Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
zu viel Zeit. Denn ich muss vor Sonnenuntergang mit meinem eigenen Schiff absegeln.«
Falken grinste, und es lag kein Humor in dem Lächeln. »Ihr seid sehr wortgewandt, Sindar. Aber jetzt erkenne ich Eure wahren Absichten. Ich bin Barde, also lasst mich Euch eine Geschichte erzählen. Zuerst drückt Ihr Euch in einem Gasthaus herum, das für seine adlige Kundschaft bekannt ist. Dann belauscht Ihr eine Gruppe Neuankömmlinge und erfahrt von Ihrem Vorhaben, ein Schiff zu mieten. Also sagt Ihr ihnen, dass kein Schiff den Hafen verlassen kann, mit Ausnahme von praktischerweise Eurem Schiff. Als Nächstes bietet Ihr den Reisenden an, sie für eine bescheidene Summe an ihr Ziel zu bringen, dann führt Ihr sie zu Eurem Schiff. Nur, Ihr besitzt gar kein Schiff, und wenn die glücklosen Fremden die Docks erreichen, springen die Schurken, die mit Euch zusammenarbeiten, aus ihrem Versteck und rauben sie aus. Nun, es tut mir Leid, Euch das sagen zu müssen, aber solche Reisende sind wir nicht.«
Die Worte schienen Sindar zu verblüffen. »Nein, das glaube ich auch nicht.« Er stand auf. »Und Ihr habt Recht, was einen Aspekt meiner Geschichte angeht. Ich habe ein Schiff, und es kann den Hafen verlassen – im Gegensatz zu jedem anderen Schiff, das Ihr in Omberfell finden werdet. Aber ich habe es nicht nötig, Euch in einer Gasse auszurauben, denn ich kann es in aller Öffentlichkeit tun. Mein Preis, euch nach Toringarth zu bringen, ist alles andere als bescheiden. Und mein Schiff legt bei Sonnenuntergang ab. Seid eine Stunde vorher da, wenn ihr wirklich dorthin wollt.«
Und er verbeugte sich elegant, drehte sich um und verließ das Gasthaus.
Beltan stieß einen Pfiff aus. »Das war ja ein merkwürdiger Bursche. Du glaubst doch wohl nicht, dass das mit dem herzoglichen Befehl die Wahrheit war, oder?«
»Nein, nie im Leben«, sagte Falken. »Trotzdem gehe ich zu den Docks und finde es heraus.«
»Ich begleite Euch«, sagte Vani. »Ich will sehen, ob uns dieser Dieb folgt.«
Grace schaute zu der Tür, durch die Sindar gegangen war. »Kam er einem von euch bekannt vor?«
»Nein«, sagte Beltan und kratzte sich am Kinn. »Obwohl, seine Augen hatten fast die gleiche Farbe wie deine, Grace.«
9
Es war früher Nachmittag, als Grace und Beltan im Nieselregen durch saubere, ordentliche Straßen zum Stadtmarkt gingen.
Vani war mit Falken zu den Schiffsanlegestellen gegangen, um dem Barden zu helfen, ein Schiff zu mieten, und Grace hatte Beltan gebeten, sie beim Einkauf zu begleiten. Wenn sie auf eine lange Reise gingen, würde es nützlich sein, zusätzliche Verpflegung zu haben. Außerdem schien dies eine hervorragende Gelegenheit zu sein, den Ritter und die Meuchelmörderin eine Zeit lang voneinander zu trennen.
Sie fanden den Markt auf einem großen Platz, und er wurde genauso effizient geführt wie alles andere in Omberfell. Die Stände waren nach ihren Gütern organisiert, die Preise waren fair, und die Leute warteten geduldig in ihren Schlangen, um ihre Münzen zu bezahlen und ihre Ware entgegenzunehmen. Bald trugen Grace und Beltan mehrere mit Tüchern eingewickelte Päckchen, in denen sich harter Käse, Nüsse und getrocknete Feigen befanden.
»Das war der schlimmste Markt, den ich je gesehen habe«, knurrte Beltan, als sie weitergingen.
Grace sah ihn überrascht an. »Wirklich? Und ich war glatt der Meinung, seit meiner letzten Stippvisite im Safeway nicht mehr so problemlos eingekauft zu haben.«
»Oh, klar.« Beltan schaute finster drein. »Wenn du ausgezeichnete Ware zu billigen Preisen suchst, dann war er wohl in Ordnung. Aber hast du es nicht bemerkt? Keiner hat Bier verkauft.«
»Beltan, du hast eben erst im Gasthaus was getrunken.«
»Und, worauf willst du hinaus?«
Sie verlagerte die Päckchen auf dem Arm. »Ich bin mir nicht sicher.«
»Ich sage dir, Grace, an dieser Stadt stimmt was nicht. Mir ist egal, wie ordentlich sie ist oder wie gut sie riecht, auf diesem Markt hätte es Bier geben sollen. Es ist, als wollten sie nicht, dass sich die Leute hier vergnügen. Hier sind dunkle Mächte am Werk.«
Grace konnte nicht behaupten, dass sie seinen Eindruck teilte. Soweit sie es zu sagen vermochte, wenn man mal die vorherrschende Vorliebe für Grau beiseite ließ, war Omberfell eine der schönsten Städte, die sie in den Domänen kennen gelernt hatte. Sie hoffte beinahe, dass Falken und Vani ein paar Tage benötigen würden, um ein Schiff zu finden. Die Reise war lang und ermüdend gewesen, und sie war
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