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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Wallung, dann rissen sie auseinander. Aus der Lücke schob sich ein riesiger Umriss von der Größe eines Schlosses und so rot wie die Morgendämmerung. Das Ding schoss quer über den Himmel, warf den riesigen Kopf in den Nacken und schnaubte Feuer aus den Nüstern.
    Es war ein Stier, geboren aus den roten Wolken des Morgens – Furcht einflößend und wunderschön.

12
    Ein ohrenbetäubender Schrei stieg aus dem Heer auf. Fünftausend Männer drängten in einer zerstörerischen Woge nach vorn. Im ersten Augenblick glaubte Aryn, die Soldaten würden angesichts des gewaltigen Stiers, der über ihren Köpfen schwebte, die Flucht ergreifen. Dann hörte sie Teravians Stimme, die kristallklar und donnernd das Getöse übertönte.
    »Krieger von Vathris, zu mir! Männer des Stiers, zu mir!«
    Die Soldaten brüllten nicht vor Entsetzen, sondern vor Entzücken. Sie brachen aus ihren Formationen und rasten über das Feld, gehorchten Teravians Ruf, sammelten sich um ihn und hielten Schwerter und Speere in die Höhe, um das Licht der Morgendämmerung einzufangen.
    Am Himmel hatte der Stier umgedreht, und jetzt blieb er genau über dem Prinzen stehen. Morgenwind kam auf und blies die Wolken nach Osten, aber der Stier bewegte sich nicht. Er war jetzt so gewaltig wie ein Gebirgsmassiv und funkelte rotgolden. Nebelschwaden schlängelten sich von seinem Körper fort wie verdampfender Schweiß.
    Ein paar Ritter trieben ihre Pferde an und rasten quer über das Feld auf Teravians Banner zu. Aryn musste um die Kontrolle ihres Pferdes kämpfen, als es von allen Seiten angerempelt wurde. Wo waren Lirith und Sareth? Sie würden niedergeritten werden.
    Sie entdeckte sie in der Nähe des Königs. Er ritt unter seinem Banner umher, brüllte Befehle, und sein Gesicht war so rot wie der Stier am Himmel. Ein dichter Knoten aus Berittenen und Fußsoldaten umringte ihn, und Lirith und Sareth waren bei ihnen. Aryn zog an den Zügeln ihres Pferdes und versuchte es zum König zu lenken, aber Männer und Pferde stießen dagegen. Seine Augen rollten wild vor Panik.
    Aus dem Weg!
    Aryn schickte die Worte mit der vollen Wucht ihres Willens durch die Weltenkraft. Männer und Tiere taumelten zur Seite; vor ihr öffnete sich ein Weg. Sie trieb ihr Pferd an, und es sprang in den Galopp.
    »Zu mir!«, brüllte König Boreas. »Lasst euch nicht von Hexenwerk und falschem Zauber täuschen! Zu mir!«
    Ein paar weitere Männer gehorchten dem Befehl des Königs und gesellten sich zu ihm, aber es waren nicht viele. Das Geschrei und das Getrommel der Hufe übertönte seine Anweisungen, während Teravians Stimme weiterhin so klar klang, als käme sie vom Himmel selbst.
    Endlich erreichte Aryn ihre Freunde. Die beiden griffen nach dem Sattel ihres Pferdes, um nicht fortgerissen zu werden. Aryn wollte etwas sagen, aber ihre Stimme ging in dem Aufruhr unter. Sie gab es auf und griff auf die Weltenkraft zurück.
    Was geschieht hier? Ist das wirklich ein Zeichen von Vathris?
    Nein, Schwester, erwiderte Lirith. Fühlst du es nicht? Es hat seine Quelle im Netz der Weltenkraft.
    Aryn schloss die Augen und bemühte sich, den Lärm und die Verwirrung um sich herum zu ignorieren. Die Stränge der Weltenkraft waren straff gezogen und vibrierten wie die Saiten einer Laute. Etwas zog einen Magiestrom aus dem großen Netz. Etwas oder jemand.
    Der Stier ist eine Art Illusion, oder?, sagte Aryn.
    Ja, aber sie ist mit gewaltiger Macht geschmiedet. Vergangenen Sommer konnten Grace, du und ich den Nebel auf dem Dorfgrün auseinander reißen. Aber dieser Stier ist viel größer als die Nebelwolke, die wir beeinflussten, und seine Form wurde mit großer Kunstfertigkeit geschaffen. Ich kenne keine Hexe, die solch ein Ding heraufbeschwören könnte. Sie verstummte. Keine Frau.
    Aryn griff die Zügel fester. Es ist Teravian. Darum wollten sie, dass er vergangene Nacht zu seiner vollen Kraft kam – damit er das hier tun konnte.
    Denk an das, was Mirda uns gesagt hat – er ist mächtiger als jede Hexe.
    Bis auf eine, dachte Aryn. Aber diese Worte sandte sie nicht durch die Weltenkraft.
    Sie schlug die Augen auf. Der größte Teil des Heeres hatte seine Position verlassen und war über das Feld gerast, um hinter Teravian Aufstellung zu nehmen. Die Männer riefen »Vathris, Vathris unser Herr!« und »Teravian, König Teravian!«
    Nicht mal ein Viertel des Heeres war bei König Boreas geblieben. Auf gewisse Weise machte es Aryn Mut, dass überhaupt so viele geblieben waren. Der Stier am

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