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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ein bisschen dumm für eine Königin. Aber Schlagfertigkeit war wohl noch nie eine Voraussetzung für das Königtum.« Sie rollte mit dem einen Auge und deutete damit auf Kel.
    Der König schien es nicht zu bemerken. »Lies für mich die Knochen, Hexe.«
    Grisla ging in die Hocke und holte eine Hand voll dünne, vergilbte Gegenstände aus einem Lederbeutel. Grace hielt sie für Metakarpale – Mittelhandknochen. Jeder war mit einem eckigen Symbol versehen. Die Alte hielt die Knochen in den Händen und murmelte ein paar Worte, dann warf sie sie zu Boden.
    Sie blies die Luft aus, ihre Lippen flatterten.
    Kel beugte sich neugierig herunter. »Was ist?«
    »Ein großer Schlamassel.«
    Kels Gesicht verdunkelte sich. »Nun, dann wirf sie eben noch mal, wenn die Magie nichts taugt.«
    »Euer Gehirn taugt nichts, so wie ein Stück Fleisch, das in der Sommersonne gelegen hat.« Die Hexe ließ die gekrümmten Finger über die Knochen flattern. »Ihr habt Euch in einen Schlamassel reingeritten. Wenn Ihr zurück nach Kelcior geht, schwebt Ihr in schrecklicher Gefahr, und Ihr werdet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf schreckliche und peinliche Weise sterben.«
    Der König verschränkte die Arme. »Nun, das hört sich nicht viel versprechend an. Und was, wenn ich in Embarr bleibe?«
    »Noch schlimmer.«
    Kel fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Wenn ich nicht zurück kann, und wenn ich auch nicht hier bleiben kann, dann schätze ich, dass ich woanders hingehen muss.«
    Die Hexe rollte mit dem Auge. »Welch brillante Schlussfolgerung, Euer Offensichtlichkeit.«
    »Sagen dir die Knochen, wo ich hingehen soll?«
    Grisla schnaubte angewidert. »Ich bin eine Hexe, ich plane keine Landpartie. Das müsst Ihr schon allein entscheiden.« Sie sammelte die Knochen wieder ein.
    Die anderen fingen eine Unterhaltung mit dem König an, aber Grace schob sich näher an die Hexe heran. »Das sind Runen, oder? Die Symbole auf Euren Knochen. Ihr habt einmal Travis einen davon gegeben, die Rune der Hoffnung.«
    »Und, hat er sie noch?«
    »Die Rune?«
    »Nein, Hoffnung.«
    Grace dachte darüber nach. »Ich glaube, ich habe Hoffnung für ihn.«
    »Wie wir alle«, murmelte Grisla und stopfte die Knochen zurück in den Beutel. »Wie wir alle.«
    »Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.« Grace deutete auf den Beutel. »Ich wusste nicht, dass Hexen Runen benutzen können. Ich glaubte, Frauen können nicht mit ihnen umgehen.«
    Grisla schenkte ihr einen durchbohrenden Blick. »Können nicht mit ihnen umgehen? Oder dürfen es nicht?«
    Das war eine gute Frage. Wie viele Berufe hatte man Frauen im Laufe der Jahrhunderte auf der Erde verboten auszuüben, und zwar nicht, weil sie sie nicht ausüben konnten, sondern weil sich die Männer geweigert hatten, ihnen den Zugang zu gewähren? Vielleicht hatten die Runensprecher einfach nur keine Frauen in ihren Orden aufnehmen wollen. Aber was war mit dem Gegenteil?
    »Es stimmt, mir ist nie eine Runensprecherin begegnet«, sagte sie. »Aber ich habe auch nie einen Hexer gesehen.«
    Grisla zeigte ein lückenhaftes Gebiss, als sie grinste. »Tatsächlich nicht, Mädchen? Das glaube ich aber doch, obwohl es stimmt, dass er dich nicht sehen konnte. Zumindest nicht mit sterblichen Augen.«
    Grace fröstelte. »Ihr meint Daynen, nicht wahr?« Sie wusste, dass der Junge, den sie in Falanor gefunden hatten, eine Vision seines eigenen Todes gesehen hatte, eine Vision, die sich später bewahrheitet hatte.
    »Du wirst noch einen anderen sehen«, sagte Grisla jetzt mit sanfter Stimme, und wieder wurde Grace an die alte weise Frau Vayla erinnert. »Diesmal keinen Jungen, sondern jemanden, der gerade erst zum Mann wurde. Sein Talent ist stark ausgeprägt – so stark wie deines. Aber ein Hammer muss genauso stark sein wie der Amboss, auf den er schlägt, nicht wahr?«
    Grace war sich nicht sicher, was sie damit meinte. Sie legte die Arme um die Knie und zog sie an die Brust; dabei fragte sie sich, ob das alles wirklich der Wahrheit entsprechen konnte. »Also können Männer Hexer sein«, murmelte sie. »Und Hexen können Runen sprechen. Aber ich verstehe es nicht. Sie scheinen so unterschiedlich zu sein. Runenmagie und die Weltenkraft, meine ich.«
    Grisla zuckte mit den knochigen Schultern. »Manchmal stellt sich heraus, dass zwei Dinge, die verschieden zu sein scheinen, in Wahrheit genau dasselbe sind.«
    Grace fiel nichts ein, bei dem das stimmte. Oder doch? Sie starrte die Hexe an. »Vayla?«,

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