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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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seinem Ärmel zerrte. »Professor Sparkman?«, sagte er.
    Sparkman griff in die Tasche und holte einen Bagel hervor. »Ich bin versorgt. Und seht.« Er schob einen Finger durch das Loch. »Das ist wie die fehlende Masse im Nukleus eines Atoms.«
    Travis machte den Mund zu, und Jay fing an, ihn hinter Marty herzuzerren. Sparkman winkte ihnen nach, dann biss er in seinen Bagel und beugte den Kopf über seinen Empfänger.
    »Komm schon«, fauchte Jay. »Ich kann nicht fassen, dass wir so viel Zeit mit Sparky verschwendet haben. Dieses ganze Nachdenken macht mir schlechte Laune.«
    »Mich macht es hungrig«, sagte Marty.
    Jay boxte ihn gegen den Arm. »Dich macht doch alles hungrig.«

20
    Die Morgendämmerung war noch eine Stunde entfernt, und im Schloss war es still, als Grace durch leere Korridore ging. Die steinernen Mauern verströmten Kälte, und sie hatte sich nur ein Schultertuch über das Nachthemd geworfen, bevor sie sich aus dem Gemach geschlichen hatte.
    Das ist dumm, Frau Doktor. Wie sollst du ein Heer anführen, wenn du dir eine Lungenentzündung holst?
    Sie sollte später am Morgen von Calavere aufbrechen, um die Reise nach Norden zu beginnen – nach Burg Todesfaust. Ihr würde die kläglich kleine Streitmacht folgen, die Boreas' Mobilmachung gefolgt war. Als wüsste Grace etwas darüber, wie man ein Heer anführte.
    Vielleicht ist es besser, dass so wenige dem Ruf gefolgt sind. So führst du bloß fünfhundert Mann in den sicheren Tod statt fünftausend.
    Die ganze Nacht hatte sie schlaflos im Bett gelegen, und sie hatte geglaubt, dass es einfach die Furcht vor dieser Aufgabe war, die Schlaf unmöglich machte. Aber als das graue Licht durch die Schlagläden sickerte, erkannte sie plötzlich, dass ihr etwas anderes auf der Seele lag, etwas, das mit ihrem Vorstoß in den Dämmerwald vor drei Tagen zu tun hatte. Und als sich das graue Licht schließlich silbern färbte, fiel es ihr ein.
    Du suchst einen Schlüssel, nicht wahr, hatte die Waldkönigin gesagt, der dir in dem Krieg helfen kann, in den du ziehen musst. Setze dich in den Stuhl, der allen anderen verboten ist, und der Schlüssel wird sich dir enthüllen …
    Sie war aus dem Bett geschlüpft, ganz behutsam, um Tira nicht zu wecken, die sich unter der Decke zu einer Kugel zusammengekrümmt hatte, und hatte die Tür ohne einen Laut geöffnet und wieder geschlossen.
    Jetzt durchquerte sie die Eingangshalle des Schlosses und betrat einen Korridor, der sie zu einer gewaltigen Eichentür brachte, auf der das Wappen von Calavere eingeschnitzt war: zwei gekreuzte Schwerter unter einer Krone mit neun Zacken. Nur dass die Krone eigentlich keine neun Zacken mehr hätte haben dürfen. Zwei der Schlosstürme waren nur noch Trümmer. Würden sie je Zeit haben, sie wieder aufzubauen?
    Nicht, wenn sie das hier nicht schaffte. Grace öffnete die Tür gerade weit genug, um hindurchschlüpfen zu können. Drinnen stemmte sie sich dagegen, um sie wieder zu schließen, froh darüber, dass ein Diener die Angeln erst kürzlich geölt haben musste.
    Durch die hohen Fenster drang genug Licht, dass sie die kreisförmigen Sitzreihen ausmachen konnte sowie den runden Tisch, der die Mitte des Gemachs dominierte. An diesem Ort war vor über einem Jahr der Rat der Könige abgehalten worden. Seitdem hatte man das Gemach nur selten benutzt, und die Luft war kalt und moderig. Grace eilte zu dem Tisch, schaute dann über die Schulter. Sie kam sich wie ein Teenager vor, der sich nach Unterrichtsschluss in die Schule schlich.
    Das ist doch lächerlich. Wenn die Waldkönigin Recht hatte, dann gehörst du hierher.
    Sie ging um den Tisch herum. In seiner Mitte war die Rune der Hoffnung eingelegt, die Travis gebunden hatte, nachdem er zuvor die Rune des Friedens zerbrochen hatte. Acht kunstvoll verzierte Stühle umgaben den Tisch, in deren Rücken königliche Wappen eingeschnitzt waren. Dort stand Stuhl Calavan neben Stuhl Toloria und Stühle für die restlichen sieben Domänen.
    Hinter dem letzten Stuhl blieb Grace stehen. Er sah neuer als die anderen aus, glänzender. Andererseits hatte im Laufe der Jahrhunderte niemand darauf gesessen, oder? Die Legende erzählte, dass eine Hexe den Stuhl mit einem Zauber belegt hatte und dass nur der wahre Erbe des Throns von Malachor es wagen konnte, sich darauf zu setzen, denn jeder Unwürdige würde sofort zu Tode kommen.
    Gelächter stieg in Grace auf. Falken und die anderen waren absolut davon überzeugt, dass sie der letzte Abkömmling des

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