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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nicht ganz unbegründet gewesen.
    Genau wie in seiner Ära hätte es in McKay’s General Store alles gegeben, was er brauchte, aber er war an dem ersten Laden stehen geblieben, auf den er eine halbe Meile außerhalb von Castle City gestoßen war. Die rechteckige falsche Fassade hatte nicht die schiefe Hütte verbergen können, die sich dahinter duckte, aber das war Travis egal gewesen. Der Laden befand sich in der Nähe der Minen am Castle Peak, und Travis war – wie zweifellos viele der Silberschürfer – eher an Nähe statt an Auswahl interessiert.
    Er trat durch die Tür in einen dunklen Raum, in dem es nach Rauch stank. Holzkisten bildeten ein planloses Labyrinth. Von niedrigen Dachbalken hingen Gewehre, Kupferlaternen, Schinken und Spitzhacken. Die einzige Person in Sicht war eine kleine mürrische Frau hinter der Theke, die aus einem auf zwei Fässer gelegten Brett bestand. Ihr fettes Haar war zu einem strengen Knoten zurückgekämmt, und sie trug ein schweres schwarzes Kleid, dessen Schultern mit Schuppen bestäubt waren. Sie schaute von dem Kassenbuch vor ihr auf und musterte ihn mit schmalen Augen aus einem aufgedunsenen roten Gesicht.
    »Was sin’ Sie für’n komischer Heiliger?« Selbst mit Hilfe der Silbermünze waren ihre schrillen, nasalen Worte kaum zu verstehen. »Un’ ich hielt die Kerls aus Corawall für’n verrückten Haufen, mit ihr’n komisch’n Geschichten. Nun, ich kann Ihnen nich helfen, wenn ‘se nix mehr zu fressen hab’n. Hier gibt’s nix umsonst. Außer Blei.« Sie deutete mit dem Kopf auf die Waffe, die in bequemer Reichweite ihrer Hand lag – ein kleiner Derringer mit Perlmuttgriff.
    Travis fing an, den Staub von seiner locker sitzenden Mournisch-Tracht zu klopfen, dann zwang er sich dazu, damit aufzuhören. Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf seine fremdartigen Kleider lenken. Er räusperte sich und versuchte mit so einfachen Worten zu sprechen wie möglich.
    »Ich habe die hier.« Er hielt ihr den kleinen Stapel dicker Goldmünzen hin, die er und die anderen nach dem Durchstöbern ihrer Taschen zusammenbekommen hatten. Es war nicht viel. Dennoch glomm in den Augen der Frau ein Funkeln auf.
    »Stehen ‘se nich da dumm rum. Her mit den Adlern.«
    Er gab ihr die Goldmünzen, und sie runzelte die Stirn, als ihr zweifellos klar wurde, dass es sich gar nicht um amerikanische Münzen handelte. Sie nahm ein kleines Messer und kratzte von einer Münze ein paar Späne ab. Sie grunzte, dann legte sie die Münzen auf die eine Seite einer kleinen Waage und stapelte Messinggewichte auf die andere. Travis entging nicht, dass ihr Daumen zusammen mit den Gewichten auflag, aber er sagte nichts.
    »Ich geb’‘se fünfzig Dollar dafür. Nu’ machen ‘se schon.« Sie winkte mit ihrer dicken Hand. »Nehmen ‘se, was ‘se wollen. Ich sach’s ‘se, wenn ‘se alles verbraucht hab’n.«
    Travis wusste dank des amüsierten Tonfalls ihrer Stimme, dass sie bei diesem Handel das bessere Geschäft machte, aber es spielte keine Rolle. Er wollte bloß weg, bevor jemand anders hereinkam. Schnell sammelte er einen Arm voll Waren zusammen und brachte sie zur Theke. Die Frau war offensichtlich enttäuscht, dass sie ihm, nachdem sie alles zusammengerechnet hatte, noch zwanzig Dollar schuldete. Mürrisch zählte sie ihm die großen, zerknitterten Banknoten in die Hand. Er füllte den Segeltuchsack, den er mitgebracht hatte, und ging in Richtung Tür.
    »Mehr Gold werden ‘se aus dem Berch nich’ mehr rauskratzen«, rief sie hinter ihm her.
    Er zögerte. »Ich schürfe nicht nach Gold«, sagte er, dann trat er nach draußen.
    Jetzt war der Schweiß auf seinem Kopf getrocknet, und das Keuchen seiner Lungen zu einem leisen Rasseln abgeklungen. Travis drehte sich um und stieg wieder den Pfad empor.
    Als er die verlassene Hütte erreichte, lag das ganze Tal im Schatten des Berges. Travis war derjenige gewesen, der am vergangenen Nachmittag die Hütte entdeckt hatte. Erschöpft nach der Schlacht mit dem Dämon in der Kuppel der Etherion und verwirrt, dass sie sich auf der Erde wiedergefunden hatten, waren sie vor den Menschen und dem Lärm Castle Citys geflohen. Sie hatten einen Ort gebraucht, an dem sie nachdenken und sich orientieren konnten. Dann hatte Travis aufgeschaut und den kleinen, kistenartigen Umriss entdeckt, der sich über ihnen auf den Hängen des Castle Peak duckte. Die Hütte war verlassen worden, zweifellos von einem Schürfer, dessen Claim kein Silber, sondern wertlosen

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