Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
legte Durge den Arm um die Schulter. Das zog noch mehr Blicke auf sich. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich fürchte ja«, sagte Durge gerade laut genug, dass die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft es hören konnten. »Sie haben gehört, dass der Sheriff krank ist? Anscheinend haben das auch andere gehört und wollen die Situation ausnutzen.«
Durge war ein besserer Schauspieler, als Travis gedacht hätte. Seine Worte klangen angemessen grimmig, aber es lag auch etwas Privates in ihnen, so als seien sie nur für Lirith bestimmt. Aber Travis entging nicht, dass sich einige Ohren auf den Ritter konzentrierten.
Lirith nippte an ihrem Glas. »Wovon sprechen Sie?«
»Mir sind da Geschichten zu Ohren gekommen«, sagte Durge. »Es heißt, ein Revolvermann würde in die Stadt kommen, und dass er plant, den Anführer des Kreuzzugs für Anstand zu einem Duell herauszufordern.«
Lirith legte eine Hand an den Hals. Die Hexe hatte auch ein Talent fürs Dramatische. »Ein Revolvermann?«
»Das ist richtig. Ich muss auf der Hut sein. Man erzählt sich, er würde übermorgen nach Sonnenuntergang in der Stadt eintreffen – ein Mann namens Tyler Caine.«
Der Saloon war so still, dass Liriths nächste Worte beinahe wie ein Aufschrei klangen.
»Tyler Caine der Killer? Er kommt nach Castle City?«
Das Echo von Liriths Worten verhallte. Sie und Durge warfen misstrauische Blicke um sich – Travis hielt das für eine gelungene Geste.
»Ich sollte lieber gehen«, sagte Durge. »Ich muss nach Caine Ausschau halten. Ich weiß nicht, wer der Anführer des Kreuzzugs ist, aber das spielt auch keine Rolle. Ich kann nicht zulassen, dass dieser Caine ihn zum Duell herausfordert. Ganz egal, was die Ehre eines Mannes auch verlangt, Schießereien verstoßen gegen das Gesetz.«
Lirith berührte seine Hand. »Seien Sie vorsichtig.«
Durge tippte sich an die Hutkrempe, dann verließ er den Saloon. Einen Augenblick später hörte man wieder Konversation, nur diesmal viel lauter als zuvor.
»Haben Sie das gehört?«, sagte Manypenny in einem Bühnenflüstern, das man noch eine Meile entfernt hätte hören können.
»Was denn?«, fragte Travis unschuldig und sammelte leere Whiskeygläser ein.
Manypenny starrte ihn finster an. »Kommen Sie schon, Mr. Wilder, Sie müssen doch gehört haben, was der Deputy gesagt hat. Er kommt her, nach Castle City – Tyler Caine!«
»Gerüchten kann man nicht glauben«, sagte Travis, obwohl ziemlich offensichtlich war, dass Manypenny genau das tat.
Der Wirt strich sich über den gewachsten Schnurrbart, sein Blick funkelte begierig. »Wer auch immer hinter diesem verfluchten Kreuzzug für Anstand steckt, er kann unmöglich ein Duell gegen einen Revolverhelden wie Tyler Caine gewinnen. Himmel, Caine ist ein richtiger Held.«
»Ich dachte, er sei ein Mörder«, sagte Travis, aber anscheinend konnte Manypenny ihn nicht hören, weil die Gäste lautstark nach Whiskey verlangten.
Eine Stunde später hatte Travis endlich Gelegenheit, mit Lirith zu sprechen. Der Whiskey hatte sein Werk vollbracht, und die Männer im Saloon, die zuvor still und mürrisch gewesen waren, stürzten ihn nur so herunter. Niemand hörte Travis und Lirith zu.
»Es funktioniert, nicht wahr?«, sagte sie.
Travis nickte. »Ich nehme an, im Moment macht das Gerücht in der ganzen Stadt die Runde. Ich glaube, die Leute sind verzweifelt. Sie klammern sich an jede nur erdenkliche Hoffnung. Es sieht so aus, als würde sich Ihre Vision bewahrheiten. Tyler Caine kommt nach Castle City.«
Sie erwiderte seinen Blick. »Tatsächlich?«
»Was meinen Sie?«
»Tyler Caine ist ein Krieger, der darin sehr geschickt ist, diese Revolver zu bedienen, die die Männer dieser Welt als Waffe benutzen. Und Sie …«
Travis grinste schwach. »Und ich habe zwei Tage, um zu lernen, wie man schießt.«
Am nächsten Morgen stand Travis in aller Frühe auf. Er wusch sich das Gesicht in der Waschschüssel, nahm das Rasiermesser, das Maudie Durge geliehen hatte, und blickte in den Spiegel. In den vergangenen Wochen hatte er sich beim Barbier rasieren lassen, aber er trug noch immer seinen Spitzbart, und das war eine Arbeit, die er selbst machen musste. Er konzentrierte sich darauf, die Hand still zu halten, hob das Rasiermesser und kratzte die Barthaare vom Kinn.
Als er fertig war – und die Blutung aufgehört hatte –, war von dem Spitzbart nur noch ein rotblonder Schnurrbart übrig geblieben. Er nahm die Nickelbrille von der Kommode, klappte die Bügel zur
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