Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
war, und ihn so schnell heruntergestützt, dass er sie, als sie ein paar Blocks später am nächsten Starbucks vorbeigekommen waren, dazu genötigt hatte, ihm einen zweiten zu kaufen.
    »Ich schätze, ich muss noch viel über diese Welt lernen.«
    Deirdre seufzte und bedauerte ihren Scherz. »Nein, Beltan. Sie machen das toll. Wirklich. Niemand käme auf die Idee, dass Sie nicht von der Erde stammen. Sie passen sich perfekt an.«
    Beinahe schon zu perfekt, kam ihr in den Sinn. Ihr war bekannt, dass Vani mehrere Jahre auf der Erde gelebt hatte; die Meuchelmörderin hatte genug Zeit gehabt, um Sprache und Sitten zu lernen. Aber was war mit Beltan? Er hatte die größten Zeit seines einen, kurzen Besuchs auf der Erde eingesperrt in einem Laboratorium verbracht.
    »Das Elfenblut«, sagte er. Er musste ihre Gedanken erahnt haben. »Es hilft mir, Dinge zu wissen, die ich nicht wissen sollte. So wie die Sprache dieses Landes zu sprechen.«
    Deirdre verspürte ein Kribbeln in der Brust. »Was wissen Sie denn noch?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Die Eindrücke sind hier schwächer als auf Eldh. Gedämpfter.«
    »Versuchen Sie es.«
    Er schloss die Augen. »Ich weiß, dass der Mond aufgegangen ist«, sagte er nach einer Minute, »aber man kann ihn nicht sehen. Er befindet sich hinter den Gebäuden. Ich weiß, dass ein Sturm aus den Bergen heranzieht, und er bringt Schnee. Ich weiß, dass in der Nähe ein Fluss ist, obwohl wir noch nicht zu ihm gekommen sind. Er ist seicht und hat es nicht eilig, den Ozean zu erreichen. Und ich weiß …« Er runzelte die Stirn.
    Sie berührte ihn an Arm. »Was?«
    »Ich weiß, dass in dieser Stadt etwas nicht stimmt. Da ist etwas Schreckliches und Hungriges, wie ein Schatten. Und es wächst. Ich weiß es, so wie ich weiß, dass er hier irgendwo ist, nicht weit weg. So wie ich weiß, dass er in Gefahr schwebt.«
    Er öffnete die Augen. Das Licht eines Neonschilds verlieh ihnen einen heimgesuchten Ausdruck.
    »Halten Sie mich für verrückt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er seufzte. »Ich mich auch nicht.«
    »Kommen Sie.« Deirdre hakte sich bei ihm ein. »Wir haben genug für unsere erste Spähmission getan. Lassen Sie uns zurück ins Hotel gehen, wo es warm ist.«
    Sie gingen die Seventeenth Street entlang. Sie hatten einen großen Teil der Innenstadt zu Fuß abgesucht, und auch wenn sie keine Spur von Travis entdeckt hatten, waren sie trotzdem auf einige interessante Dinge gestoßen. Beltan hatte Recht, was den Schatten anging, der in dieser Stadt wuchs. Die Zeichen waren überall zu sehen. Die Schlagzeilen der Zeitungen warnten vor der zusammenbrechenden Wirtschaft und der steigenden Kriminalität. Das Fernsehen verkündete die gleichen trübsinnigen Nachrichten. Die Menschen bewegten sich nur verstohlen in ihrem Alltagsleben, mit Furcht in den Augen. Und überall – an jedem Telefonmast und jedem Zaun – hingen die Flugblätter mit den Gesichtern der Vermissten.
    Deirdre hatte davon im Flugzeug gelesen, aber ihr war nicht klar gewesen, wie ernst die Situation war. Zuerst waren die Vermisstenfälle auf die Obdachlosen beschränkt gewesen – die Vernachlässigten, die Kranken, die Vergessenen. Aber im Verlauf der letzten Tage waren auch andere verschwunden. Die Flugblätter, die die Stadt überfluteten, zeigten jetzt die lächelnden Gesichter gut gekleideter, gesunder Leute: Ehemänner und Ehefrauen, Söhne und Töchter. Geliebte Menschen. Die vermisst wurden.
    Sie bogen um die Ecke auf die Court Street, und Deirdre sah eine Frau, die ein fotokopiertes Flugblatt an einen Briefkasten heftete. Das Bild zeigte ein lächelndes Mädchen im Teenageralter mit einer Brille. Das Bild aus einem High-School-Jahrbuch. Die Frau schaute auf; sie sah erschöpft aus, ihre Augen waren gerötet und trocken.
    »Es tut mir so Leid«, murmelte Deirdre, aber die Frau hatte sich bereits abgewandt, um mit den Flugblättern und Klebeband in der Hand die Straße entlangzuschlurfen.
    Als sie ihre Suite im Brown Palace betraten, waren Vani und Anders bereits da. Die beiden waren in der Innenstadt und den umgebenden Gewerbegebieten umhergefahren, und was sie gesehen hatten, bestätigte Deirdres Beobachtungen: In der Stadt wuchs die Angst, und das half Duratek nur dabei, seinen Griff um Denver zu verstärken.
    »Ich weiß nicht, was sie vorhaben«, sagte Anders, »aber es muss etwas Großes sein. Wir konnten um keine Ecke biegen, ohne jemandem zu begegnen, der für Duratek arbeitet.«
    »Ist euch etwas

Weitere Kostenlose Bücher