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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Männer machten Grace Platz. Sie eilte weiter, Durge und Tarus auf den Fersen, dann blieb sie abrupt stehen und schlug eine Hand vor den Mund.
    Die beiden Männer lagen in einem Brombeerstrauch und starrten mit toten Augen in die Höhe, die silbergrauen Umhänge waren verrutscht und die Glieder ineinander verschlungen wie bei einer letzten Umarmung. In der Brust des einen steckte ein Messer. Der andere hatte aus einem langen Schnitt in der Kehle geblutet.
    »Bei Jorus, nein«, keuchte Samatha mit blassem Gesicht. Sie fiel auf die Knie und griff nach ihren blutigen Umhängen.
    Tarus ballte die Fäuste. »Bei allen Göttern, wer hat ihnen das angetan?«
    »Sie haben es selbst getan«, sagte Paladus.
    Die anderen starrten den tarrasischen Kommandanten an. Er stand bei den Männern, die sich um die Leichen versammelt hatten.
    »Seht ihr es denn nicht?« Paladus zeigte auf die Toten. »Seht, wie sie gefallen sind und wie der eine noch immer ein Messer hält. Diese Männer haben sich gegenseitig umgebracht.«
    »Aber warum sollten sie etwas so Schreckliches tun?«, fragte Tarus und bedeckte Tiras Augen mit der Hand.
    »Vielleicht haben sie akzeptiert, was wir alle verdrängt haben«, sagte Samatha, die in ihrer Trauer hin- und herschaukelte. »Vielleicht wussten sie, dass wir alle dem Untergang geweiht sind.«
    »Ja«, sagte Durge leise und schaute die Toten an. Seine Hand näherte sich seiner Brust. »Dem Untergang geweiht.«
    Paladus fuhr mit gerötetem Gesicht herum. »Von einem Wiesel und einer Spionin wie ihr habe ich solches Gerede ja erwartet, aber nicht von einem Mann des Krieges. Sagt so etwas noch einmal, Sir, und ich zeige Euch, was ein Untergang ist.« Er griff zum Schwert.
    Tarus ging auf dem Kommandanten zu. »Haltet Eure Zunge im Zaum, Paladus. Ihr habt kein Recht, auf solch unverschämte Weise mit einem Ritter der Domänen zu sprechen.«
    Tira machte sich von Tarus frei und lief zu Grace. Sie klammerte sich an ihren Röcken fest. Grace hob das Mädchen hoch und starrte alle an; sie konnte nicht glauben, was hier geschah.
    Paladus kniff die Augen zusammen. »Ich sage das, von dem ich weiß, dass es stimmt. Ihr Nordlinge seid ein Haufen Schwächlinge und Feiglinge. Ohne uns wärt ihr doch schon tot.«
    Tarus bleckte die Zähne. »Solches Gerede werden wir uns nicht gefallen lassen, oder, Durge?« Durge starrte bloß die Leichen an, aber Tarus schien das nicht zu bemerken. Er ging auf den Kommandanten zu. »Wir brauchen keine Hilfe von einem Rudel räudiger Hunde aus dem Süden.«
    Paladus' Miene verfinsterte sich, aber bevor er etwas sagen konnte, sprang Samatha auf die Füße. »Verschwindet!« Ihre Stimme wurde zu einem Kreischen. »Ihr alle, verschwindet! Meine Brüder sind tot, und ihr kreist wie Geier um ihre Leichen.«
    Aldeth trat aus einem Nebelschwaden; aus dem Boden stieg nun kalter, feuchter Nebel auf. Er sah die Toten, die wütenden Gesichter und riss die Augen auf. »Bei den Sieben, was geht denn hier vor?«
    Das war eine gute Frage. Grace schloss die Augen und griff mit der Gabe zu.
    Es klaffte wie ein Rachen in der Weltenkraft auf, schwarz und hungrig, und es verschluckte alles Licht und alles Leben, das in seine Nähe kam.
    Sie war eine Närrin. Im Westen von Perridon waren sie das erste Mal so einem Ding begegnet. Sie hätte wissen müssen, dass sie möglicherweise auf ein anderes stießen. Sie riss die Augen auf.
    »Durge«, sagte sie und zeigte mit einem zitternden Finger auf den Brombeerstrauch. »Da drin.«
    Ihre Stimme schien den Ritter aus seiner Benommenheit zu reißen. Er trat über die Leichen und schob die Brombeersträucher mit seinen behandschuhten Händen zur Seite. Seine Arbeit enthüllte eine etwa anderthalb Meter hohe Steinsäule, deren drei Seiten schwarz glänzten und mit eingeschnitzten Symbolen versehen waren.
    Durge schaute mit grauem Gesicht zu Grace herüber. »Es ist ein Pylon, Euer Majestät.«
    Paladus und Samatha sahen ihn verwirrt an. Tarus hielt sich den Kopf und taumelte. »Was ist ein Pylon?«
    »Das Böse«, sagte Grace durch zusammengebissene Zähne. »Geht davon weg – ihr alle. Wir können hier kein Lager aufschlagen. Wir müssen diesen Ort verlassen. Sofort!«
    Als wären ihre Worte ein Zauber – und sie war sich in der Tat nicht sicher, ob sie nicht unbewusst Magie in sie hineingewebt hatte –, schienen sie die dunkle Wolke zu vertreiben, die ihren Verstand vernebelte. Paladus und Tarus wechselten erstaunte Blicke, dann machten sie auf dem Absatz

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