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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hoffe, Sie haben nichts dagegen – ich habe mit diesem Kreuzindex-Auftrag angefangen, den Nakamura Ihnen gegeben hat. Ich wusste nicht, welcher Schreibtisch wem gehört, und der Auftrag lag da, also dachte ich, verflixt noch mal, vielleicht sollte ich besser damit anfangen.«
    Deirdre zwang sich zu einem Lächeln und hielt den Ordner hoch, den Nakamura ihr gegeben hatte. »Keine Sorge, ich habe zu tun.«
    Anders tippte weiter. »Ich kann Ihnen sagen, ich hätte nie gedacht, dass ich so gut mit der Arbeit am Computer klarkomme. Ich hatte mir deswegen schon Sorgen gemacht, als ich mich entschied, hier anzufangen. Aber verflixt noch mal, es hat sich herausgestellt, dass ich ein echter Computerteufel bin. Ich war um Viertel vor sieben hier, nur um mich einzuarbeiten.«
    Sie legte die Finger an ihre pochende Schläfe. »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Da drüben auf dem Aktenschrank steht Kaffee. Bedienen Sie sich.«
    Deirdre konnte nicht dem Lockruf des Koffeins widerstehen und ging los, um sich die Sache anzusehen. Da waren eine rostfreie Stahlkanne, mehrere Tassen und ein Karton echte Milch. Sie füllte eine Tasse, gab einen ordentlichen Schuss Milch hinzu und nahm einen Schluck. Der Kaffee war göttlich.
    Sie hob die Brauen und sah Anders über den Tassenrand hinweg an. »Wer hat den gemacht?«
    »Ich. Die Bohnen sind eine Kenia-Mischung. Ich habe sie bei meinem letzten Besuch zu Hause mitgebracht. Der Kaffee ist vom besten Feld der Familienplantage.«
    Das war also die Quelle des Akzents, den sie nicht genau hatte unterbringen können. Er war Kenianer, ein Abkömmling britischer Kolonisten. Als sie zu ihrem Tisch ging, fiel ihr der Blumenstrauß in der Mitte des Tisches mit den Krallenfüßen auf.
    »Hat Ihnen jemand Blumen geschickt?«, fragte sie und nahm noch einen belebenden Schluck.
    »Von wegen«, sagte Anders mit einem ernsten Lachen. »Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, ich habe ein Gesicht, das nur eine Mutter lieben kann. Und selbst meine Mutter kneift die Augen zusammen, wenn sie mich ansieht. Die Blumen habe ich mitgebracht. Ich dachte, die würden den Raum freundlicher aussehen lassen.«
    Deirdre setzte sich an ihren Platz. Aus irgendeinem Grund störte es sie, Anders' Kaffee zu trinken, aber hier ging es um ihr Überleben. Bei der dritte Tasse fing ihr Gehirn endlich an zu funktionieren, und sie war in der Lage, sich auf die Papiere zu konzentrieren, die Nakamura ihr gegeben hatte.
    Sie vermochte nicht zu sagen, ob es nun Ironie oder einfach nur passend war, aber ihr Auftrag bestand darin, historische Fälle aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert zu sichten und festzustellen, ob bei ihnen eines der neun Desiderate verletzt worden war. Das Ziel der Studie bestand darin, herauszufinden, ob die modernen Definitionen der Desiderate auf irgendeine Weise dem widersprachen, wie man die neun Regeln in den ersten beiden Jahrhunderten der Sucher angewendet hatte. Es war eine interessante Thematik, das musste Deirdre zugeben. Trotzdem war es doch reichlich akademisch.
    Sei froh, dass du überhaupt was zu tun hast. Sie hätten dich auch rauswerfen können. Außerdem ist Forschung im Augenblick genau das Richtige für dich.
    Aber im Laufe des Tages bot sich keine Gelegenheit, weiter über die Botschaften auf dem Schlüsselstein und Glindas Ring nachzuforschen. So, wie die Tische zueinander standen, musste Anders nur leicht den Kopf drehen, um sie beobachten zu können – und den Inhalt ihres Bildschirms.
    Und das tat er scheinbar alle zehn Minuten, stellte ihr Fragen, wie man am besten Suchläufe konstruierte oder was ihre liebsten Indexingtechniken waren. Deirdre gab sich alle Mühe, seine Fragen zu beantworten, und jedes Mal zeigte er eine überquellende Dankbarkeit, die sie zusammenzucken ließ, bevor er ihr wieder den breiten Rücken zuwandte, um seinen Computer weiter zu bestrafen.
    Am Nachmittag war sie trotz der Warnung des Schattenmannes am vergangenen Abend zu dem Schluss gekommen, dass Anders wirklich nichts anderes als ein fader Anfänger war. Sicher, für einen neuen Rekruten erschien er etwas zu alt. Sie schätzte ihn auf Ende dreißig. Andererseits kamen Leute jeglichen Alters zu den Suchern, und alle mit dem unterschiedlichsten Hintergrund. Sie hatten nur eines gemeinsam, und zwar eine unstillbare Neugier – und den Glauben, dass es außer der Erde noch andere Welten gab.
    Um fünf Uhr konnte Deirdre es nicht länger ertragen. Ihr Schreibtisch sah aus wie nach einer

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