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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Wänden. Durch ein Fenster drang safrangelbes Licht; draußen war die Sonne aufgegangen.
    »Alles in Ordnung, Schwester?«
    Grace drehte sich um. Die Frau war nicht groß, aber dennoch elegant; sie trug ein Gewand, das das Morgenlicht einzufangen und in ein Dutzend verschiedene Farbtöne aus Purpur, Grün und Pfauenblau zu verwandeln schien. Ihr schwarzes Haar wurde von einer einzigen weißen Strähne gezeichnet, und weise Fältchen betonten ihre mandelförmigen Augen. War sie eine Adlige? Vermutlich, auch wenn ihre Kleidung etwas ungewöhnlich erschien.
    Grace wurde sich bewusst, dass sie besser etwas sagen sollte, also holte sie Luft. »Ich suche jemanden. Sie kam hier vorbei.«
    »Wirklich?« Die Frau hob eine Braue. »Das ist merkwürdig. Denn wie Ihr sehen könnt, bin ich hier außer Euch die einzige Anwesende, und es gibt zu diesem Gemach keine anderen Türen außer der, durch die Ihr gekommen seid.«
    Grace runzelte die Stirn. Wo konnte Vayla hingegangen sein?
    Vermutlich an jeden Ort. Man kann unmöglich sagen, wer Vayla wirklich ist. Oder Grisla, oder wie auch immer sie sich nennt. Aber an ihr ist mehr dran, als der äußere Anschein vermuten lässt. Du wirst sie nicht wieder sehen, bis sie es will.
    »Ich frage Euch erneut, geht es Euch gut, Schwester?«, sagte die Frau mit mütterlicher Stimme und trat einen Schritt näher heran.
    Grace nickte. »Alles in Ordnung, wirklich. Ich habe nur gerade viel um die Ohren, das ist alles. Es tut mir Leid, Euch gestört zu haben.« Sie ging auf die Tür zu.
    Die Frau lächelte. »Ihr stört nicht. Ich bin eben erst im Schloss angekommen, und ich habe bloß darauf gewartet, dass die Leute erwachen.«
    Grace zögerte. »Welche Leute?«
    Das Lächeln der anderen wurde breiter. »Nun, Leute wie Ihr, Schwester.«
    Grace machte einen Schritt zurück in den Raum. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie die Frau an Vayla, obwohl sie nun bestimmt keine alte Vettel war. Sie war wunderschön, eine Frau in der Blüte ihres Lebens.
    »Entschuldigt«, sagte Grace, »aber sind wir uns schon einmal begegnet?«
    Die andere nickte. »Im Geiste, ja, aber nicht in Person.«
    Grace starrte sie an, dann traf es sie wie ein Blitzschlag. Als sie auf dem Schwarzen Schiff gegen den Runenmeister Kelephon gekämpft hatte, hatte Aryn über zahllose Meilen gereicht und ihr geholfen, einen Zauber zu weben. Aber da war neben Aryn noch ein anderes Bewusstsein gewesen, es war tief, ruhig und weise gewesen. Es war …
    »Ihr!«, stieß Grace hervor. »Aryn und Lirith haben mir alles von Euch erzählt. Euer Name ist Mirda, und Ihr seid die Hexe, die geholfen hat, auf Ar-Tolor das Weben des Musters zu verändern. Und Ihr seid die, die Aryn überzeugt hat, sich dem …« Grace senkte die Stimme zu einem Flüstern »… Schattenzirkel anzuschließen.«
    Mirda nickte mit wissendem Ausdruck. »Wie ich sehe, hat Schwester Aryn Euch viel erzählt.«
    »Nein, keine Sorge«, sagte Grace und setzte sich in Bewegung. »Ihr müsst wissen, wir haben uns auch dem Schattenzirkel angeschlossen. Lirith und ich.«
    Mirda drückte eine Hand auf die Brust. »Ich weiß nicht, Schwester, ob ich froh sein oder Angst um Euch haben soll. Es ist keine einfache Sache, sich einem Zirkel wie dem unseren anzuschließen. Die Schattenzirkel sind vor über einem Jahrhundert verboten worden, und sollte man uns je entdecken, wird man uns alle auf ewige Zeiten von der Weltenkraft abschneiden.«
    »Aryn hat uns die Risiken erklärt«, meinte Grace und versuchte, zuversichtlich zu klingen. »Aber wir haben uns ihm angeschlossen, und was getan wurde, wurde getan.«
    Mirdas Lächeln kehrte zurück, und dann – was Grace total verblüffte – eilte die ältere Hexe los und umarmte sie. Trotz dieser unangenehmen Überraschung bemerkte Grace, dass auch sie lächelte.
    »Wir haben Glück«, sagte Mirda und trat zurück, »dass sich uns drei Hexen wie Ihr und Eure Schwestern anschließen. Jede von Euch ist auf Ihre Weise so talentiert.«
    Grace versteifte sich und wollte sich lösen, aber Mirda hielt ihre Hände fest.
    »Nein, Schwester, Ihr dürft Eure Fähigkeiten nicht verleugnen, nicht wenn sie am meisten gebraucht werden. Ihr seid eine große Heilerin, und Ihr habt Fähigkeiten, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ihr webt die Weltenkraft auf neue und wunderbare Weise.«
    Endlich konnte sich Grace losmachen. »Das ist nichts verglichen mit Lirith und Aryn.«
    »Das würde ich nicht sagen. Aber es ist richtig, dass Schwester Lirith stark

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