Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
durchzuckte sie die Angst, als sie um eine Ecke bogen und drei Männer in schwarzen Kutten auf sich zukommen sahen. Sie erstarrten, aber die Männer gingen einfach schnell an ihnen vorbei. Grace zwang sich dazu, sich zu konzentrieren und den Griff um den Zauber aufrechtzuerhalten.
Sie erreichten den Hafen. Hier waren viele Männer – zweifellos von den Schiffsmannschaften der Dutzenden von Schiffen, die nicht ablegen durften –, aber die schienen nicht viel anderes zu tun, als Karten oder Würfel zu spielen. Hier und da schlenderten Wächter umher und beobachteten alles mit harten Augen. Sindar schob sich in den engen Spalt hinter einem Kistenstapel, und die anderen folgten ihm.
Sobald sie hinter den Kisten waren, ließ Grace die Weltenkraft los. Noch nie zuvor hatte sie einen Zauber so lange aufrechterhalten. Obwohl, wie sie jetzt bemerkte, nachdem sie ihn losgelassen hatte, sie sich nicht erschöpft fühlte. Im Gegenteil, sie fühlte sich lebendig, wenn nicht sogar aufgeregt.
Vani spähte an den Kisten vorbei. »Ich frage mich, warum der Herzog den Hafen hat schließen lassen. Könnte es sein, dass sie das Schiff der schwarzen Ritter entdeckt haben? Wir wissen jetzt, dass die Ritter Feinde des Fahlen Königs sind.«
»Ich glaube, da könntet Ihr Recht haben«, sagte Sindar.
Falken hob eine Braue. »Ihr wisst von den schwarzen Rittern?«
»Jeder Kapitän, der in diesen Gewässern segelt, weiß über diese Piraten Bescheid. Wenn man ihnen nicht ein Drittel seines Ladungswertes in Gold zahlt, versenken sie das Schiff und schicken einen auf den Grund des Ozeans.«
Beltan fuhr sich durch das dünner werdende Haar. »Das macht Sinn. Die schwarzen Ritter glauben, sie würden Malachor wieder aufbauen, also halten sie den Fahlen König automatisch für ihren Feind. Aber der Rabenkult hat Omberfell in seiner Gewalt, und der Kult dient dem Fahlen König. Nicht einmal die hundert Ritter auf dem Schiff würden ausreichen, um eine feindliche Stadt dieser Größe zu erobern. Sie würden mindestens das Doppelte an Männern brauchen.«
»Es steckt vielleicht noch mehr dahinter«, sagte Sindar. »Wie ich gehört habe, verabscheuen die schwarzen Ritter den Kult des Raben. Ich habe es sogar selbst gesehen. Aber sie haben gewaltige Anstrengungen unternommen, Konflikten mit ihnen aus dem Weg zu gehen. Es ist fast so, als würden die Ritter den Kult für ihre eigenen Zwecke benutzen.«
Falken nickte. »Ich verstehe es jetzt. Die Ritter lassen den Rabenkult in Embarr Chaos und Terror verbreiten und schwächen es damit, machen es reif zur Invasion. Und um sämtliche Hexen, Runensprecher oder sonstige Leute loszuwerden, die sich ihnen ansonsten in den Weg stellen könnten. Sobald die Ritter die Domänen übernommen haben, werden sie den Kult ausmerzen. Das haben sie in Eredane und vermutlich auch in Brelegond gemacht.«
»Ihr könnt euch noch später darüber unterhalten«, sagte Sindar und blickte in den wolkenverhangenen Himmel. »Die Sonne geht bald unter. Dann müssen wir auf meinem Schiff sein.«
Vani ließ den Blick über die Docks schweifen. »Welches davon ist denn Euer Schiff?«
»Keins davon«, erwiderte Sindar mit einem Lachen. Er wandte sich von den Kisten ab und ging zu einem großen Sturmkanal. Er war mit einem Eisengitter gesichert, das an Ort und Stelle festgeschraubt war. Das Eisengitter sah neu aus.
»Das gab es noch nicht, als ich das letzte Mal hier war«, sagte Sindar und zeigte auf das Gitter. Er sah Beltan und Vani an. »Wärt ihr so freundlich?«
Der Ritter und die T’gol ergriffen das Eisengitter. Beltan biss die Zähne zusammen, und Vani schloss die Augen. Für Grace sah es so aus, als würde das Gitter unter Vanis Händen Wellen schlagen. Mit einem Grunzen riss Beltan es aus seiner Verankerung.
»Hier entlang«, sagte Sindar und führte den Weg in den Sturmkanal an.
Sie folgten ihm gebeugt, da der Kanal kaum höher als anderthalb Meter war. Beltan kam als Letzter und zog hinter ihnen das Gitter wieder über die Öffnung.
Der Tunnel war feucht und rutschig und führte in einem sanften Schwung abwärts. Ihr Abstieg kam Grace wie Stunden vor, auch wenn es vermutlich nur Minuten dauerte. Die Wände rückten näher und erschwerten das Atmen. Aber vermutlich war das gar nicht so schlecht, weil sie sonst geschrien hätte.
Nach hundert Metern hätte es in dem Tunnel pechschwarz sein müssen, aber aus irgendeinem Grund gab es genug Licht, um die Umrisse der anderen vor ihr und hinter ihr ausmachen zu
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