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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gefährlichen Plan, und auch wenn sie nicht das Amt der Frau in dem Hexenzirkel bekleidete, war sie es doch und nicht Ivalaine, die die Fäden der meisten Hexen kontrollierte. Aryn verspürte einen Stich der Furcht, der von Entschlossenheit sowie Aufregung ersetzt wurde.
    »Ich will mich euch anschließen«, sagte sie und trat vor. »Ich will ein Teil dessen sein, was ihr tut.«
    »Das ist kein kleiner Schritt, zu dem Ihr Euch da entschieden habt, Schwester. Seid Ihr sicher?«
    In ihrem ganzen Leben war sich Aryn bei einer Sache noch nie so sicher gewesen. »Ja.«
    Mirdas Miene blieb ernst, aber es hatte den Anschein, als würde sie flüchtig lächeln. »Wenn die Königin morgen Calavere verlässt, werde ich als Eure Lehrerin hier bleiben. Es gibt andere auf Ar-Tolor, die meine Arbeit fortsetzen können.«
    Bei dieser Nachricht tat Aryns Herz einen Sprung – sie konnte sich keine bessere Lehrerin als Mirda vorstellen –, aber dann erschrak sie aufs Neue. »Der Schwarze Turm!«, stieß sie hervor, als zwei Dinge in ihren Gedanken zusammenkamen.
    Mirda sah sie fragend an, und Aryn erklärte schnell, dass Grace und die anderen in der Hoffnung, Travis Wilder zu finden, zum Schwarzen Turm aufgebrochen waren.
    Aryn zitterte nun förmlich. »Aber dieser andere Runenbrecher, der loyal zu Liendra steht, könnte sich auch dort aufhalten. Vielleicht ist er sogar schon da.«
    »Dann fürchte ich, dass Eure Schwester Grace und ihre Freunde sich in schrecklicher Gefahr befinden.«
    »Ich muss sie warnen.« Aryn ging auf und ab. »Aber das ist unmöglich, oder? Der Schwarze Turm steht meilenweit von hier entfernt mitten in der Wildnis. Ich könnte niemals einen Kurier so weit schicken.«
    »Warum geht Ihr dann nicht selbst, Schwester?«
    Sie starrte die Hexe an. »Ich kann nicht zum Schwarzen Turm reisen.«
    »Vielleicht nicht im Körper. Aber im Geist?«
    Jetzt begriff Aryn, worauf Mirda hinauswollte. Sie zögerte, aber sie musste es versuchen, um Graces willen. Für Eldh.
    Benutze deine Macht. Benutzte sie für das Gute.
    »Helft mir«, sagte sie laut.
    Mirda zeigte auf einen Stuhl vor dem Feuer. »Setzt Euch. Jetzt schließt die Augen.«
    Aryn gehorchte. Sie spürte Mirdas leichte Berührung an den Schläfen.
    »Jetzt ergreift die Weltenkraft. Folgt den Lebensfäden, und an jeder Kreuzung fragt Ihr sie nach dem Weg zu Euren Freunden. Vergesst nicht, das Leben kann Euch nicht belügen. Nicht wenn Ihr Euch treu seid.«
    Aryn zögerte, hielt den Atem an. Dann griff sie mit der Gabe zu und erblickte das schimmernde Netz des Lebens um sie herum. Sie folgte ihrem Faden und kam schnell zu einer Kreuzung verschiedener Stränge. Sie überprüfte sie. Hier entlang, summte einer der Fäden. Sie eilte weiter, kam zur nächsten Kreuzung. Folge mir.
    Immer wieder prüfte sie die Stränge des Netzes und folgte ihnen; sie war sich dabei nur undeutlich bewusst, dass sie nicht im Garten stecken geblieben war, dass das Schloss weit hinter ihr lag und dass ihr Bewusstsein durch tiefe Wälder und über einsame, sternenerhellte Berge flog.
    Grace, ich komme!, rief sie mit ihrem ganzen Wesen.
    Und Aryn folgte den schimmernden Strängen, und die Meilen blieben hinter ihr zurück.

25
    Eine Stimme rief sie.
    Grace strengte sich an, versuchte zuzuhören. Sie hatte den Eindruck, dass sie die Stimme kennen musste, aber sie war so schwach und so weit weg, dass sie sich nicht sicher sein konnte, ob sie sie tatsächlich gehört hatte. Die Welt war dunkel und leer, und sie war ganz allein. Aber das stimmte nicht, oder? Irgendwie war sie doch nicht allein.
    Grace … sagte die Stimme, und sie wachte auf.
    Das Erste, was ihr bewusst wurde, war, dass sie noch immer Fellring umklammert hielt; sie drückte das zerbrechliche Schwert an die Brust. Das Zweite war, dass der Boden unter ihr schwankte. Ein Erdbeben? Dann sprühte kalte Gischt auf ihr Gesicht, und sie wusste, dass es das nicht war.
    Grace setzte sich auf. Die grauen Turmspitzen von Ur-Torin schrumpften bereits in der Ferne zusammen; das Schwarze Schiff raste aus der Bucht, die blutroten Segel vom schneidenden Wind aufgebläht. Graces Herz machte einen Freudensprung, als sie einen weißen Schimmer sah – das Elfenschiff? –, aber nein, es war nur ein Eisberg, der weit an Steuerbord vorbeitrieb.
    Sie und die anderen befanden sich auf dem vorderen Teil des Schiffes. Beltan und Vani waren die Rücken zueinander an den Vormast gefesselt worden. Ihre Arme und Beine wurden von dicken Tauen gehalten,

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