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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gefunden. Sarsin hatte im Mittelpunkt einer der berühmtesten Fälle der Sucher gestanden. Er hatte mehrere hundert Jahre in und um London gelebt, bevor er in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts plötzlich verschwand, nachdem seine Buchhandlung abgebrannt war. Danach hatten die Sucher jede Spur von ihm verloren. Erst kürzlich war durch Deirdres Arbeit entdeckt worden, dass James Sarsin in Wirklichkeit mit dem Antiquitätenhändler Jack Graystone identisch war, Travis Wilders Freund.
    Unter den wenigen aus Sarsins Buchhandlung geretteten Papieren hatten sich auch ein paar Notenblätter befunden. Eines davon war Feuer und Staunen gewesen. Die Musik war auf eine Weise transkribiert gewesen, die Deirdre nie zuvor gesehen hatte, aber es war ihr gelungen, den Code zu entziffern, und sie hatte das Lied gelernt. Sie hatte es in Travis Wilders Saloon gespielt, voller Neugier, ob sie damit bei ihm eine Reaktion erzeugen würde.
    Und das hat es getan, Deirdre, wenn auch nicht aus dem Grund, den du angenommen hast. Er hat es nicht von Jack Graystone gehört. Er hat es von einem Barden auf einer anderen Welt gehört.
    Seit jenem Tag hatte sie das Lied nicht mehr gespielt. Es war eine einfache Melodie, nett, aber ihr haftete eine Traurigkeit an, die ihr im Herzen wehtat. Sie schlug die letzten Akkorde noch einmal an. Die Worte erinnerten sie an etwas. Etwas, das in Castle City geschehen war, etwas, das sie vergessen hatte.
    Sie stellte die Mandoline ab und ging zu dem Schrankkoffer, in dem sie ihre wenigen Besitztümer verstaut hatte. Nach kurzer Suche zog sie ein in Leder gebundenes Buch hervor – eines ihrer Tagebücher. Farr hatte ihr früh in ihrer Karriere als Sucherin beigebracht, sich Notizen zu machen. Viele Notizen. Sie überprüfte den Aufkleber auf dem Rücken, um sich zu vergewissern, dass es der richtige Band war, und ging zurück zum Sofa. Sie blätterte die Seiten durch und versuchte sich zu erinnern. Dann fiel ihr Blick auf drei Worte, und ihr Herz schlug schneller.
    Feuer und Staunen …
    Schnell las sie den ganzen Eintrag. Jetzt erinnerte sie sich wieder. Es war an dem Tag gewesen, an dem sie allein zu dem Canyon oberhalb von Castle City gefahren war, um mit dem Satellitentelefon mit Farr zu sprechen. Dort war sie am Rand der verlassenen Straße einem blassen Mädchen in einem archaischen Kleid begegnet. Viel später hatte sie erfahren, dass sowohl Grace Beckett wie auch Travis Wilder diesem Mädchen ebenfalls begegnet waren, dass man es Kind Samanda nannte und dass es mit zwei anderen Leuten zu reisen schien: einem Prediger namens Bruder Cy und einer rothaarigen Frau namens Schwester Mirrim.
    Die Sucher hatten es nicht geschafft, von diesen drei Individuen auch nur eine Spur zu finden, aber das überraschte Deirdre nicht. Vielleicht hatte Marji, die Wahrsagerin von der West Colfax Avenue, ja doch Recht gehabt. Vielleicht verfügte Deirdre teilweise über die Fähigkeiten einer Schamanin. Denn Deirdre hatte sofort gewusst, dass es sich hier nicht um ein normales Kind handelte.
    Deirdre hielt das Tagebuch und fuhr mit dem Finger über die Unterhaltung, die sie vor über einem Jahr niedergeschrieben hatte.
    Suche sie auf deiner Reise, hatte das Kind gesagt.
    Wovon sprichst du?, hatte Deirdre gefragt. Was soll ich suchen?
    Feuer und Staunen.
    Damals war so viel geschehen – der Verbrannte, die Krankheit von Travis' Freund Max Byfield, Durateks Agenten in Castle City –, dass Deirdre der Zusammenhang nicht aufgefallen war. Aber jetzt war es endlich so weit. Welche Bedeutung hatten die Worte des geisterhaften Mädchens? Und warum war es ihr erschienen?
    Sie legte das Tagebuch zur Seite und starrte wieder auf den Karton in der Ecke. Vielleicht war es eine Eingebung. Vielleicht war es auch das, was Marji als ihre Gabe bezeichnet hatte. Was nun auch zutraf, Deirdre begab sich zu dem Karton und kniete daneben nieder. Sie zerriss das Klebeband mit einem Schlüssel, wühlte sich durch Lagen aus Verpackungschips und zog etwas Kaltes und Hartes hervor. Einen Notebook-Computer. Er war schlank und leicht, mit einem brünierten Metallgehäuse.
    Sie brachte den Computer zum Küchentisch, öffnete ihn und schaltete ihn ein. Ein Piepen ertönte, als er zum Leben erwachte. Auf dem Bildschirm erschien eine Log-in-Maske, aber sie war nicht groß genug, um ihren Agentennamen oder ihr Passwort einzutippen.
    Sie drehte den Computer um, studierte ihn. In die Seite war ein silbriges, externes Modul eingesteckt. Das

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