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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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war wirklich wie Kyrene. Er wählte seine nächste Frage sehr sorgfältig.
    »Was wollen sie also – diese Strahlenden, wie du sie nennst?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich weiß bloß, dass sie für Ihn nach etwas suchen, etwas, das Er haben will. Und sie werden es Ihm bringen, wenn sie es gefunden haben.«
    Travis wurde es eiskalt. Er griff in die rechte Tasche, umklammerte das Eisenkästchen.
    Ihre Augen verengten sich zu dunklen Schlitzen. »Du weißt doch was, oder, alter Mann? Lüg mich nicht an – das sehe ich. Das ist ein Teil meiner Macht. Ich glaube, vielleicht sollte ich ihnen von dir erzählen, ich wette, sie geben mir was Ordentliches, wenn ich das mache.«
    Er brachte kaum die Worte heraus. »Wem willst du es erzählen?«
    »Den Toten. Sie arbeiten für ihn, genau wie die Strahlenden. Aber sie hassen die Strahlenden. Ich habe es mal mit einem von ihnen getrieben. Er hat mir seine Narbe gezeigt. Das war total beeindruckend.« Sie fuhr mit einem Finger zwischen ihren Brüsten herunter. »Seine Haut war ganz heiß, aber als wir fertig waren, habe ich meinen Kopf auf seine Brust gelegt und gelauscht, und ich habe nichts gehört. Keinen Herzschlag.«
    Die anderen kreischten bei dieser Geschichte vor Entsetzen und Entzücken auf, aber Travis nahm sie kaum wahr. Er konnte die junge Frau bloß anstarren. Wesen, die in einen Lichtschimmer eingehüllt kamen und etwas Kostbares suchten. Männer ohne Herzen. Ein Meister, der mit einem glühenden Auge aus den Schatten sah …
    Kalte Finger krochen Travis' Rückgrat herauf. Hinter den Entführungen steckte nicht nur Duratek. Er schwebte in ernsthafter Gefahr.
    Jessie musterte ihn. »Scheiße, du weißt wirklich was, oder?«
    Ihre Finger tanzten, und ihm war klar, dass sie einen Zauber webte. Einen Augenblick später spürte er es – einen Druck, der sich auf sein Bewusstsein legte und nach Wissen suchte.
    Travis brauchte die Rune des Brechens nicht mal aussprechen. Er dachte sie bloß und schnippte mit der Hand. Ihr Zauber zerfaserte wie ein billiges Stück Stoff. Sie riss die Augen weit auf, während sie zurücktaumelte und nach Luft schnappte.
    Er grinste wild. »Du bist nicht die Einzige, die zaubern kann.«
    Zorn blitzte auf ihrem Gesicht auf, gefolgt von Furcht. Ja, sie spürte die Macht, die in der Luft summte. Ohne nachzudenken, hatte Travis das Eisenkästchen in seiner Tasche geöffnet. Seine Finger berührten die Steine. »Geh, bevor ich dir wehtue.«
    »Sie werden dich finden«, fauchte sie. »Du kannst gegen sie nicht gewinnen. Das weiß ich genau.«
    Er hob die linke Hand. Zwischen seinen Fingern knisterte silberblaues Licht. »Ich sagte, verschwinde.«
    Die anderen schrien furchterfüllt auf, dann rannten sie los und ließen ihr Radio zurück. Jessie starrte ihn hasserfüllt an. Sie machte einen zischenden, tierhaften Laut, dann drehte sie sich um und lief hinter den anderen her.
    Travis wartete, bis sie außer Sicht waren, dann ließ er sich auf eine der Bänke sinken. Die Magie war verströmt und ließ ihn sich schwach und leer führen. Er griff in die Tasche, holte das Eisenkästchen hervor und vergewisserte sich, dass es fest verschlossen war.
    Aber es war zu spät, oder? Er hatte das Kästchen bereits schon einmal geöffnet, da er sie eine Welt weit weg geglaubt hatte. Aber sie waren hier in Denver. Phantomschatten. Sie konnten die Gegenwart der Großen Steine spüren – wenn Jesse nicht vorher die Eisenherzen informierte. Wie auch immer, das Resultat war dasselbe.
    Mohg, der Herr des Sonnenuntergangs, wusste, dass Travis hier war.

31
    Eine Stimme weckte Aryn im kalten Grau vor dem Sonnenaufgang.
    Schwester, hört Ihr mich?
    Aryn warf eine Hand vor die Augen und rollte sich herum. Die Stimme war in ihrem Bewusstsein. Sie träumte, das war alles.
    Ihr müsst mir zuhören, Schwester. Ich muss gehen, und ich weiß nicht, wann ich zurückkehren werde.
    Aryn riss die Augen auf und setzte sich auf. Das war kein Traum. »Mirda, seid ihr das?«
    Ja, Schwester. Ich bin es. Seht aus dem Fenster.
    Aryn warf die Decken zurück, schlüpfte aus dem Bett und lief barfuß über den kalten Boden. Sie riss den Vorhang zurück, Licht flutete ins Zimmer. Unten auf dem Burghof stand eine Gestalt in einem grünen Umhang und schaute in die Höhe.
    »Aber ich verstehe nicht«, sagte Aryn laut und vergaß, die Worte durch die Weltenkraft zu schicken. Ihr Verstand war noch immer benommen vom Schlaf. »Wo geht Ihr hin?«
    Auf eine

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