Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
keine Rolle. Nichts davon ändert etwas an der Tatsache, dass Mr. Samson in Gefahr ist. Ich habe versagt, denn es war meine Pflicht, ihn zu beschützen, und jetzt muss ich einen Weg finden, ihn zu befreien. Kann ich diesen Zettel sehen, den Sie erwähnt haben?«
Lirith hatte ihn. Sie entfaltete ihn und gab ihn dem Sheriff.
Tanner grunzte überrascht. »Sie wollen, dass Sie zur Bar L Ranch kommen?«
Travis nickte. »Wissen Sie, wo das ist?«
»Südlich von der Stadt«, erwiderte Tanner. »Neben dem Besitz von Dominguez.«
Durge fluchte. »Ich hätte es wissen müssen, dass der Feind in der Nähe lauert. Dort habe ich die gerissenen Lämmer gefunden. Aber zu dieser Zeit wussten wir nicht, dass er uns gefolgt ist. Das große Herrenhaus, das ich dort sah, muss seinem Verbündeten gehören, dem Anführer des Kreuzzuges. Diesem Lord Hale.«
»In einem haben Sie Recht, Mr. Dirk. Die Männer des Kreuzzugs werden Sie auf ihrem Territorium treffen wollen. Und ich vermute, dass die Bar L dem Mann gehört, der sie anführt.« Tanner senkte den Zettel. »Aber die Ranch gehört nicht Mortimer Hale. Nicht mal Hale hat so viel Geld.«
Travis wollte schlucken, aber sein Mund war wie ausgetrocknet. »Wem gehört die Ranch dann?« Aber er hatte die Frage noch nicht zu Ende formuliert, als er die Antwort auch schon kannte. Die Ranch hieß Bar L. Und das L konnte nur für einen stehen, für …
»Aaron Locke«, sagte Tanner. »Besitzer der Ersten Bank von Castle City. Und der reichste Mann der Stadt. Mortimer Hale haben nur die Kleider am Leib gehört, bevor Locke ihn aufnahm und ihm die Zeitung überließ.«
Und im Gegenzug hatte Hale den Clarion dazu benutzt, Locke dabei zu helfen, die Stadt an sich zu reißen – und dabei die ganze Zeit makellos und unverdächtig zu bleiben. Travis musste an all die Gelegenheiten denken, bei denen Aaron Locke und seine Bankangestellten in den Saloon gekommen waren. Travis war immer froh gewesen, sie zu sehen, hatte ihnen ihre Drinks gebracht. Locke hatte immer einen so fröhlichen Eindruck gemacht, auf seinem jungenhaften Gesicht war stets ein fröhliches Lächeln gewesen.
»Warum jetzt?«, sagte Lirith. »Wenn sich Lord Locke so viel Mühe gegeben hat, uns zu täuschen, warum hat er sich dann jetzt mit diesem Zettel als der Anführer des Kreuzzugs entlarvt?«
»Stolz«, sagte Durge. »Ein Mann, der stolz auf sein Werk ist, kann nicht widerstehen, es als das seine zu präsentieren.«
Tanner nickte. »Mr. Dirk, ich glaube, da haben Sie Recht.«
»Wenigstens wissen wir jetzt, gegen wen wir kämpfen«, meinte Travis.
Maudie rang die Hände. »Aber Sie können nicht gegen sie kämpfen, Mr. Wilder. Nicht gegen sie alle. Aaron Locke ist ein mächtiger Mann. Wer weiß, wie viele Männer für ihn arbeiten?«
Travis machte in Gedanken eine Liste. Gentry. Ellis. Wilson. Die Kreatur, die einst Calvin Murray gewesen war. Maudie hatte Recht, er konnte nicht gegen sie alle kämpfen. Aber vielleicht war das auch gar nicht nötig. Wie war noch mal die Idee gewesen, zu der Bruder Cy ihm den letzten Anstoß gegeben hatte?
»Was ist, wenn wir nicht gegen sie alle kämpfen, Maudie?«, sagte er. »Was ist, wenn wir nur gegen einen von ihnen kämpfen?«
Die anderen sahen ihn begriffsstutzig an, mit Ausnahme von Tanner. »Sie reden davon, Aaron Locke zu einem Duell herauszufordern.«
»Er ist ein stolzer Mann, das wissen wir. Glauben Sie, er würde sich darauf einlassen?«
»Ihm wird nichts anderes übrig bleiben«, sagte Tanner. »Die Art Männer, die für ihn arbeiten, respektieren nur eines: Macht. Wenn ein Mann Locke herausfordert, werden sie von ihm erwarten, dass er die Herausforderung annimmt. Aber das bedeutet nicht, dass es ein faires Duell sein wird. Lockes Männer würde es nicht stören, wenn dabei betrogen wird. Davon abgesehen habe ich gehört, dass Locke ein Meisterschütze sein soll.«
Travis machte sich weniger Sorgen wegen Lockes Geschick mit einem Revolver, als er sich wegen des Zauberers machte. Aber Sareth hatte berichtet, dass der Scirathi sich nicht selbst die Hände schmutzig machen würde, dass er die grobe Arbeit seinen Henkersknechten überließ. Und das bedeutete, dass sie vielleicht eine Chance hatten, selbst wenn Locke und seine Männer betrogen.
»Also könnte das funktionieren«, sagte er.
»Nein, Mr. Wilder. Das wird es nicht.« Tanner hob die rechte Hand. Sie zitterte so stark, dass ihre Umrisse verschwammen. »Ich kann kein Duell bestehen.«
»Nein, aber ich.«
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