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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Zentimeter von seinem Herzen entfernt. Der Splitter war nicht größer als die Spitze ihres kleinen Fingers, aber er war kalt, so schrecklich kalt.
    Sie öffnete die Augen. »O Durge, was haben sie dir angetan?«
    Sie konnte es deutlich sehen, so als wäre die Erinnerung in seinem Fleisch aufbewahrt worden und sie hätte es wie einen geisterhaften Schatten auf einem Röntgenbild gesehen. Nicht einmal sein Breitschwert hatte ausgereicht, so viele Feydrim abzuwehren. Sie warfen sich auf den tapferen Embarraner, rissen ihn zu Boden, schlugen ihn besinnungslos. Aber sie töten ihn nicht. Stattdessen wichen sie zurück, als eine Gestalt in einem blutroten Gewand in das Gemach schritt, ein Lächeln auf dem bleichen Gesicht. Es war Lady Kyrene, die Graces erste Lehrerin in den Hexenkünsten gewesen war und die ihr lebendes Herz gegen eins aus Eisen eingetauscht hatte. Kyrene kniete nieder, holte etwas Kleines und Dunkles hervor und schob es tief in eine Wunde auf Durges linker Seite. Er schrie auf, es war ein Schrei voller Verzweiflung und Schmerz, aber als er die Augen aufschlug, waren die anderen verschwunden. Er konnte nicht gewusst haben, was sie ihm angetan hatten, warum sie ihn am Leben gelassen hatten.
    »Sie wollten ihn zum Verräter machen«, sagte Grace, und es fühlte sich so an, als wäre auch ihr Herz von einem Eisensplitter durchbohrt worden. »Aber sie wollten es tun, ohne dass wir es erfahren.«
    »Ja«, sagte die Alte. »Aber sein Herz ist weitaus stärker, als sie glaubten. Das Böse unterschätzt immer die Macht des Guten – das ist seine größte Schwäche. Er hat die ganze Zeit widerstanden.«
    »Dann kann er ihm auch weiterhin widerstehen«, sagte Grace; plötzlich war da wieder Hoffnung.
    Die Waldkönigin schüttelte den Kopf. »Er ist sterblich, Tochter. Selbst ein Mann von seiner Stärke kann nicht ewig widerstehen. Schon bald wird der Splitter sein Herz erreichen.«
    Grace brachte die Worte kaum über die Lippen. »Was wird dann geschehen?«
    Die Alte erwiderte ihren Blick. »Sein Herz wird sich zu Eis verhärten, und er wird zum willigen Sklaven des Herrn des Winters – den du den Fahlen König nennst.«
    »Ich muss das aus ihm herausbekommen«, stieß Grace hervor. »Ich muss ihn operieren, bevor es zu spät ist.«
    »Es ist bereits zu spät, Tochter. Er hätte in jener Nacht sterben sollen. Allein der Zauber des Splitters hat ihn am Leben gehalten. Entfernst du ihn, stirbt er.«
    Grace konnte es nicht glauben. Sie wollte es nicht. Aber sie musste es. Sie wischte sich Tränen von den Wangen und schaute auf. »Dann tut Ihr es. Ihr könnt ihm mit Eurer Magie helfen.«
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich«, sagte die Waldkönigin traurig. »Keiner von uns kann Eisen berühren. Ich habe keine Macht darüber.«
    Wut schoss in Grace empor, und sie ergriff sie, während sie aufstand, denn das war viel einfacher zu ertragen als die Verzweiflung. »Ich bin gekommen, um Trifkin Moosbeere und das Kleine Volk zu finden. Ich wollte sie um Hilfe gegen den Fahlen König bitten, und ich habe Euch gefunden. Aber ihr seid keine Hilfe. Es kümmert Euch nicht einmal. Ihr seid vor der Welt davongelaufen und habt euch hier in eurem Wald versteckt, und jetzt verstehe ich auch den Grund dafür. Eure Magie ist alt und schwach und nutzlos.«
    Einen Augenblick lang zeigte sich so etwas wie Wut auf dem Gesicht der Alten, ihre Augen blitzten so hell wie die Mittagssonne. Es war ein schrecklicher Anblick, aber Graces Zorn war so groß, dass sie nicht einmal zusammenzuckte.
    Schließlich schüttelte die Waldkönigin den Kopf, und ihre Augen verblassten. »Vielleicht hast du Recht, vielleicht haben wir uns zu sehr von der Welt da draußen entfernt. Und doch irrst du dich, wenn du glaubst, dass uns alles egal ist. Quellior ist dumm und ungestüm, aber er hatte Recht – wenn du den Herrn des Winters nicht an seinem Ritt hindern kannst, wird es nie wieder Sommer. Und wenn wir auch nicht an deiner Seite stehen können, wie du gehofft hast, kann ich dir vielleicht helfen, eine Möglichkeit zu entdecken, wie du dir selbst helfen kannst.« Sie erwiderte Graces Blick. »Du suchst einen Schlüssel, nicht wahr, der dir in dem Krieg helfen kann, in den du ziehen musst. Setze dich in den Stuhl, der allen anderen verboten ist, und der Schlüssel wird sich dir enthüllen.«
    Das reicht nicht, wollte Grace sagen. Sie wollte, dass das Kleine Volk an ihrer Seite kämpfte, wenn sich das Runentor öffnete. Und sie wollte, dass Durge

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