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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Zeit zu gehen. Aber es gefiel ihr nicht, dieses Buch zurücklassen zu müssen. Was war, wenn einer der Bibliothekare es an einem Ort einstellte, an dem sie es nie wiederfinden würde? Sicher, sie suchte nach dem Wissen des Südens, nicht des Nordens. Trotzdem kribbelte ihre Hand, als sie sie auf den Einband legte.
    »Ich werde dieses Buch ausleihen«, entschied sie.
    Beltan runzelte die Stirn. »Was?«
    »Ich nehme es mit«, sagte Grace und ging in Richtung des Haupttischs direkt neben dem Eingang zur Bibliothek.
    Beltan blinzelte ihr verstohlen zu. »Jetzt verstehe ich.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich mache ein kleines Ablenkungsmanöver, während du mit dem Buch verschwindest.«
    Sie warf ihm einen entsetzten Blick zu. »Beltan!«
    Mehrere Studenten und ein vorbeigehender Bibliothekar schauten auf, als ihre Stimme durch den Saal hallte. Grace zuckte zusammen und steuerte Beltan schnell zur Seite.
    »Hör mir zu«, sagte sie diesmal mit gesenkter Stimme. »Ich stehle dieses Buch nicht. Also keine Ablenkungsmanöver. Verstanden?«
    Der blonde Ritter schaute verletzt drein. »Was auch immer Ihr sagt, Mylady. Aber wenn Ihr beim Klauen erwischt werdet, dann gebt nicht mir die Schuld.«
    Sie hatten den Tisch am Eingang erreicht; die Zeit des Flüsterns war vorbei. Grace gab einer der Bibliothekarinnen hinter der Barriere aus poliertem Holz das Buch.
    »Ich möchte das hier ausleihen.«
    Die Bibliothekarin nahm das Buch. »Was ist das?« Sie blätterte den Band durch, und ihr spitzes Gesicht wurde noch verkniffener. »Zauberer? Zauberformeln? Drachen? Ich hatte ja keine Ahnung, dass wir in dieser Bibliothek solchen Unsinn stehen haben. Ich kümmere mich darum.«
    Sie wollte sich abwenden, aber Grace war schneller und riss ihr das Buch aus der Hand.
    »Wenn ich es bitte ausleihen könnte«, sagte Grace und versuchte demütig zu klingen.
    Die Bibliothekarin kniff die Augen zusammen. »Ihr seid keine Studentin hier, oder? Habt Ihr eine Bibliotheksmarke?«
    Grace schluckte schwer. »Nein, aber ich habe das hier.« Sie hob die rechte Hand und zeigte Ephesians Goldring.
    Die Bibliothekarin zeigte sich nicht beeindruckt. »Meine Dame, nicht einmal der Kaiser selbst kann ein Buch ohne Bibliotheksmarke ausleihen. Ihr müsst beim Erzdekan einen schriftlichen Antrag für eine Bibliotheksmarke einreichen und dann zurückkommen, wenn …«
    »Wartet«, sagte Grace. Sie hasste, das zu tun, was sie nun tun würde, aber sie hatte keine andere Wahl. »Ich vergaß. Ich habe eine Marke. Hier.«
    Schnell griff sie mit ihren Gedanken zu und berührte die Weltenkraft – das leuchtende Netz der Macht, das durch alle Dinge floss. Sie webte mehrere Fäden zu einem schnellen Zauber zusammen und streckte die Hand aus.
    Die Bibliothekarin blinzelte und starrte Graces ausgestreckte Hand an, dann nickte sie kurz angebunden.
    »Also habt Ihr ja doch eine Bibliotheksmarke.« Ihre trockene Stimme hatte einen Unterton von Enttäuschung. »Nun gut, Ihr dürft das Buch ausleihen. Aber zuerst müsst Ihr dafür unterschreiben.«
    Mit einer Schreibfeder kritzelte Grace ihren Namen und den Titel des Buchs auf ein Stück Pergament, wandte sich ab und ließ die pedantische Bibliothekarin an ihrem Tisch zurück.
    »Was ist denn da gerade passiert?«, sagte Beltan, als sie durch die Tür der Bibliothek schritten. »Deine Hand war leer, aber sie benahm sich, als würde sie genau das sehen, was sie sehen wollte.«
    Grace konnte noch immer das leise Kribbeln von Macht in ihren Fingern spüren. »Genau das tat sie.«
    Beltan warf ihr einen scharfen Blick zu. »Und Magie zu benutzen ist etwas anderes als Stehlen, weil …?«
    Grace lachte und nahm den Ritter beim Arm. »Es ist viel höflicher«, sagte sie, und sie traten auf das Universitätsgelände hinaus, während sich das purpurne Zwielicht herabsenkte.

4
    Es war spät, und Grace hatte Kopfschmerzen.
    Sie hob den Blick von dem Buch auf dem Tisch und rieb sich den Nacken. Ihre Augen schienen vergessen zu haben, wie man sich konzentrierte. Die anderen waren vor einer Stunde auf ihre Zimmer gegangen, und Grace wusste, dass auch sie schlafen gehen sollte, wenn sie am morgigen Tag die nötige Energie für das Fest der Mournisch haben wollte.
    Beim Abendessen hatte sie den anderen von Vanis Besuch in der Bibliothek erzählt. Als sie erwähnte, dass die Mournisch-Frau nicht zusammen mit ihrem Volk abreisen würde, hatte sich Beltan abgewandt, so dass Grace seine Miene nicht ergründen konnte. Als

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