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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ihnen?«
    Vani lächelte, aber es war ein bitterer Ausdruck. »Ich glaube eher, dass mein Schicksal bei dir und deinen Gefährten liegt. Das heißt, wenn du mich dabeihaben willst.«
    Welche Spannungen auch immer zwischen der T’gol und Beltan bestanden, Vani war ihre Freundin. Grace verspürte das impulsive Verlangen, auf die andere Frau zuzustürmen und sie zu umarmen, aber vermutlich war es keine gute Idee, in der Nähe einer Meuchelmörderin plötzliche Bewegungen zu machen. Sie beschränkte sich stattdessen auf ein herzliches Lächeln. »Ich bin froh, dass du bleibst.«
    Vani ging zum Tisch und fuhr mit einem Finger über eines der aufgeschlagenen Bücher. »Du suchst in ihnen nach Wissen über die Tore?«
    »Wir versuchen es«, sagte Grace.
    »Die Zauberer von Morindu hüten ihre Geheimnisse. Es ist unwahrscheinlich, dass du hier Enthüllungen findest, ganz egal, wie alt diese Bücher auch sein mögen.«
    Grace stieß einen Seufzer aus. »Ich weiß. Aber ich habe etwas zu tun. Vermutlich habe ich mir bloß Hoffnungen gemacht.«
    Wieder verzogen sich Vanis Lippen zu einem kaum merklichen Lächeln, aber diesmal schien es ein verstohlener Ausdruck zu sein.
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten, und Grace erfuhr, dass die Mournisch noch ein letztes Fest veranstalten wollten, bevor sie ihre Wagen beluden und ihre Wanderschaft wieder aufnahmen. Vanis Al-Mama lud Grace und die anderen am nächsten Abend ins Lager ein, um an den Festlichkeiten teilzunehmen. Grace nahm die Einladung an; ihr war klar, dass alle eine Abwechslung gebrauchen konnten. Außerdem würde es ihnen einen Grund geben, die Einladung des Kaisers abzulehnen.
    »Wir sehen dich morgen Abend«, sagte Grace.
    Die staubige Bibliotheksluft flimmerte bereits, faltete sich in sich zusammen. Vani war verschwunden.
    Beltan war noch immer irgendwo, um Bücher zurückzubringen. Grace nahm einen Stapel, um das Gleiche zu tun. Sie wanderte durch die dämmerigen Reihen aus Bücherregalen und vergewisserte sich, dass jeder Band an den richtigen Ort kam; sie fürchtete sich vor dem, was einer der Bibliothekare mit ihr machen würde, wenn sie es nicht tat, denn es spielte keine Rolle, ob sie nun den kaiserlichen Ring besaß oder nicht. Bald war nur noch ein Buch übrig. Nach einigem Suchen fand sie die Lücke im Regal, wo es hingehörte. Sie schob den dicken Band hinein.
    Das heißt, sie versuchte es. Das Buch blieb sechs Zentimeter vor der Regalkante stecken. Grace drückte stärker, aber das Buch wollte sich einfach nicht weiterschieben lassen. Jetzt wo sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass es ihr überhaupt erst aufgefallen war, weil es ein Stück aus der Reihe herausragte. Sie zog es wieder heraus und spähte in die Lücke.
    Dort war etwas. Grace griff hinein, und ihre Finger fanden etwas Flaches und Hartes. Sie zog es heraus. Es war ein Buch.
    Sie musste kräftig niesen. Ein staubiges Buch.
    Sie stellte den anderen Wälzer ab und betrachtete das Buch, das sie aus der Lücke gezogen hatte. Es war uncharakteristisch schmal. Vermutlich war es hinter die anderen Bände geschoben worden und dort in Vergessenheit geraten. Allem Anschein nach vor langer Zeit. Grace wischte mit einem Zipfel ihres Gewands den Staub von dem ledernen Einband. Dort stand in verblichenen goldenen Buchstaben der Titel geschrieben: Heidnische Magie des Nordens.
    Sie blätterte die vergilbten Seiten durch. Sämtliche Bücher, die sie bis jetzt durchgesehen hatte, bestanden aus großformatiger, blumiger Schrift auf dickem Pergament, aber dieses Buch war aus knisterndem, glattem Papier, das mit spinnenhafter, aber ebenmäßiger Schrift beschrieben worden war. Ein paar Wörter erregten ihre Aufmerksamkeit, als die Seiten an ihr vorbeirauschten: Malachor, Runenmeister, Ewigsee  …
    »Was hast du da, Grace?«
    Sie drehte sich um. Beltans Gesicht war voller Bücherstaub, seine grünen Augen blickten neugierig.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Es stand hinter den anderen Büchern auf dem Brett. Und es ist keine Geschichte von Tarras. Es scheint von den Mythen und Legenden des Nordens zu handeln.«
    »Vermutlich ist es deshalb in Vergessenheit geraten. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber diese Tarraser scheinen sich für den Mittelpunkt der Welt zu halten.«
    »Vermutlich, weil sie es ein Jahrtausend auch waren.«
    Beltan grunzte. »Alte Gewohnheiten sterben langsam.«
    Grace schaute aus einem der hohen Fenster. Der Himmel färbte sich langsam schiefergrau; es war

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