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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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kalte Nacht, also lasst uns aufbrechen, bevor alle guten Stellen belegt sind.«
    Travis schaute sich in dem schattenhaften Park um, konnte aber kein Zeichen des Rollstuhls entdecken.
    »Wir können ihn ja morgen suchen«, sagte Marty in seinem langsamen Tonfall. »Vielleicht ist er ja hier, wenn die Sonne aufgeht.«
    Sie gingen zu dem Viadukt am Fluss, wo sie die vergangene Nacht verbracht hatten, fanden es aber bereits belegt vor – obwohl die neuen Besetzer genauso wenig Glück hatten, ein Feuer in Gang zu bringen, wie zuvor Jay und Marty. Travis wollte zu ihnen gehen und helfen, aber Jay schnappte sich seinen Arm.
    »Du kennst die Typen nicht, Travis. Sie könnten gefährlich sein.«
    »Du meinst, sie könnten ein Messer ziehen?«, sagte Travis und warf dem kleinen Mann einen bezeichnenden Blick zu.
    Marty schüttelte den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass es ein blöder Witz war.«
    »Haltet die Klappe, ihr Maden, alle beide«, sagte Jay und stapfte die Uferböschung hoch.
    Sie endeten in einer schmalen Gasse zwischen zwei Lagerhäusern, abseits der Kalamath Street. Sie machten wieder ein Feuer aus gestohlen Paletten, und Travis drückte die Hände gegen die Betonwand und murmelte so lange Krond, bis sie Wärme abstrahlte. Jay lachte und drückte den Rücken gegen die Wand. Marty öffnete den Rucksack und zog einen Laib Weißbrot und Packungen mit Dauerwurst und amerikanischem Käse hervor – das alles hatten sie mit dem Geld für die gesammelten Büchsen in einem 7-Eleven gekauft.
    Travis versuchte, das Essen nicht anzustarren, während Marty ein dickes Sandwich machte, aber zu seiner Überraschung und Entzücken hielt Marty ihm das Sandwich entgegen.
    »Du sorgst für die Wärme, wir sorgen für das Essen«, sagte er grinsend.
    »Das stimmt«, sagte Jay und rieb sich die Hände vor dem Feuer. »Es ist verdammt praktisch, einen Zauberer dabeizuhaben.«
    Travis akzeptierte das Sandwich mit zitternden Händen – er hatte seit dem Frühstück im Asyl nichts mehr gegessen – und schaffte es zu warten, bis auch Jay und Marty ihre Sandwichs hatten, bevor er es gierig aß. Sie unterhielten sich und aßen, bis alles aufgegessen war, dann legten sie sich auf den zerlumpten Wolldecken ganz nahe ans Feuer, während Travis immer wieder Krond flüsterte. Es dauerte nicht lange, und die Wärme und das Essen taten ihre Arbeit, und er dämmerte in einen Traum herüber, in dem Anna Ferraro über ihm stand, das Fernsehreporterinnenlächeln unerschütterlich auf den roten Lippen.
    »Wie fühlen Sie sich, da Sie wissen, dass Sie die Welt zerstören werden?«, fragte sie und hielt ihm das Mikrofon vor die Nase.
    Travis suchte nach Worten. »Ich … ich will sie nicht zerstören.«
    »Das bedeutet also, Sie glauben, dass Sie es schaffen werden«, sagte sie mit einem Funkeln in ihrem Blick.
    »Nein, das meinte ich nicht …«
    »Unsere Zeit ist um.« Sie nahm das Mikrofon weg. »Wissen Sie, Sie sollten nicht alle zur gleichen Zeit schlafen. Es sei denn, Sie wollen, dass als Nächstes einer von ihnen verschwindet. Es ist gefährlich hier draußen.«
    Travis fuhr hoch, und danach hielt er mehrere Stunden lang Wache und starrte in die Finsternis, bis er die Augen nicht mehr aufhalten konnte. An diesem Punkt weckte er Marty. Der große Mann willigte ein, Wache zu halten und dann Jay zu wecken, um die letzte Wache zu übernehmen. Travis rollte sich neben dem ersterbenden Feuer zusammen und flüsterte Krond, bis ihn der Schlaf wieder übermannte.
    Als er erwachte, war der Himmel so weiß und flach wie ein Blatt Papier, und Jay und Marty rollten bereits ihre Decken zusammen. Das Feuer war erloschen, und es war bitterlich kalt.
    »Ich will heute nicht der Letzte beim Frühstück sein«, sagte Jay, »und ich nahm an, dass du uns wieder in den Park zu Sparkman schleppst. Also los.«
    Obwohl sie in der vergangenen Nacht so viel gegessen hatten, ließ der Gedanke an Essen Travis' Magen knurren. Der Versuch, sich warm zu halten, verbrauchte eine Menge Energie. Oder war es die Magie, die ihn so hungrig machte?
    Der Civic Center Park lag auf dem Weg zurück in die Innenstadt. Sie betraten den Park zwischen der Bibliothek und dem Kunstmuseum, und in diesem Moment setzte die aufgehende Sonne die goldene Kuppel des Capitol förmlich in Flammen. Sparkman würde da sein.
    Travis sah sich um, dann sah er ihn – einen Rollstuhl, schräg vor ihnen. Aber er stand neben einem Baum im Schatten. Das war seltsam. Er eilte darauf zu, verfolgt von

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