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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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müssen, dass es ausreichte.
    Du musst in seine Nähe gelangen. Diese Magie ist ein Teil von dir. Um sie zum Leben zu erwecken, musst du es ihm persönlich geben.
    Sie betete zu Sia, dass es nicht so weit kommen würde. Vielleicht hatten sie ihn falsch eingeschätzt; vielleicht stand der Prinz seinem Vater ja doch loyal gegenüber, genau wie den Domänen. Vielleicht …
    Aryn faltete das Tuch sorgfältig zusammen, dann stand sie auf, streckte die steifen Gliedmaßen und machte sich hastig für den Gang an die frische Luft bereit. Sie zog ein wollenes Gewand in der Farbe des Winterhimmels an, dann warf sie einen dunkelblauen, mit Fuchspelz gefütterten Umhang darüber. Das Licht vor dem Fenster hatte sich von Grau in Silber verwandelt. Sie musste sich beeilen.
    Als sie zur Tür ging, sah sie sich flüchtig selbst in dem Spiegel, der in der Ecke stand. Die Frau, die zurückblickte, sah älter aus, als Aryn erwartet hätte, ihr Gesicht war bleich und majestätisch.
    Aryn wandte sich ab, öffnete die Tür und verließ das Gemach.
    Das Schloss war wie ausgestorben; in der Eingangshalle fand sie die Türen unbewacht vor. Sie betrat den Oberen Burghof. Die Welt war mit Reif bestäubt, der allem ein geisterhaftes Aussehen verlieh. Über den harten Himmel huschten Wolken. Ihre Ränder wiesen bereits einen kupfernen Schimmer auf.
    Lirith und Sareth warteten direkt vor den Ställen auf sie.
    »Wir können unterwegs reden«, sagte Lirith. Ihr Atem verwandelte sich in weiße Wölkchen. »Wir müssen das Feld unterhalb des Schlosses erreichen, bevor sich die Krieger zum Aufbruch bereitmachen.«
    »Was hast du vor?«, fragte Aryn. Sie setzten sich in Bewegung.
    »Zusehen und bereit sein. Wenn Liendra etwas plant, dann wird es vor ihrem Aufbruch geschehen.«
    Aryn keuchte auf. »Hast du das gesehen?«
    »Nein«, sagte Lirith mit einem bedauernden Ausdruck auf dem Gesicht. »Ich fürchte, da hat mich die Sicht im Stich gelassen. Trotzdem bin ich davon überzeugt. Sie haben Königin Ivalaine ermordet, um sie aus dem Weg zu haben, und letzte Nacht …«
    Lirith biss sich auf die Zunge, und Aryn holte scharf Luft. Also hatte sie Sareth nicht erzählt, was sie letzte Nacht getan hatte.
    »Hast du etwas gespürt, Beshala?«, fragte Sareth und berührte Liriths Arm. »Das hast du doch in der Nacht getan, oder? Du hast nach der Nekromantin gesucht.«
    Lirith warf Aryn einen flehenden Blick zu.
    Aryn zögerte nicht. »Nein«, sagte sie. »Wir haben Shemals Anwesenheit nicht im Schloss entdecken können. Aber sie steckt irgendwo. Es kann nicht anders sein.«
    Lirith drückte Aryns linke Hand.
    Du musst dir keine Sorgen machen, Schwester, wagte es Aryn, durch die Weltenkraft zu murmeln. Ich werde es ihm niemals sagen.
    Und doch muss ich es tun, erwiderte Lirith, und ihr Faden erbebte. Ich muss ihm alles sagen. Aber nicht heute.
    Sie eilten über den Unteren Burghof, vorbei an den beiden zerstörten Türmen, durch das Schlosstor. Die Straße, die sich den Hügel hinabwand, war belebter; sie passierten Diener mit Bündeln auf den Armen und Knappen, die zum Schloss zurückeilten, um Dinge zu holen, die ihre Herren vergessen hatten.
    Als sie um die Ecke bogen, kam das Feld unterhalb von Calavere in Sicht, und Aryns Herz machte einen Sprung. Am Fuß des Hügels stand eine Kompanie nach der anderen aufgereiht; Rüstungen reflektierten das stählerne Licht, so dass die Armee wie ein Fluss aussah, der in die Ferne strömte. Die Zahl der Fußsoldaten war nicht mehr zu zählen, und es gab auch Reiter, ein Dutzend nach dem anderen, und eine Flotte von Wagen, die Ausrüstung und Proviant trugen.
    Sareth stieß einen staunenden Pfiff aus. »Seht euch das an. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für die Welt.«
    Vielleicht, dachte Aryn, wenn sie verhindern konnten, dass sich Liendra und ihre Hexen einmischten.
    Beinahe liefen sie den Hügel hinunter, und Aryn ließ dabei die Blicke über das Heer schweifen. Es gab zahllose Banner, und jedes trug das Wappen eines anderen Lehens: Falken, Bären und Schlangen. Es gab auch andere, exotischere Banner, die von den Lords und Kriegshäuptlingen aus dem fernen Süden getragen wurden und die Silhouetten von Kreaturen zeigten, die Aryn nicht benennen konnte. Dann entdeckte sie, wonach sie gesucht hatte: ein Banner, das höher als alle anderen aufragte. Es war dunkelblau und mit einer silbernen neunzackigen Krone geschmückt, die sich über zwei gekreuzten Schwertern erhob.
    »König Boreas«, stieß Aryn

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