Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
worden. Auf Befehl des Herzogs darf kein Schiff in den Hafen einfahren oder ihn verlassen.«
»Genau wie ich Euch gesagt habe.«
Alle drehten sich um und sahen zu, wie Sindar hinter sich die Tür schloss; Grace hatte nicht gehört, wie sie sich geöffnet hatte. Genauso wenig wie Vani, wenn man nach dem Zorn auf ihrem Gesicht urteilte. Sie bewegte sich auf den schlanken Mann zu.
Grace hielt eine Hand hoch. »Vani, nein – er hat uns gerade das Leben gerettet.«
Falken runzelte die Stirn. Grace holte tief Luft und erklärte dann, was passiert war. Als sie geendet hatte, ging Vani zum Fenster und schaute hinaus.
In Falkens wässrigen blauen Augen schimmerte Niedergeschlagenheit. »Wie es scheint, sind die Dinge schlimmer, als ich befürchtet habe. Vor einem Jahr agierte der Rabenkult im Geheimen. Der Fahle König muss mutig geworden sein, seinen Kult jetzt so offen wirken zu lassen. Kein Wunder, dass die Männer, mit denen wir im Hafen gesprochen haben, so furchtsam reagierten, wenn ich auch nur eine Schiffspassage behutsam erwähnte. Vermutlich könnte allein schon eine Unterhaltung darüber die Befehle des Herzogs zu missachten, ihnen den Tod bringen.«
Grace machte einen Schritt auf Sindar zu. »Wo seid Ihr gewesen?«
»Genau das wollte ich auch fragen«, knurrte Beltan. »In den Gassen hattet Ihr es ganz schön eilig. Ich glaube beinahe, Ihr wolltet uns abschütteln.«
Sindar lachte. »Ich verspreche, Ihr von allen Leuten hättet mich gefunden.« Er wandte sich Grace zu. »Und was die Frage betrifft, wo ich gerade war, ich habe mich vergewissert, dass man euch nicht gefolgt ist.«
Vani wandte sich vom Fenster ab. »Und, ist man?«
»Nein, aber ihr könnt nicht mehr lange hier bleiben. Der Herzog wird es nicht zulassen, dass in seiner Stadt Unruhestifter so einfach davonkommen. Es wird eine Suche geben.«
»Sie wissen, wie wir aussehen«, sagte Beltan und ging auf und ab. »Eine Menge Leute haben unsere Gesichter gesehen. Es wird nicht lange dauern, bevor die Männer des Herzogs an die Tür des Gasthauses klopfen. Und sie werden auch die Stadttore bewachen.«
Grace hielt sich den schmerzenden Kopf. »Wenn wir nicht durch das Tor können und kein Kapitän den herzoglichen Befehl missachten wird, wie kommen wir dann aus der Stadt?«
Sie alle sahen Sindar an. Der attraktive Mann breitete die Hände aus und lächelte. »Mein Angebot steht noch immer.«
»Es gefällt mir nicht«, sagte Beltan, als wäre Sindar nicht im Raum. »Wir wissen rein gar nichts über ihn. Und es erscheint doch schrecklich praktisch, dass er zufällig unsere Unterhaltung mitbekommt und dann auch noch eine Möglichkeit hat, die Blockade zu umgehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er etwas verschweigt.«
»Ich bin derselben Meinung«, sagte Vani und starrte Sindar finster an.
»Was meinst du?«, fragte Falken.
Jetzt schaute jeder Grace an, und sie hasste die Aufmerksamkeit. »Ich glaube nicht, dass wir eine Wahl haben. Selbst wenn er uns belogen hat, setze ich mich lieber mit einem Schwindler auseinander als mit dem Rabenkult. Und er hat Beltan und mir geholfen, dem Mob zu entkommen.« Sie schenkte Sindar ein zaghaftes Lächeln. »Ich nehme an, wir werden Euch wohl vertrauen müssen.«
In Minutenschnelle hatten sie ihre Sachen geholt und waren bereit. Vani berichtete, dass die Straße vor dem Gasthaus noch immer frei war.
Falken schwang sich den Lautenkasten über die Schulter. »Es wäre schön, wenn wir hier wegkämen, ohne dass Farrand oder einer seiner Diener uns sieht.«
Grace nickte. »Dafür kann ich sorgen.«
Sindar öffnete die Tür und verneigte sich vor Grace. »Nach Euch, Euer Majestät.«
Sie zuckte zusammen. »Woher wisst Ihr das?« Sie musterte Sindars Gesicht, wieder von einem unbehaglichen Gefühl der Vertrautheit heimgesucht. »Wie lange folgt Ihr uns wirklich?«
»Wir müssen gehen«, erwiderte Sindar und ging ihr voraus durch die Tür.
Es war erschreckend einfach, ohne gesehen zu werden aus dem Gasthaus zu entkommen. Grace webte die Fäden der Weltenkraft wie einen Umhang um sie und verbarg sie vor allen Augen, die möglicherweise in ihre Richtung geblickt hätten. Sie gingen die Treppe hinunter und dann durch den Gemeinschaftsraum aus der Vordertür. Weder Farrand noch einer seiner Diener blickten auch nur von ihrer Arbeit auf.
Sie verließen das Gasthaus zu Fuß – sie würden die Pferde nicht brauchen –, und Grace hielt die Illusion während des Weges durch die Stadt aufrecht. Einmal
Weitere Kostenlose Bücher