Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Schatten hielt mitten im Schlag inne. Er flimmerte, peitschte durch die Luft und schlängelte sich um Travis’ Arm. Übelkeit stieg in Travis auf, denn er fühlte, wie der Schatten an der Wunde saugte. Die schwarze Masse pulsierte, wurde größer, schlanker und viel stärker, als sie vorher gewesen war.
    »Ja, so ist gut«, flüsterte Travis. »Trink.«
    Der Scirathi bewegte sich nicht, starrte mit leeren goldenen Augen …
     … und wirbelte herum, um aus dem Zimmer zu fliehen.
    Mit einem Ruck des Handgelenks schickte Travis den Schatten los, um seine Arbeit zu tun. Die Viper traf den Zauberer wie ein schwarzer Speer in den Rücken. Etwas Goldenes flog durch die Luft und landete dann klappernd auf dem Boden. Der Scirathi schrie auf, riss die Arme hoch und bäumte sich auf, als der Schatten ihn durchdrang. Dann war er verschwunden.
    Der Zauberer stürzte zu Boden. Sein schwarzes Gewand war dort, wo ihn der Schatten getroffen hatte, unversehrt. Trotzdem regte er sich nicht mehr.
    »Nun«, sagte eine heisere, aber schockierend fröhliche Stimme, »das war ein bemerkenswertes Schauspiel.«
    Jack kroch über den Boden, hob etwas auf und zog sich an der Kommode auf die Füße. Er war aschfahl, aber seine blauen Augen strahlten.
    »Jack«, krächzte Travis. In seinem Körper schmerzte jeder Muskel und jede Sehne, so als würde er sich von einem schweren Fieber erholen. »Jack, alles in Ordnung?«
    »Ich wollte dich das Gleiche fragen. Du bist so weiß wie ein Laken. Mir geht es wieder gut, danke. Obwohl, wenn es mir nicht gelungen wäre, die Dinge mit der Rune der Zeit anzuhalten, ginge es mir gar nicht gut. Mein Herz fühlte sich an, als wollte es aus der Brust springen. Ein schöner Zauber, den dieser Bursche da weben konnte.«
    Jack hob den Gegenstand hoch. Es war die Goldmaske des Scirathi. Er drehte sie um, dann hob er sie höher. »Ich frage mich, ob ich es wohl schaffen würde …«
    »Versuch es erst gar nicht«, sagte Travis.
    Jack seufzte, dann warf er die Maske zurück auf den Boden. »Ich vermute, du hast Recht. Eine Art Zauberei reicht völlig für mich aus.« Er hob eine Braue. »Obwohl ich nicht glaube, dass das für dich noch länger zutrifft.«
    Travis hob die Hand. Die Wunde hatte sich geschlossen, nur eine kaum sichtbare weiße Narbe war geblieben. Von dem Blut war keine Spur mehr zu sehen. Er verspürte Angst. Aber da war auch ein anderes Gefühl, das noch unbehaglicher war. Es war Aufregung.
    Travis ging zu dem zusammengefallenen schwarzen Körper. Er drehte ihn mit dem Stiefel um. Die Ruine eines Gesichts starrte ihm entgegen, es war so von Narben übersät, dass es kaum noch menschlich war. Allein die Augen enthüllten, dass dies einst ein Mann gewesen war; sie starrten ins Leere. Travis ging auf die Knie, griff in das Gewand des Zauberers und holte das Tor-Artefakt hervor.
    Jack trat neben ihn. »Ich schätze, das bedeutet, dass du bald aufbrichst.« Seine Stimme klang traurig, aber schicksalsergeben.
    Travis lächelte seinen alten Freund an. »Keine Sorge, Jack. Ich werde dich wieder sehen.«
    »Nein, ich sehe dich wieder. In etwa einem Jahrhundert oder so. Aber ich fürchte, es wird nicht andersrum sein.«
    Travis nahm die Brille ab. Beide Gläser waren gesprungen; in der ganzen Aufregung hatte er es nicht einmal bemerkt. »Ich glaube, die sollte ich dir geben. Zur sicheren Aufbewahrung.«
    Jack nahm die Nickelbrille, klappte sie zusammen und schob sie in eine Westentasche. »Ich gebe sie dir zurück, wenn wir uns wieder sehen.«
    Travis fröstelte. Wie konnte man sich von jemandem verabschieden, von dem man wusste, dass man ihn niemals lebendig wieder sehen würde? Aber manchmal blieb einem nichts anderes übrig. »Danke, Jack.« Er nahm Jacks Rechte mit beiden Händen und drückte fest zu. »Für alles.«
    Jacks Lächeln war etwas verwirrt, trotzdem lag Fröhlichkeit darin. »Bei der Liebe von Isis und Osiris, natürlich, mein Junge. Keine Ursache. Findest du nicht, wir sollten die anderen finden und sehen, wie es ihnen geht? Ich vermute, sie haben alle einen ganz schönen Schreck bekommen. Wir sollten mit ihnen eine Tasse Tee trinken, bevor ihr geht.«
     

 
    DRITTER TEIL Der Schwarze Turm
     

 
    32
    Travis hatte immer gehört, die Zeit sei wie ein Fluss: ein großer Strom, der unerbittlich auf sein Ziel zufloss und auf dessen Strömungen man nur treiben konnte. Aber für Travis war die Zeit eher wie ein Korridor mit vielen abzweigenden Räumen – Räumen, in denen man eine Zeit lang

Weitere Kostenlose Bücher