Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Jacke.
Travis stieß die angehaltene Luft aus. »Ich dachte, Sucher wären nicht bewaffnet.«
»Sind sie auch nicht.« Deirdre verschränkte die Arme und musterte Anders scharf. »Zumindest normalerweise nicht.«
Anders blinzelte ihr zu; auf seinen zerklüfteten Zügen lag ein Grinsen. »Ich dachte, mittlerweile wüssten Sie, dass ich alles andere als normal bin, Kollegin.«
Larsen schaute zu Travis hoch; auf ihrem Gesicht zeichnete sich neue Furcht ab. »Sucher? Diese Leute sind Sucher?«
Travis nickte. »Das sind sie. Und jetzt werden wir uns lange und nett mit ihnen unterhalten.«
»Nein«, sagte Deirdre. »Zuerst wirst du eine lange Dusche nehmen. Dann unterhalten wir uns.«
Travis verbrachte die nächste halbe Stunde unter einem scharfen Strom aus heißem Wasser und ließ von ihm den Schmutz, die Müdigkeit und die Furcht fortspülen. Er dachte an Jay und Marty und hoffte, dass es ihnen gut ging.
Er rubbelte sich mit den Handtüchern trocken, dann zog er Jeans und einen Pullover an, die Deirdre für Beltan gekauft hatte. Sie waren zu groß für ihn – Beltan war größer, und Travis stellte verblüfft fest, wie sehr er die letzten Wochen auf der Straße abgemagert war –, aber sie waren warm und sauber.
Als er das Wohnzimmer der Suite betrat, unterhielten sich die anderen und tranken Kaffee.
Beltan, der neben Deirdre auf dem Sofa saß, nickte zufrieden. »Na, das ist der Travis, den wir kennen.«
In Travis stieg das unbändige Verlangen auf, zu dem blonden Mann zu gehen und ihn fest in die Arme zu nehmen. Aber er war sich Vanis bewusst, die am Fenster stand und ihn nicht aus den Augen ließ. Er nahm sich eine Tasse Kaffee, dann setzte er sich neben Larsen auf einen Stuhl. Sie hatte aufgehört zu zittern, die Farbe war in ihre Wangen zurückgekehrt. Die Daten-CD funkelte vor ihr auf dem Couchtisch.
Travis trank seinen Kaffee mit kleinen Schlucken; er war heiß und köstlich. »Also, was habe ich verpasst?«
»Nicht viel.« Anders lehnte sich gegen die Sofalehne. »Nur dass alle Anzeichen auf das Ende der Welt hindeuten.«
»Oh«, sagte er und trank noch einen Schluck.
Sie unterhielten sich bis zum frühen Morgen, und mehr als ein Page mit müdem Gesicht musste eine neue Kanne Kaffee in ihre Suite liefern. Travis hörte fasziniert und zugleich entsetzt zu, als Dr. Larsen ihre Forschungsarbeit bei Duratek detailliert beschrieb: ihre Arbeit mit Ellie und Beltan, später dann ihren Auftrag, das Elfenblut zu synthetisieren.
Danach wechselten sich Beltan und Vani gegenseitig damit ab, die Ereignisse zu schildern, die sich nach Travis' Abreise auf Eldh zugetragen hatten: wie die Krieger von Vathris auf Calavere eintrafen und wie Grace den Entschluss getroffen hatte, mit einem kleinen Heer nach Norden zu marschieren, um Burg Todesfaust für ihre Ankunft vorzubereiten. Ihr Mut machte Travis sprachlos. Es war seltsam, sich Grace als Kriegerkönigin vorzustellen, aber er konnte es.
Schließlich beantwortete Beltan die Frage, die Travis auf den Nägeln gebrannt hatte: Wie waren Beltan und Vani ihm gefolgt? Grace hatte es herausgefunden, sie hatte ihnen den Verband gegeben, den sie von seinem Arm abgenommen hatte und der mit seinem Blut befleckt gewesen war. Es war nicht viel, aber es hatte gereicht, um das Tor zu aktivieren – eine Tatsache, die ihm Angst einjagte. War sein durch den Skarabäus von Orú verändertes Blut wirklich so mächtig?
Darüber konnte er sich später Sorgen machen. Jetzt musste er das zu Ende bringen, weswegen er hergekommen war. Travis nahm die Daten-CD vom Tisch. »Was genau ist auf diesem Ding drauf, Doktor Larsen?«
»Beweise.«
Deirdre hob die Brauen. »Beweise wofür?«
Larsen streckte langsam die Hand aus und nahm Travis die CD ab. »Beweise, dass Duratek für die Droge Electria verantwortlich ist. Nicht nur, dass sie sie entwickelt haben und ganz genau über ihre abhängig machende Wirkung Bescheid wissen, sondern dass sie auch hinter dem illegalen Verkauf stecken. So haben sie viele Projekte finanziert, von denen sie nicht wollen, dass die Rechnungsprüfer über sie Bescheid wissen. Projekte wie das meine.«
Anders stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich würde sagen, das reicht aus, um den Konzern zu vernichten, und zwar für immer. Man wird ihn auf der ganzen Welt ächten.«
»Sie haben Electria für die Elfen entwickelt, um sie hier auf der Erde am Leben zu erhalten«, sagte Deirdre und drehte den silbernen Ring an ihrer linken Hand. »Dass die Droge bei Menschen
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