Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters
spezielle Radio gebastelt, damit ich ihre Transmissionen überwachen kann, und ich höre ihnen jetzt schon seit Wochen zu. Aber keine Sorge, ich habe dafür gesorgt, dass sie diesen Empfänger nicht orten können. Oder meine Gedanken.« Er nahm die Wollmütze ab. Sein kahler Schädel war mit einer zerknitterten Kuppel aus Aluminiumfolie bedeckt.
Jay lachte krächzend. »Siehst du, Travis? Ich habe dir doch gesagt, dass der alte Sparky ein Verrückter ist.«
»Worüber reden die Aliens jetzt?«, fragte Marty ernst.
Sparkman beugte den Kopf über den Empfänger und lauschte. »Ich bin mir nicht sicher. Das scheint eine Art von verschlüsselter Sendung zu sein.«
Travis' Mund wurde trocken. Er kniete neben dem Rollstuhl nieder. »Wenn sie in einem Kode kommunizieren, woher willst du dann wissen, dass sie es sind, die in Denver Leute entführen?«
»Dieser Empfänger verfügt nicht über viel Energie«, erwiderte Sparkman. »Seine Reichweite ist ziemlich begrenzt, daher weiß ich, dass die Aliens nicht mehr als ein paar Meilen weit weg sein können. Außerdem habe ich etwas von dem verstehen können, was sie gesagt haben. Sie müssen hier Kollaborateure haben, denn sie sprechen auch oft Englisch, obwohl sie Kodewörter in ihrer fremden Sprache benutzen. Aber ich habe genug gehört, um sicher zu sein, dass die Aliens hinter den Entführungen stecken.«
Travis wollte Jay und Marty sagen, dass es Zeit zu gehen war, aber bevor er etwas sagen konnte, drangen gedämpfte Stimmen aus dem Empfänger.
Sparkmans Augen fingen an zu leuchten. »Es geht los! Hört zu!«
Er drehte an einem Knopf, und die Worte wurden klarer. »… sind zur Basis zurückbefohlen worden. Erstatten Sie Bericht, sobald Sie können. Ich glaube, wir erhalten bald neue …« Die Stimme des Mannes verlor sich in einem weiteren Knistern aus Interferenz.
»Da.« Sparkman sah lächelnd auf. »Habt ihr das gehört?«
Jay verdrehte die Augen. »Was gehört? Die Hälfte davon war nicht zu verstehen. Hast du was verstanden, Marty?«
Der große Mann schüttelte den Kopf. »Nur wenig. Sie haben Wörter benutzt, die ich noch nie zuvor gehört habe.«
»Das ist ihre fremde Sprache«, sagte Sparkman und nickte.
Travis starrte den Empfänger an. Wenn die Hälfte davon in einer fremden Sprache gesagt worden war, warum hatte er dann alles verstanden? Er suchte in der Tasche herum, zog die halbe Silbermünze hervor und legte sie auf den Boden.
Jay beobachtete ihn stirnrunzelnd. »Was tust du da, Mr. Zauberer?«
»Mach es lauter«, sagte Travis.
Sparkman spielte an den Knöpfen herum. Wieder verwandelte sich die Statik in Worte, nur diesmal verstand Travis nicht alles.
»… bewegen sich jetzt in Richtung Taldaka.«
Eine andere Stimme antwortete, eine Frauenstimme. »Irgendwelche Anzeichen, dass der Senlath …«
Die Worte verloren sich in einem leisen Zischen. Aber es hatte gereicht. Travis nahm die Münze und steckte sie in die Tasche, während er aufstand. Er hatte die fremden Wörter nicht verstehen können; im Gegensatz zu Grace hatte er keine Anstrengungen unternommen, die Sprache zu lernen. Aber selbst ohne die Magie der Münzhälfte hatten sie vertraut geklungen – vertraut genug, um zu erkennen, dass es Eldhisch war. Aber wer würde auf der Erde eldhische Wörter benutzen?
Du hast Sparkman gehört. Sie benutzen die Wörter als Kode. Und welch besseren Kode könnte es geben als die Sprache einer anderen Welt? Niemand würde sie je entschlüsseln können!
Aber Travis war sich sicher, dass die Stimmen nicht zu Aliens gehörten. Es waren Menschen von der Erde. Sie hatten Agenten in die Domänen geschickt; sicherlich hatten sie dort viel über die Kultur und die Sprache erfahren.
Es ist Duratek, Travis. Sie sind es, die Sparkman hört. Sie sind die Entführer.
Aber das ergab keinen Sinn. Was sollte ein multinationales Unternehmen mit einem Haufen Obdachloser anstellen? Davon abgesehen, so klug Sparkman auch sein mochte, war er doch mit Sicherheit verrückt. Travis versuchte nachzudenken, aber da ergriff Marty das Wort.
»Wir sollten zum Asyl gehen«, sagte der große Mann. »Wenn wir jetzt nicht gehen, wird es dort kein Frühstück mehr geben.«
Jay schob den Ärmel hoch, um eine Timex-Armbanduhr zu enthüllen, deren Zifferblatt unter dem beschlagenen Glas kaum zu sehen war. »Verdammt, wir müssen los. Komm schon, Travis.«
Die Vorstellung von Essen drehte Travis den Magen um, aber er hatte nicht die Energie, sich Jay zu widersetzen, der an
Weitere Kostenlose Bücher