Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
es nicht etwas gewagt war, Lirith als Kartengeberin einzustellen. Schließlich konnte der Mann, der sie beleidigt hatte, nicht der Einzige in Castle City sein, der die Meinung vertrat, dass eine schwarze Frau nichts in einem Saloon zu suchen hatte. Man schrieb das Jahr 1887; der Bürgerkrieg war gerade mal zwanzig Jahre vorbei. Und Frauen besaßen nur einen Bruchteil der Rechte, die Männer hatten.
Andererseits war Manypenny mit Sicherheit eine schillernde Persönlichkeit, und Travis hatte das Gefühl, dass es der Saloonbesitzer genoss, einen kleinen Skandal zu inszenieren. Es würde sicherlich in der Stadt Gerede provozieren, was mit Sicherheit mehr neue Kunden brachte, als alte zu verscheuchen.
Manypenny widmete sich wieder seiner Arbeit, und Travis brachte Durge und Lirith zur Tür.
»Was ist ein Deputy?«, fragte Durge.
Travis überlegte, wie er es am besten beschrieb. »Gibt es einen Begriff für einen Ritter, der einem anderen Ritter dient?«
»Ein Vasall.« Durge strich sich den Schnurrbart. »Eine ehrenvolle Rolle, wenn man einem guten und edlen Mann dient.«
Travis konnte bereits sehen, wie sich in Durges Kopf die Rädchen drehten. Er fragte sich, ob er den Ritter überreden sollte, nicht zu Tanner zu gehen. Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Aber das konnte warten.
»Lirith«, sagte er, »warum seid ihr beiden eigentlich hierher gekommen?«
Die Hexe lächelte. »Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Durge und ich uns entschieden hatten, Arbeit zu finden.«
17
Liriths erster Abend als Farogeberin war in jeder Hinsicht ein rauschender Erfolg.
»Herr im Himmel, in diesem Kleid können Sie doch kein Faro spielen«, rief Maudie aus, als sie ins Bluebell zurückkehrten und ihr und Sareth erzählten, was im Saloon geschehen war.
»Das hat Mr. Manypenny auch gesagt.« Lirith seufzte und glättete das braune Popelinkleid. »Ich nehme an, dass das hier ein ziemlich unscheinbares Kleid ist. Aber es wird reichen müssen. Ich werde mir kein neues leisten können, bis ich etwas Geld verdient habe.«
»Unsinn«, sagte Maudie in einem Ton, der keinen Raum für Widerspruch ließ. »Hier entlang, Miss Lily.«
Sie nahm den Stock in die eine und Liriths Ellbogen in die andere Hand und führte die verblüffte Hexe die Treppe hinauf.
»Wo gehen Sie hin?«, fragte Durge.
Sareth lachte leise. »Vermutlich zaubern.«
Die Vermutung des Mouraisch war korrekt. Eine halbe Stunde später kamen Lirith und Maudie die Treppe hinunter und betraten das Wohnzimmer. Sofort standen die drei Männer auf.
Durge riss die Augen auf. »Mylady, Sie sehen … Sie sehen …«
»Wie etwas aus einem Traum aus«, murmelte Sareth nachdenklich.
Maudie lachte kehlig. »Sehen Sie, Lily? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mit diesem Kleid Männer in Narren verwandeln würden, wenn sie es nicht bereits wären.«
Liriths Lächeln war beinahe schüchtern – und vielleicht etwas zufrieden –, als sie über das jadegrüne Taftkleid strich, das sie trug und das ihre schlanke Gestalt wie kühles Wasser umschmeichelte. Ein tiefer Ausschnitt enthüllte die dunkle, glänzende Haut der Brüste, die durch das enge Mieder voll und rund gemacht wurden. Das schwarze Haar der Hexe war mit roten Schleifen geschmückt und fiel in leuchtenden Locken auf ihre Schultern. Travis vermutete, dass das Kleid einst Maudie gehört hatte.
Sareth ergriff Liriths Hand. »Seien Sie heute Abend vorsichtig, Beshala.«
Sie berührte seine Wange. »Das werde ich, Beshala.«
Er und Durge waren so gebannt, dass nur Travis bemerkte, wie sich Maudie abwandte, um zu husten, und wie sie sich die Lippen abwischte und einen Fleck auf ihrem Taschentuch hinterließ, der so rot wie die Schleifen in Liriths Haar war.
Die Neuigkeit von Manypennys neuer Farogeberin musste sich in der ganzen Stadt verbreitet haben, denn an diesem Abend war der Mine Shaft bevölkerter als sonst, und ein ordentlicher Teil der Menge drängte sich um Liriths Tisch in der Ecke.
Travis hatte der Hexe auf dem Weg zum Saloon die Spielregeln erklärt – jedenfalls, soweit er sie kannte. Travis gab sich alle Mühe, sie zwischen dem Ausschank von Whiskey und dem Anzapfen neuer Bierfässer im Auge zu behalten. Aber wenn Lirith auch nur einen Fehler machte, fiel er ihm nicht auf – und den Dutzenden von Männern und einer Hand voll von Frauen, die an diesem Abend an ihrem Tisch spielten, auch nicht.
Lirith drehte die Karten mit eleganten Bewegungen um und
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