Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Rücken gekrümmt. Die zerfetzten Wämser waren blutverkrustet, Ketten klirrten an ihren Fußgelenken, während sie sich vorwärts schleppten.
    »Wer sind sie?«, flüsterte Grace gedankenverloren. Aber der Kaufmann hatte sie gehört und beantwortete ihre Frage.
    »Sie sind die Missetäter.«
    Sie sah den Mann an. »Die Missetäter?«
    »Die, die gegen die Edikte verstoßen haben.« Er kniff die Augen zusammen. »Ihr kennt doch die Edikte, oder?«
    Plötzlich fühlte sie eine Beklemmung in der Brust; sie kämpfte um Luft. »Ich bin mir nicht … das heißt, ich …«
    Trotz des Drucks der Menge trat der Kaufmann einen Schritt zurück; er riss die Augen weit auf. »Jeder kennt die Edikte, Mylady. Selbst kleine Kinder.« Er drückte die Hände zusammen und fing an, schnell zu murmeln, so als würde er die Worte einer Litanei sprechen. »Man darf dem Willen des Meisters nicht widerstehen. Man darf keine Dinge tun, die die Mehrzahl nicht tut. Man muss sein Herz geben, sollte es der Rabe verlangen …«
    Grace schlug eine Hand vor den Mund, aber sie konnte ein Aufstöhnen nicht verhindern. Beltan warf ihr einen besorgten Blick zu. Bevor sie etwas sagen konnte, hob der Kaufmann den Arm und zeigte mit einem zitternden Finger auf sie.
    »Ihr seid eine Häretikerin«, flüsterte er. »Ihr befolgt die Edikte nicht, genau wie diese Missetäter. Aber ich werde mich nicht von Euch anstecken lassen.« Seine Stimme hob sich zu einem schrillen Gezeter. »Häretikerin!«
    Bis zu diesem Augenblick hatten die Leute die Straße beobachtet, aber jetzt wandten sich mehrere Köpfe in Graces Richtung.
    Beltan lehnte sich zu ihr. »Wir sollten besser hier verschwinden.«
    Aber in diesem Augenblick kam die Prozession um die Ecke und marschierte die Straße entlang. Voraus ritt ein Mann auf einem grauen Pferd, und es bestand nicht der geringste Zweifel, dass er der Herzog war. Er trug elegante schwarze Kleidung, mit einem langen Umhang, der hinter ihm herwehte, und sein Ausdruck war stolz und wild. An seiner Seite hing eine verzierte Schwertscheide, an seinen Fingern funkelten Edelsteine. Aber Grace starrte nicht seine prächtige Aufmachung an. Es war das Symbol, das mit Asche auf seine Stirn gemalt war. Es war der Flügel eines Raben. Oder ein blindes, starrendes Auge.
    Hinter ihm marschierten sie in Viererreihen, und Grace konnte das Ende der Prozession nicht sehen: Reihen von Gestalten in Schwarz. Ihre Kutten wiesen schwere Kapuzen auf, aber ein paar von ihnen hatten die Kapuzen zurückgeschlagen, und auf der Stirn trugen sie das gleiche Symbol wie der Herzog. Nur dass einige von ihnen nicht mit Asche gezeichnet waren, sondern mit einem wulstigen Brandmal.
    Aus der Mitte der Prozession erhob sich eine Reihe von Pfählen, die jeweils von mehreren Kuttenträgern gehalten wurden. Oben an den Pfählen waren schlaffe Gestalten festgebunden, die wie mit Wasser gefüllte Ledersäcke hin- und herschwankten. Grace brauchte eine lange Sekunde, bevor ihr klar wurde, dass es sich um Menschen handelte. Oder dass es zumindest einmal welche gewesen waren, bevor man ihnen Hände und Füße abgehackt und die Augen ausgestochen hatte. Sie verspürte einen Brechreiz.
    Darum sind in dieser Stadt die Dinge so geordnet und effizient. Wenn du es wagst, gegen die Regeln zu verstoßen, wenn du es wagst, irgendwie anders zu sein, dann passiert dir das hier.
    Noch mehr Kuttenträger in Schwarz kamen um die Ecke. Ein Gesang erklang.
    Atme das Feuer, Trink das Eis,
Der Schatten sei dein Geliebter.
 
Lege den Verstand in Ketten,
Bring das Herz zum Verstummen.
Dunkelheit herrscht für alle Ewigkeit.
    Die meisten Leute sahen sich die Prozession an, aber noch mehr hatten den anklagenden Finger des Kaufmanns bemerkt. Er schwieg jetzt, sein Gesicht eine Grimasse des Abscheus, und zeigte noch immer auf sie. Andere zeigten ebenfalls in Graces Richtung. Wütendes Gemurmel wie Häretikerin und Hexe ertönte.
    Beltan nahm die Päckchen, die er hielt, unter den anderen Arm und schnappte sich Grace, schob sie in die Menge hinein und knurrte die Leute an, ihnen den Weg frei zu machen. Die meisten gehorchten und wichen voller Furcht vor dem großen Ritter zurück, aber ein paar leisteten Widerstand. Grace wurden die Päckchen aus den Händen geschlagen. Sie stolperte darüber und wäre gefallen, hätte Beltan sie nicht gehalten.
    Jetzt nahmen andere den Ruf des Kaufmanns auf.
    »Sie hat die Edikte gebrochen!«
    »Häretikerin! Du beschmutzt den Namen des Raben!«
    »Schnappt euch

Weitere Kostenlose Bücher