Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Milch schon eingetroffen war, würde sie sie in die Speisekammer der Küche bringen und ihnen einen Teil der Arbeit ersparen.
Während Melia und Beltan Falken und Aryn zur Treppe folgten, begab sich Grace zum Eingang der Villa. Sie schob den Eisenriegel zurück, öffnete die Tür und ließ etwas von dem feuchten Grau des Morgens herein. Sie sah nach unten. Tatsächlich lag etwas auf der Schwelle, aber es war kein Milchkrug. Es war ein Mann in einer braunen Kutte.
»Beltan!«, rief sie instinktiv.
Einen Augenblick später war der Ritter da. »Was ist, Grace?«
Sie kniete neben der Gestalt nieder, die mit dem Gesicht nach unten auf der Steintreppe lag. Beltan stieß einen Fluch aus, dann kniete er neben ihr nieder. Grace war sich undeutlich bewusst, dass die anderen sich hinter ihr versammelt hatten, aber sie konzentrierte sich auf den Mann vor ihr.
Die braune Kutte war an mehreren Stellen zerrissen, der Stoff war feucht von Blut, aber er atmete. Sie drückte zwei Finger an sein Handgelenk. Der Puls war schwach, aber regelmäßig. All ihre Sinne sagten ihr, dass seine Verletzungen nicht kritisch waren. Aber er war kalt, litt an Unterkühlung.
Aber wie ist das möglich? Während der Nacht wird es doch kaum kälter als Zimmertemperatur. Ein nacktes Baby hätte draußen schlafen können, und ihm wäre nichts passiert.
Der Gedanke konnte warten, bis sie sicher sein konnte, dass der Patient außer Gefahr war. Sie wollte ihn umdrehen, um nach weiteren Verletzungen zu suchen.
»Beltan, hilf mir.«
Der Ritter drehte den Mann mit starken, sanften Händen um, während sie seinen Kopf hielt. Die Vorderseite der Kutte war nicht zerrissen; was auch immer die Verletzungen verursacht hatte, war von hinten gekommen. Eine schwere Kapuze verbarg das Gesicht. Grace schob sie zurück.
Und zum dritten Mal seit dem letzten Sonnenuntergang verspürte sie einen Schock. Er war ein junger Mann, höchstens Mitte zwanzig, dessen Augen geschlossen waren. Sein Gesicht war breit, mit einer flachen, schiefen Nase und dicken, wulstigen Lippen. Doch trotz der Reizlosigkeit lag ein innerer Frieden auf seinem Gesicht, der bestechend war.
»Bei Vathris, ich erkenne ihn!«, sagte Beltan, und der lautstarken Reaktion der anderen nach zu urteilen, erging es ihnen genauso.
Aber wie ist das möglich? Er hat dir geholfen, Travis davor zu retten, von den Runensprechern des Grauen Turms verbrannt zu werden. Danach ist er verschwunden, und du hast ihn nie wieder gesehen.
Bis jetzt.
Grace strich feuchtes Haar aus der Stirn, und seine braunen Augen öffneten sich zögernd. Einen Augenblick lang las sie Furcht darin, dann konzentrierten sie sich auf sie, und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Er formte lautlos die Worte Lady Grace, und sie konnte einen flüchtigen Blick auf den Stumpf werfen, der alles war, was von seiner Zunge übrig geblieben war.
Er hob die blutigen Hände und bewegte sie zu Gesten, die mit ungewöhnlicher Eloquenz kommunizierten. Guten Morgen, Mylady. Ich hoffe, Ihr vergebt mir meinen Überfall.
Grace konnte es nicht glauben. Das war völlig unmöglich. Aber vielleicht war das in Ordnung; vielleicht geschah ja doch manchmal das Unmögliche.
Sie warf die Arme um Himmels breite Schultern und lachte.
5
Wenn Travis Wilder nicht genau hinsah, konnte er beinahe glauben, endlich und unmöglicherweise wieder zu Hause zu sein.
Er blieb nach Atem ringend an einer der zahllosen Biegungen stehen, die der Pfad machte, während er sich den östlichen Abhang des Castle Peak hinaufschlängelte. Travis wischte sich mit dem Taschentuch Schweiß und körnigen Staub von dem mit Stoppeln bewachsenen Kopf und richtete den ausgebeulten Segeltuchsack, den er über die wunden Schultern gelegt hatte. Dreihundert Meter unter ihm fing das Tal die letzten Strahlen der spätnachmittäglichen Sonne ein wie die funkelnden Flecken in der Pfanne eines der Fiftyniners, der Goldgräber aus dem Jahr 1858. Das dünne halbmondförmige Band des Granite Creek blitzte im Licht so schlank und silbern wie eine Forelle auf, aber purpurne Schatten tauchten die Moränen am Fuß von Signal Ridge bereits in Dunkelheit.
Er wusste, er hätte das Brennen in seinen Lungen ignorieren und weitergehen sollen. Die Nacht kam früh in den Bergen, und es würde nicht mehr lange dauern, bis er nicht mehr schwitzen würde. Sogar im Juli war in der Höhe von dreitausend Metern nach Einbruch der Abenddämmerung Frost keine Seltenheit, und sie wollten nicht noch eine Nacht so
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