Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
hinauf.«
    »Wer denn?«, fragte Graedin verwirrt.
    »Die Krieger von Vathris«, sagte Samatha strahlend. »Hunderte. Tausende. Sie marschieren unter dem Banner von Calavan. Ich muss es der Königin sagen!« Bevor die anderen noch eine Frage stellen konnten, schoss Samatha aus dem Saal.
    Oragien fasste seinen Stab fester. »Das ist ein gutes Zeichen. Hoffnung kommt nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Kommt, wir müssen der Königin unsere eigenen guten Neuigkeiten mitteilen.«
    Der Großmeister wollte sich umdrehen. Durge griff nach seinem Stab und hielt ihn fest.
    »Was ist, Sir Durge?«, fragte Oragien.
    Durge verspürte einen Augenblick der Trauer, des Bedauerns, der bitteren Einsamkeit. Dann stieß er einen Seufzer aus, und mit diesem letzten lebendigen Atemzug entflohen alle diese Dinge aus ihm. Das Herz in seiner Brust blieb stehen – und fing dann in einem neuen Rhythmus an zu schlagen.
    Kraft fuhr durch seine Glieder. Der Schmerz war verschwunden, und mit ihm Furcht und Zweifel. Eine Sicherheit erfüllte ihn, ein Ziel, das so hell wie ein Feuer war. Der graue Schleier wurde von seinen Augen gezogen, und er sah klarer als je zuvor in seinem Leben. Ja, es war besser so. Warum hatte er sich so lange dagegen gewehrt?
    Die Stimme flüsterte in seinem Ohr, und Durge antwortete ihr in Gedanken. Ich höre Euch, o König, und ich gehorche!
    Durge nahm Oragien den Stab ab. Der Großmeister protestierte, aber Durge schwang den Stab mit einer schnellen Bewegung. Es krachte laut, als er gegen Oragiens Schädel knallte. Der Aufschrei des alten Mannes brach ab; sein hinfälliger Körper sackte wie ein Holzbündel zu Boden. Durge hob den Stab erneut.
    »Nein!«, rief Graedin. Der junge Runensprecher warf sich auf die Knie und beschützte Oragiens Körper.
    Durge sah unbeeindruckt zu. »Wir dürfen nicht zulassen, dass ihr ihr erzählt, was ihr gefunden habt.«
    Tränen rannen Graedin über die Wangen. »Bei Olrig, was ist mit Euch geschehen, Durge? Was stimmt nicht mit Euch?«
    Diese Worte ergaben keinen Sinn. Mit ihm stimmte alles. Man hatte ihm seine Irrtümer aufgezeigt und ihn auf den richtigen Weg gebracht.
    »Geht«, sagte Graedin. Er hob die Hände und setzte an, eine Rune zu sprechen.
    Das durfte man nicht zulassen. Durge schwang den Stab, und Graedin verstummte. Der Runensprecher brach reglos über Oragiens Körper zusammen, aus seinen Ohren strömte Blut. Durge warf den Stab zur Seite und wandte sich von den Runensprechern ab. Er legte den Kopf schief und lauschte dem Flüstern in seinen Ohren.
    Dann lächelte er und verließ den Saal.

18
    Grace lag auf ihrer Pritsche und starrte in die Dunkelheit ihres Gemachs. Sie wusste, dass sie sich ausruhen musste, solange dazu Gelegenheit bestand. Trotzdem war jeder Schlaf unmöglich.
    Er kommt, um dich zu holen. Der Fahle König. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis …
    Es pochte an der Tür – hart, drängend. Einen Augenblick lang erfasste sie nackte Panik, dann warf sie die Decke zur Seite. Als sie die Tür öffnete, erblickte sie die aufgeregten Gesichter von Samatha und Sir Tarus.
    »Er kommt endlich, Euer Majestät«, sagte die Spinnenfrau. Ihre Nase zuckte, was sie noch mehr wie eine Maus aussehen ließ als gewöhnlich.
    Furcht durchfuhr Grace. War es so weit? »Ihr meint Berash?«
    Tarus lachte. »Nein, Euer Majestät! Sie meint König Boreas und die Krieger von Vathris. Sie reiten in diesem Moment das Tal zur Festung hinauf, fünftausend Mann.«
    Hätte Sir Tarus nicht so schnell reagiert, wäre Grace gefallen. Der Raum drehte sich um sie, ihre Knie gaben nach, aber der Ritter packte sie am Arm und hielt sie fest.
    »Was ist, Euer Majestät?«, fragte Samatha stirnrunzelnd. »Freut Ihr Euch denn nicht, dass König Boreas endlich da ist?«
    Freude? Fühlte sie Freude?
    Als sich das Runentor geöffnet hatte – wie viele Stunden, wie viele Tage war das her? –, als die Horden des Fahlen Königs auf die Festung zugeschwärmt waren, hatte sie erwartet, von Entsetzen erfüllt zu werden. Stattdessen hatte sie eine grimmige Entschlossenheit überkommen. Sie hatte Fellring ergriffen, die Klinge über den Kopf gehoben und ihren Männern befohlen, die Festung zu verteidigen.
    Sie hatte die gleiche Reaktion zahllose Male in der Notaufnahme des Denver Memorial Hospital gesehen, auf den Gesichtern der Krebspatienten, wenn sie ihnen mitteilen musste, dass die Remission vorbei war, in den Augen der Brandopfer, die wussten, dass sie zu schwer verletzt waren, um

Weitere Kostenlose Bücher