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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Tüte mit den Dosen ab und schritt die Stufen des Amphitheaters herunter.
    »Cool«, sagte die junge Frau und sprang von einer Bank. »Ein neues Spielzeug.«
    Sie schlenderte ihm entgegen, die Hände in die Hüften gestemmt, ihre billigen schwarzen Stiefel schabten über den Stein. Sie reichte kaum bis zu Travis' Schulter, und sie war knochig wie ein Vogel, aber ihr haftete eine gewisse Sinnlichkeit an, eine Tatsache, der sie sich nur zu bewusst war. Die anderen beobachteten sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Erwartung.
    »Du solltest hier verschwinden«, sagte sie. »Ich kann zaubern.«
    »Tatsächlich?«
    Tatsächlich. Ihre Lippen bewegten sich nicht, aber ihre Stimme ertönte in seinem Bewusstsein – leise, aber deutlich verständlich.
    Travis hob eine Braue. Also war sie eine Hexe. Keine besonders mächtige, nach der Lautstärke ihrer Stimme in seinem Kopf zu urteilen, aber eine Hexe. Das war interessant.
    Er wusste, dass es auf der Erde Magie gab, auch wenn sie nur ein Schatten der Macht auf Eldh war. Marji, die Hellseherin von der West Colfax, die ihnen im vergangenen Herbst geholfen und die wegen ihrer Freundlichkeit den Tod gefunden hatte, hatte über echte visionäre Kräfte verfügt. Und Grace hatte bereits vor ihrem ersten Besuch auf Eldh die Gabe dazu eingesetzt, im Denver Memorial Hospital Menschen zu heilen. Trotzdem kam Travis die Begegnung mit einer jungen Hexe merkwürdig vor. Sie gehörte auf die andere Welt, nicht auf diese hier.
    Vielleicht kommen sich die beiden Welten wirklich näher, genau wie Bruder Cy gesagt hat.
    Travis verschränkte die Arme. »Netter Trick. Und jetzt erzähl mir von den Strahlenden.«
    Sie starrte ihn an, offensichtlich darüber enttäuscht, dass ihr kleiner Zauber ihm keine größere Reaktion entlockte, dann fummelte sie an dem Ankh-Symbol herum, das sie um den Hals trug.
    »Die Strahlenden bringen sie zu ihm.«
    »Zu wem?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Weißt du denn gar nichts? Zu dem Einäugigen, zu wem sonst?«
    Travis fröstelte, und ihre purpurn geschminkten Lippen zeigten jetzt ein Lächeln. Das hatte ihm eine Reaktion entlockt. Sie erinnerte Travis an die Hexe Kyrene, die ihn für ihre eigenen Zwecke hatte benutzen wollen, damals auf Eldh. Aber am Ende war es Kyrene gewesen, die benutzt worden war. Trotzdem war ihm durchaus bewusst, dass er besser vorsichtig war.
    »Du hast Recht«, sagte er heiser. »Ich weiß gar nichts. Erzähl mir von dem Einäugigen.«
    »Ich habe von ihm gehört«, sagte eine andere junge Frau und schob sich von der Bank. Sie drehte eine Locke fettiges blondes Haar auf. »Wenn man um Mitternacht neun schwarze Kerzen in einem Kreis entzündet, nach Westen sieht und ihm seine Seele verspricht, dann sieht man ihn.«
    »Und, hast du das je gemacht, Tiffany?«, sagte Jessie und wandte sich ihr zu.
    Die andere junge Frau starrte sie bloß an, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Weil du ein feiges Huhn bist«, sagte Jessie. »Also halt einfach die Klappe.«
    Die Blondine ließ sich zurück auf die Bank sinken.
    Travis versuchte, den Kloß in seinem Hals herunterzuwürgen. »Du hast ihn also gesehen?«
    Jessie warf sich das Haar über die Schulter. »Warum sollte ich dir das erzählen?«
    Er sagte nichts. Sie wollte es ihm erzählen; sie würde es auch tun, wenn er abwartete.
    Es dauerte nicht lange. »Du kannst ihn sowieso nicht sehen, jedenfalls nicht richtig. Er ist wie ein Schatten in der Nacht, das ist alles.« Der berechnende Blick in ihren Augen verschwand und wurde von einem heimgesuchten Ausdruck ersetzt. Sie verschränkte die dünnen Arme vor der Brust, als würde sie plötzlich die Kälte spüren. »Aber man kann sein Auge sehen, das wie ein Feuer in der Dunkelheit brennt. Er wollte, dass ich mich ihm hingebe.«
    Die anderen starrten sie mit offenem Mund an.
    »Und, hast du?«, fragte Travis.
    Sie schaute auf, der heimgesuchte Ausdruck war verschwunden, dafür war jetzt ein wildes Grinsen zu sehen. »Ich lass mir von keinem was sagen. Meine Mom hat mir gesagt, ich soll meinen Stiefvater in Ruhe lassen, aber ich hatte ihn im Nu um den kleinen Finger gewickelt. Als sie es rausfand, wollte sie mich rausschmeißen, aber da habe ich ihr gesagt, ich würde zur Polizei gehen und behaupten, er hätte mich angefasst. Da hielt sie die Klappe. Ich bin sowieso ein paar Monate später aus dem Loch ausgezogen, aber ich bringe sie immer noch dazu, mir Geld zu geben, wenn ich will.«
    Travis holte zischend Luft. Sie

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