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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verglichen mit den Domänen in hundert Jahren weniger verändert und sie deshalb eine bessere Chance haben würden, ihr Ziel intakt zu erreichen, wenn sie beim Durchgang durch das Tor die uralte Stadt visualisieren würden. Lirith Begründung war anders, aber nicht weniger zwingend: Sie wusste, wo sie in Tarras die von ihr benötigten Kräuter und Medizin finden würde.
    Die ersten drei Tage waren die schlimmsten. Sareth verlor immer wieder das Bewusstsein, er hatte Schüttelfrost und schwitzte, und Lirith kümmerte sich ohne Pause um ihn. Sie schickte Durge und Travis auf viele Besorgungen, um Kräuter, Gewürze und Öle zu holen. Ihre Medizin zeigte Wirkung, senkte das Fieber und die Stärke der Krämpfe. Trotzdem hatte es den Anschein, als sei ihre Arbeit umsonst. Seine Wangen fielen noch mehr ein, auf seinem Beinstumpf bildeten sich dunkle Striche, die sich über seinen ganzen Körper ausbreiteten.
    Als in der dritten Nacht sich der Vollmond über das Meer erhob, klopfte es an der Tür. Durge öffnete sie, und drei Frauen in grünen Gewändern rauschten herein. Travis sah sofort, dass es sich um Hexen handelte. Hatte Lirith nicht einst erzählt, in Tarras einen Zirkel gefunden zu haben? Doch sie benahmen sich merkwürdig und lebten im Untergrund, ganz anders als die Hexen im Norden. Aber sie waren gekommen.
    Die drei Frauen sagten kein Wort. Oder zumindest nichts, das Travis oder Durge mithören konnten. Aber Lirith stand schnell auf und sah die Hexen gebannt an. Die drei Frauen fassten sich an den Händen und bildeten zusammen mit Lirith einen Kreis um Sareth. Sie schlossen die Augen, und es schien sich nichts zu tun, während sie eine Stunde reglos dastanden.
    Dann setzte sich Sareth auf, und sein Blick war klar.
    Wortlos drehten sich die drei Frauen in Grün um und verschwanden wieder in der Nacht. Lirith lag auf den Knien, die Arme um Sareth geschlungen, und schluchzte.
    »Beshala«, sagte er leise und lehnte seinen Kopf an den ihren. »Ich bin hier, Beshala. Ich werde dich nie mehr verlassen.«
    Sie rückte von ihm ab, sah ihn ängstlich an. »Nie mehr, Sareth?«
    »Nein«, sagte er. Und dann erneut: »Nein.«
    Sie stieß ein Keuchen aus. Der Augenblick war zu intim, zu sehr mit neuem Schmerz beladen. Travis und Durge zogen sich in das andere Zimmer zurück und schlossen die Tür hinter sich.
    Danach gewann Sareth jeden Tag an Kräften. Nach einer Woche machte er Musik mit einer Schilfflöte, die er sich gebastelt hatte. Nach zwei Wochen ging er mit dem neuen Holzbein, das Durge für ihn gemacht hatte, im Haus umher, und nach drei Wochen machte er seine ersten Schritte draußen. Farbe kehrte in seine kupferfarbenen Wangen zurück. Er lachte oft, vor allem, wenn Lirith in der Nähe war.
    Ihre Liebe war ihm in seinem Lächeln und seinen Augen anzusehen. Trotzdem spürte Travis, dass es da etwas gab, das die beiden voneinander fern hielt. Ihre Berührungen waren zärtlich, aber verstohlen, flüchtig. Den Grund dafür kannte Travis nicht, und es ging ihn auch nichts an, also fragte er nicht.
    Sareth war nicht der Einzige, der sich in den Wochen erholte. Sie alle waren nach den schrecklichen Geschehnissen in Castle City schwach und erschöpft gewesen. Aber die Wunde in Durges Seite heilte unter Liriths Pflege, und Lirith selbst schien in der warmen tarrasischen Sonne wie eine Blume aufzublühen.
    Die Verletzungen, die Travis bei der Schießerei davongetragen hatte, waren geheilt worden, als er den Blutmagiezauber gegen den Scirathi gewendet hatte – obwohl er nicht aufhören konnte, mit der Zunge nach dem ausgeschlagenen Zahn zu tasten. Was den Schnitt anging, den er sich auf seinem Arm beigebracht hatte, der war beim Passieren des Tores verschwunden. Manchmal fuhr er mit dem Finger über die blasse Narbe. Wie viele würde sein Körper in den kommenden Jahren noch aufweisen? Würde er eines Tages gezwungen sein, eine Maske zu tragen, um sein zerstörtes Gesicht zu verbergen?
    So beunruhigend diese Gedanken auch waren, er brütete nicht darüber nach. Tatsache war, dass er sich trotz des fremden Blutes in seinen Adern gut fühlte. Nicht mächtig oder seltsam oder schrecklich. Einfach nur gut. Die Stimmen der Runenmeister in seinem Kopf schwiegen, und selbst Tanners Wissen über Revolverduelle – das ihm Lirith verschafft hatte – war verschwunden, als der Zauber verblasst war. Er war Travis: nicht mehr und nicht weniger.
    Ihre einzige richtige Sorge war das fehlende Geld. Die Miete musste gezahlt werden, und

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