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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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eine Wort, das ihn retten konnte.
    »Reth.«
    Macht kam aus dem Nichts, traf ihn, raste durch Knochen und Fleisch, als wäre sein Körper ein Blitzableiter. Er erstarrte, konnte nicht mal blinzeln oder atmen, als die Magie durch ihn hindurchraste – seinen Arm entlang in seine Hand, wo sie wie das rächende blaue Feuer des Himmels die beiden Steine einhüllte.
    Die Flammen brannten sich aus. Schwitzend und am ganzen Körper zitternd sackte Travis gegen einen Betonpfeiler und schaute nach unten. Er rechnete mit einem verkohlten Stumpf, aber seine Hand war unversehrt, makellos bis auf die dünne weiße Narbe auf dem Rücken. Steif drehte er sich herum und entspannte die Finger.
    Die Steine glitzerten glatt und perfekt auf seiner Hand. Krondisar erschien im Zwielicht unter der Brücke klein und matt, während Sinfathisar einen weichen, graugrünen Schimmer verbreitete. Eine Zeit lang konnte er sie nur anstarren. Dann stieg ein Lachen in ihm auf, aber als es seine Lippen erreichte, hatte es sich in ein Schluchzen verwandelt. Nichts war passiert. Die Steine wiesen nicht einmal einen Kratzer auf.
    »Vielleicht liegt es ja daran, dass ich auf der Erde bin«, sagte er. Ein vorbeifahrender Fahrradfahrer warf ihm einen Blick zu und trat dann härter in die Pedale. »Hier ist die Runenmagie schwach. Das muss es sein.«
    Du irrst dich, Travis.
    Travis versuchte Jacks wütende Stimme auszublenden. »Magie funktioniert in Denver nicht richtig. Es ist gefährlich, aber ich muss die Rückkehr nach Eldh wagen, um die Steine zu zerstören.«
    Aber du kannst sie nicht zerstören. Das wollte ich dir sagen, aber du warst zu stur, um zuzuhören.
    »Ich will das nicht glauben. Es muss eine Möglichkeit geben.«
    Die gibt es nicht. Die Steine können nicht zerstört werden.
    Travis fühlte, wie in ihm die Wut hochstieg. »Und woher willst das wissen?«
    Weil wir bereits vor langer Zeit versucht haben, sie zu zerstören.
    Travis' Wut verwandelte sich in einen Seufzer, der in der kalten Luft zu einem weißen Schemen wurde, bevor er sich auflöste. »Was?«
    Das war in den Jahren nach dem Krieg der Steine, sagte Jack in seinem Bewusstsein. In den ersten Tagen von Malachor. Nachdem Ulther sie dem Fahlen König abgerungen hatte, übergab man die Großen Steine den Runenmeistern.
    »Um sie sicher aufzubewahren«, krächzte Travis.
    Nein, nicht zur sicheren Aufbewahrung. Mit den Steinen hätte der Fahle König die Herrschaft über ganz Eldh erringen können, und sein Herr, Mohg, hätte sie dazu benutzt, die Erste Rune zu brechen. Man traf die Entscheidung, dass es besser für die Welt sein würde, wenn es die Steine nicht mehr gab, also bestand der erste Auftrag für die Runenmeister – der eigentliche Zweck, für den der Orden gegründet wurde – darin, die Großen Steine zu zerstören, damit sie nie wieder für das Böse eingesetzt werden konnten.
    Travis konnte nicht glauben, was er da hörte. Die Großen Steine ermöglichten Wunder der Runenmagie. Hätten die Runenmeister diese Macht so einfach aufgegeben?
    Es gab Meinungsverschiedenheiten, beantwortete Jacks Stimme diese Frage. Ein paar vertraten die Meinung, die Steine für das Gute zu benutzen, statt sie zu zerstören. Vor allem Kelephon war dafür. Ich glaube, schon da plante er, die Steine in seine Hände zu bekommen. Aber obwohl er der Mächtigste von uns war, wagte nicht einmal er, sich gegen den Willen von König Ulther und Kaiserin Elsara zu stellen. Viele Jahre schufteten wir, bemühten alle unsere Fertigkeiten, um die Großen Steine zu zerstören. Aber ganz egal, wie viele von uns zusammenkamen, ganz egal, welche Runen wir sangen oder brachen, wir konnten den Steinen keinen Schaden zufügen. Am Ende gab es nur noch eine Möglichkeit, die Steine zu beschädigen, wir schickten nach den Blutzauberern aus dem fernen Süden. Drei kamen mit uns zurück nach Malachor, eingehüllt in Gold, und gemeinsam gelang es ihnen, einen einzigen Splitter von Gelthisar abzutrennen. Aber bei diesem Unterfangen wurden alle drei getötet. Und als der Splitter, den sie entfernt hatten, mit Gelthisar in Kontakt kam, verschmolz er wieder mit dem Stein.
    Travis legte die Finger um die Steine und drückte zu. Also so hatte Dakarreth zwei Splitter von Krondisar abtrennen können. Die Magie des Nekromanten kam – wie die Magie aller Neuen Götter – aus dem Süden und entstammte letztlich der Blutzauberei.
    Verstehst du, dass es sinnlos ist, Travis? Die Steine sind größer als ein jeder von uns. Du

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