Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
beizubringen, hatte Alfin so teuer bezahlt. Sie würde Worte und keine Magie benutzen müssen, um ihn zu überzeugen.
Es dauerte, aber schließlich war sie erfolgreich. Sie erzählte Tarus, wie sie dem Spinnenmann begegnet war, und warum sie sich dazu entschlossen hatte, es dem König zu verschweigen, um einen diplomatischen Zwischenfall zwischen Perridon und Calavan zu vermeiden. Tarus sah nicht glücklich aus, aber am Ende gab er nach.
»Ich werde dem König nichts von seiner Anwesenheit sagen«, sagte er und warf Aldeth einen finsteren Blick zu. »Für den Augenblick.«
Aryn seufzte erleichtert. Da das erledigt war, wandte sie sich wieder Teravian zu, da sie wissen wollte, ob er nun etwas gesehen hatte oder nicht, aber der Stuhl des Prinzen war leer.
»Wo ist er?«
Melia lächelte. »Schleicht wieder herum. Er muss gegangen sein, während wir alle von Euch abgelenkt waren, Sir Tarus.«
Der Ritter errötete.
»Nicht schlecht«, sagte Aldeth voller Bewunderung. »Gar nicht schlecht. Der Junge hat das nötige Talent für einen Spinnenmann.«
Melia warf dem Spion einen scharfen Blick zu. »Kommt bloß nicht auf Ideen. Ich glaube, es ist bereits für ihn entschieden worden, welchen Weg er einschlägt.«
Am nächsten Tag war Aryn schrecklich nervös. Nach dem Aufstehen wollte sie sich das Haar bürsten, brachte die Locken aber so durcheinander, dass ihre Dienerin eine Stunde brauchte, um den Schaden zu beheben. Beim Frühstück verschüttete sie ihren Maddok und musste das Gewand wechseln. Und sie rutschte, unfähig sich zu konzentrieren, auf ihrem Stuhl herum, während Lord Farvel mit ihr verschiedene, quälend detaillierte Pläne für ihre Hochzeit durchging und eine Entscheidung von ihr haben wollte.
»Keine Sorge, Mylady«, sagte der alte Seneschall. »Es wird eine wunderbare Hochzeit werden.«
Aryn zwang sich zu einem Lächeln. Lord Farvel war ein gütiger Mann, und er verdiente ihre Aufmerksamkeit und ihren Respekt. Aber er irrte sich, was den Grund für ihre Aufregung anging. Es hatte nichts mit der Hochzeit oder dem Fest am Abend zu tun, bei dem ihre Verlobung verkündet werden würde. Ihr Blick glitt zum Fenster. Wenn der Mond aufging, würde er voll sein. Und die Zeit würde gekommen sein, Mirda eine Antwort zu geben. Aryn wollte der geheimnisvollen Hexe vertrauen, aber ihre sämtlichen Instinkte warnten sie, dass auf diesem Weg große Gefahren lauerten.
Am Nachmittag hatte sie sich noch immer nicht entschieden, und es war Zeit, sich für das Fest vorzubereiten. Sie stand stundenlang unbeweglich da, während ihre Dienerinnen um sie herumschwirrten, sie badeten, mit Blüten parfümierten, ihr Haar zu aufwändigen Türmen aus Locken und Strähnen arrangierten und ihr in ein pompöses, himmelblaues Gewand hineinhalfen. Als sie den Großen Saal betrat, kam sie sich weniger wie eine Person als vielmehr wie eine übergroße Puppe vor.
»Ihr seht großartig aus, Mylady«, sagte eine brummige Stimme hinter ihr.
Es war der König. Aryn stützte sich dankbar auf seinen starken Arm – mit dem schweren Gewand und der aufgetürmten Frisur kämpfte sie gegen das Gefühl an, jeden Augenblick umfallen zu müssen – und ließ sich von ihm zur Hohen Tafel führen. Teravian stand am Fuß des Podestes, wie gewöhnlich ganz in Schwarz gekleidet. Allerdings war seine Kleidung kostbarer als sonst, und die Silberbrosche an seinem Hals sorgte für einen auffälligen Kontrast. Seine Miene war ernst, und er sah älter aus als am Vorabend.
Aryn machte einen Hofknicks vor dem Prinzen, und er verneigte sich tief, aber sie berührten einander nicht. In den Saal kehrte Ruhe ein, als König Boreas eine Ansprache hielt – die Aryn viel zu lang fand, während sie dort mit schmerzenden Beinen stand und wünschte, sich setzen zu können –, in der es um die Freude der kommenden Hochzeit ging und wie glücklich diese Verbindung doch war. Die ganze Zeit war sich Aryn bewusst, dass Königin Ivalaine an der Hohen Tafel saß und den Blick nicht etwa auf Boreas oder sie gerichtet hielt, sondern auf Teravian.
Schließlich kam der König zum Ende, und der ganze Saal applaudierte. Dann geleitete der König Aryn und Teravian zur Hohen Tafel, setzte sie in der Mitte links und rechts neben sich und befahl, mit dem Festmahl zu beginnen. Sofort füllte sich der Saal mit lautstarken Unterhaltungen, Lachen und Musik.
Aryn war wie betäubt. Sie schmeckte kaum das Essen, das man vor sie hinstellte, und obwohl ihr bewusst war, dass Boreas
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