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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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»Aber ich bin es leid, über Runen und Festungen nachzudenken. Lass uns etwas essen gehen, und vielleicht können wir danach für deine Puppen etwas Neues zum Anziehen finden.«
    Grace erwartete, dass das ein Lächeln hervorrief. Aber während die rechte Gesichtshälfte des Mädchens – die narbige Seite – so ausdruckslos wie immer blieb, zeigte die linke Seite deutlich Traurigkeit.
    In Grace stieg Besorgnis empor. Sie kniete nieder und berührte Tiras schmale Schultern. »Was ist denn los, Schatz? Stimmt etwas nicht?«
    Tira legte die kleinen Hände in einer sanften Umarmung auf Graces Wangen. Wärme erfüllte Grace, und sie seufzte. Dann senkte Tira die Arme, und aus der Wärme wurde ein schreckliches Frösteln. Das Mädchen trat einen Schritt zurück, und Grace stand langsam auf.
    »Du verlässt mich«, sagte sie.
    Tira rollte eine Träne die Wange hinunter. Sie verschwand in einer kleinen Dampfwolke.
    Graces Wangen waren kalt und feucht. Sie zitterte. »Ich will nicht, dass du gehst.«
    Tira sah sie an, dann kletterte sie auf die niedrige Mauer des Wehrgangs. Der Wind zupfte an ihrem Kleidchen.
    »Bitte.« Grace weinte jetzt offen. Sie streckte eine bebende Hand aus. »Bitte, verlass mich nicht.«
    Tira nahm die mollige Hand hoch. Ihre Fingerspitzen strichen über Graces Hand.
    »Mutter«, sagte sie.
    Dann erhob sie sich in den Abendhimmel. Sie stieg schnell in die Höhe, ein Funken blutroten Lichts, der sich zu den ersten Abendsternen gesellte. Einen Augenblick lang leuchtete sie unter ihnen wie ein kleiner Rubin. Dann verblasste das Licht, und sie war verschwunden.
    Grace taumelte und musste sich an den Zinnen festhalten. Ihr war so schrecklich kalt – sie war eine leblose Hülle. Sie hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Aber das linderte die Bitterkeit des Augenblicks in keiner Weise. Warum hatte Tira sie verlassen?
    »Sie hat getan, was sie hier tun konnte«, sagte eine krächzende Stimme hinter Grace. »Und sie wird woanders gebraucht. Diese Schlacht ist jetzt deine Sache, Tochter.«
    Grace drehte sich um und wischte sich unbeholfen die Tränen aus den Augen. »Ist sie das wirklich?«, fragte sie mit vor Trauer heiserer Stimme. »Was ist mit dem Runenbrecher? Soll nicht er derjenige sein, der am Ende alles entscheidet?«
    Grisla zuckte mit den knochigen Schultern. »Und welchen Runenbrecher meinst du?«
    Darauf wusste Grace keine Antwort, und es spielte auch keine Rolle. Ihr Platz war hier, in dieser Festung.
    »Werdet Ihr mich auch verlassen?«
    Die alte Vettel stieß ein Gackern aus. »Ich glaube nicht, Tochter. Irgendwo muss man ja sein, wenn das Ende kommt, und das hier scheint für jemanden wie mich ein genauso guter Ort zu sein wie jeder andere auch.«
    Der Schmerz in Graces Herz ließ nicht nach, trotzdem nahm ihre Furcht ein bisschen ab. Wenigstens war sie nicht allein. Sie hatte noch immer Grisla und Kel, Tarus und Paladus und die Hexen und Runensprecher und Spinnenmänner. Sie hatte noch immer Durge. Zumindest im Augenblick.
    Grace drehte sich um und blickte über die Schattenkluft. Purpurfarbene Schatten füllten das Tal und machten seinem Namen alle Ehre. »Es gibt keine Hoffnung, oder? Trotz der Rune in meiner Tasche haben wir nicht die geringste Aussicht auf einen Sieg.« Sie wandte sich wieder um und sah Grisla an.
    Das Gesicht der Alten war traurig, aber in ihrem einen Auge lag ein Funkeln. Es war das Funkeln des Trotzes. »Jedes Jahr wandert die Sonne nach Süden, ob wir es wollen oder nicht. Jeder Jahr umschlingt der Winter die Welt mit seiner kalten Umarmung und beraubt sie aller Wärme und allen Lebens. Und ganz egal, wie sehr wir auch dagegen wüten mögen, ganz egal, wie sehr wir betteln oder kämpfen oder mit den Zähnen knirschen, es gibt nichts, was wir tun können, um den Winter von seinem Kommen abzuhalten.« Sie zeigte mit einem knochigen Finger. »Wir stehen jetzt vor den Toren des Winters, Tochter.«
    Grace fröstelte trotz des Umhangs. »Ihr meint das Tor in der Schattenkluft?«
    »Nein, Tochter, ich meine das Tor hier drin.« Ihr Finger bewegte sich und zeigte auf Graces Herz. »Das Tor in uns allen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Dann betrachte es doch einmal so, Tochter. Du kannst den Winter nicht am Kommen hindern, aber kommt der Frühling nicht genauso unweigerlich? Tod folgt dem Leben, und nach dem Tod kommt neues Leben. Das gilt für die Welt, das gilt für unsere Herzen.« Sie tippte Grace gegen die Brust. »Das bedeutet Hoffnung. Nicht, dass du eine

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