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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hätte sie diese Fähigkeit je besessen. Wenn es um das Thema menschliche Emotionen ging, war sie noch immer eine Anfängerin, und im Gegensatz zu Medizin oder Geschichte war das nichts, was man aus einem Buch lernen konnte.
    Grace hatte Falken Heidnische Magie des Nordens zeigen wollen, aber er hatte den ganzen Tag damit verbracht, die Notizen durchzuarbeiten, die er in der Bibliothek von Briel gemacht hatte, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Nachdem sie die Kette mit ihrem Anhänger wieder entgegengenommen hatte, hatte sie sich entschieden, ihm das Buch am Morgen zu zeigen. Immer vorausgesetzt, er erwachte mit besserer Laune.
    Eine warme Brise ließ die feinen Vorhänge flattern. Jenseits des Fensters konnte Grace tief am Horizont einen pulsierenden blutroten Funken sehen. Tiras Stern war am Aufgehen und begann seine nächtliche Reise quer über den Himmel.
    Nur noch eine Seite, Grace. Dann ab ins Bett. Ärztliche Anweisung.
    Falken hatte ihnen viel über den Krieg der Steine und Malachor und die Runenmeister erzählt. Aber das Buch enthielt mehr Einzelheiten als Falkens Geschichten. Vor allen faszinierten sie die Hinweise auf Ewigsee – ein Land weit in Westen von Falengarth, in das angeblich viele nach dem Untergang des Königreichs von Malachor geflohen waren. War es möglich, dass die Menschen Malachors – die entfernte Verwandte von ihr waren – dort noch immer lebten?
    Ihr stellte sich eine andere Frage. Es war zweifelhaft, dass es unter den Gelehrten der Universität von Tarras Experten in nordischer Mythologie gab. Also wer hatte dieses Buch verfasst? Die Bindung schien etwas neuer als der Rest des Bandes zu sein; Grace hatte den Verdacht, dass die Titelseite verloren gegangen war, als man das Buch neu gebunden hatte, zusammen mit der Identität des Autors. Trotzdem war es fesselnd, Grace unterdrückte ein Gähnen und blätterte um.
    Das Gähnen wurde zu einem Keuchen.
    Es war verblichen, von der Zeit verblasst, aber klar zu erkennen. Jemand hatte in dem Buch etwas unterstrichen, und zwar mit etwas, das wie ein Bleistift aussah. Eine kurze Textpassage war markiert …
     … dass Götter, Drachen und mit der Sicht begabte Hexen sein Kommen vorhergesagt haben. Der mit Namen Runenbrecher wird die Rune Eldh brechen, die Erste Rune, die der Weltenschmied sprach, der sie zu Anbeginn der Welt in den Stein der Morgendämmerung band. Und so wird die Erste Rune auch die Letzte Rune sein, denn wenn sie bricht, wird die Welt enden …
    So beunruhigend diese Zeilen auch waren, waren es doch nicht sie, die Graces Blut erstarren ließen. Es waren drei hastig, beinahe verzweifelt am Rand daneben hingekritzelt Worte:
    »Nein«, flüsterte Grace. »Nein, das kann nicht sein.«
    Sie griff in den Beutel an ihrer Schärpe, zog die halbe Silbermünze heraus und warf sie auf den Tisch. Sie schaute wieder in das Buch. Obwohl sie ihn jetzt nur noch mit Mühe lesen konnte, sah der Text auf der Seite nun seltsam und archaisch aus; er war in Eldhisch verfasst. Aber die mit Bleistift geschriebenen Wörter waren in englischer Sprache verfasst.
    Grace schaute mit weit aufgerissenen Augen auf. Das war unmöglich. Und da war noch etwas. Etwas an den Wörtern am Rand, der Art und Weise, wie die Buchstaben geformt waren, beunruhigte sie noch mehr. Aber was war es? Sie starrte aus dem Fenster, dachte nach. Draußen schaute der rote Stern zurück wie ein böses Auge.
    Das Auge schloss sich.
    Wie gelähmt sah Grace weiter hin, wartete darauf, dass der blutrote Funke wieder zum Leben erwachte.
    Nichts geschah. Entsetzen stieg in ihr auf. Mit zitternden Gliedern stand sie auf und ging ans Fenster. Es gab keine Wolken. Der Mond war eine große Sichel, und die Sterne sprenkelten den Nachthimmel wie schimmernde Spreu. Aber wo noch eben der rote Stern geleuchtet hatte, klaffte nur noch eine schwarze Leere am Himmel.
    Der rote Stern – Tiras Stern – war verschwunden.
    Grace zuckte zusammen, als es laut an der Tür klopfte. Nach einem kurzen Augenblick hatte sie sich wieder so weit gefasst, dass sie zur Tür stolpern und sie aufreißen konnte. Es war Falken.
    »Melia will dich unten sehen.« Die Augen des Barden blickten genauso überrascht drein wie die ihren.
    Sie fanden Melia an dem Tisch sitzen, an dem sie ihre Mahlzeiten einnahmen, wenn Regen verhinderte, dass sie auf dem Hof aßen. Die Lady schaute auf, aber der Ausdruck in ihren bernsteinfarbenen Augen war für Grace unergründlich. Aryn und Beltan kamen einen Augenblick später.
    Der

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