach am Ende des großen Saals zurückkehrte.
    Grace stieß die großen Türen zum Saal auf. Sie ließen sie winzig erscheinen und vermittelten ihr das Gefühl, ein kleines Mädchen zu sein, das etwas Verbotenes tat. Das einzige Licht kam von dem Feuer, das noch immer in dem gewaltigen Kamin brannte. Grace durchquerte den Saal, sich ihrer hallenden Schritte bewusst, und ging auf den schweren Vorhang zu, der das andere Ende des riesigen Raums abteilte.
    Sie räusperte sich. »Mylord?«
    Die einzige Antwort war das Krachen eines brennenden Scheits.
    Vielleicht hatte sie nicht laut genug gesprochen. »Lord Elwarrd, seid Ihr da?«
    Grace hob eine zitternde Hand, berührte den rauen Stoff des Vorhangs. Dann nahm sie ihren Willen zusammen, schob den Vorhang zur Seite und trat hindurch.
    Lord Elwarrd, Graf von Meerwacht, drehte sich um.
    Sie hatte ihn gerade dabei überrascht, wie er sein Hemd auszog. Das Kleidungsstück entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden. Er trug nur noch Hosen und Stiefel, und die nackte Haut seiner Brust glänzte im Licht von einem Dutzend Kerzen.
    Grace keuchte auf. »Mylord, verzeiht mir.« Sie wandte sich ab.
    »Und was sollte ich Euch verzeihen, Mylady?« Seine Stimme war tief, leise, nur für sie bestimmt. »Dass Ihr das Gestalt werden lasst, von dem ich eben noch geträumt habe? Als ich Euch dort sah, dachte ich, Ihr wärt nur ein Phantom, das von dem Fieber heraufbeschworen wurde, das in meinem Hirn brennt, seit ich Euch das erste Mal sah. Aber Ihr seid hier, nicht wahr? Ihr seid real.«
    Obwohl sie es nicht wollte, veranlassten seine Worte sie dazu, sich wieder umzudrehen und tiefer in den dämmrigen Raum hineinzugehen. Ihre Augen gewöhnten sich an den Kerzenschein, und sie sah ihn deutlicher. Seine Brust war glatt und schweißfeucht, und sein Bauch war so angespannt, dass sie Schatten darüber flackern sehen konnte, im Einklang mit seinem Herzschlag. Sie fragte sich, wo er nach dem Essen hingegangen war und wo er gerade herkam, aber diese Gedanken standen nicht an erster

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