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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verbringen wie die vorherige. Scheinbar eine Ewigkeit hatten sie sich schweigend und zitternd auf dem schmutzigen Fußboden der verlassenen Silberschürferhütte aneinander gedrängt, während der Wind durch die Ritzen in den Bretterwänden pfiff.
    Du hättest eine Rune benutzen können, Travis. Er berührte den harten Klumpen in seiner Hemdtasche. Als du das letzte Mal auf der Erde gewesen bist, hat dich Sinfathisar Runen sprechen lassen. Es spielt doch keine Rolle, dass das ein anderes Jahrhundert ist. Du hättest Krond sagen und ein Feuer entzünden können. Lirith war heute Morgen ganz blau im Gesicht, an Durges Schnurrbart hing Eis, und Sareth  …
    Doch die Vorstellung, die Rune des Feuers zu sprechen, war noch viel entsetzlicher gewesen als die Möglichkeit zu erfrieren. Wenn er Magie benutzte, wurden viel zu leicht Dinge verbrannt oder zerstört. Und manchmal waren diese Dinge auch Menschen. Er vermochte nicht zu sagen, ob er wirklich derjenige war, den Lirith und die Hexen den Runenbrecher nannten, aber ihm war bewusst, dass sie Recht hatten, seine Macht zu fürchten. Er tat es.
    Du musst zurück. Sareth sah gar nicht gut aus, als du aufgebrochen bist. Vermutlich hat er die Höhenkrankheit, und die anderen werden nicht wissen, was das ist. Er muss viel trinken, aber hier oben ist das Wasser nicht sicher, bevor man es abgekocht hat, und das wird nicht passieren, bis du mit den Streichhölzern da bist.
    Seine Stiefel aus eldhischem Leder schienen mit dem Pfad verschmolzen zu sein. Wenn er die Augen zusammenkniff, schien das Tal sich nicht besonders vom letzten Mal zu unterscheiden, als er es betrachtet hatte. Die Silhouette der Berge, die mit Rückenstacheln eines Stegosaurus versehen schien, hatte sich nicht verändert, und die Hochebene an ihrem Fuß war mit dem gleichen staubigen grünen Salbei gesprenkelt. Aber wenn er die Augen richtig aufmachte, zeigte ihm seine unnatürlich scharfe Sicht schnell die Dinge auf, die verkehrt waren.
    Unten zu seiner Rechten war der südliche Abhang des Castle Peak mit Hütten und grob zusammengezimmerten Minenarbeiterbehausungen besetzt, die in seiner Erinnerung kaum mehr als verwitterte, graue Trümmer darstellten. Berge aus roten und umbrafarbenen Erzabfällen quollen die Bergseite herunter wie Absonderungen frischer Wunden. Ein dichter Nebel aus pulverisiertem Stein hing in der Luft, und der Lärm der letzten Pulversprengung hallte noch immer wie verspätetes Donnergrollen von den Berggipfeln.
    Auf der anderen Talseite stieg eine schmale Dampfspur aus einem Zug, der gerade in ein vermutlich provisorisches Haltedepot einfuhr. Travis konnte den hellen Strich des Schienenstrangs ausmachen, der auf die Stadt zuführte. Nur noch zehn Meilen Schienen mussten gelegt werden, dann würden die Lokomotiven direkt in Castle City einfahren, noch mehr Menschen und billige Waren aus Denver bringen und unverarbeitetes Erz aus den Minen zu den Steinmühlen transportieren, in denen aus dem schwarzen Bleicarbonat funkelndes Silber gewonnen wurde.
    Castle City war größer, als er es je gesehen hatte. Aber es war eine seltsame Eigenschaft der Bergstädte Colorados, dass sie im Gegensatz zu den meisten Städten kleiner wurden statt zu wachsen. Der Fund einer reichhaltigen Gold- oder Silberader konnte ein kleines Schürferlager über Nacht in eine Bretterstadt mit fünftausend Einwohnern verwandeln. Dann, wenn eine Mine nach der anderen ausgebeutet war und geschlossen wurde, zogen die Leute weiter und die Stadt schrumpfte. Ein paar dieser Städte erlebten ein Jahrhundert später eine Wiedergeburt als Winterspielplatz für die Reichen. Castle City gehörte zu dem Rest – eine zusammengewürfelte Ansammlung aus Viktorianischen Fachwerkhäusern, mit rostigen Dächern versehenen Hütten und weniger leicht abzureißenden Häusern, in der nur ein paar Hundert Seelen hausten, bloß ein Schatten seiner einstigen Pracht.
    Zumindest war das Travis’ Erinnerung. Aber hier und jetzt, dreihundert Meter unter ihm im Tal, war dieser Schatten lebendig und gesund.
    Er war noch nicht bis in die Stadt gegangen. Diese Vorstellung hatte ihn genauso sehr geängstigt, wie die Rune des Feuers zu sprechen. Das hier war in jeder Hinsicht eine genauso fremdartige Welt wie Eldh, als er es das erste Mal im Winterwald betreten hatte. Wie würden die Leute auf seine Mournisch-Tracht oder seinen Akzent aus dem 21. Jahrhundert reagieren? Würde er überhaupt mit ihnen kommunizieren können?
    Seine Befürchtungen waren

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