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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gelernt hatte, die richtige Art, einen Drachen anzusprechen. Ein Geheimnis im Tausch für ein anderes. »Warum seid Ihr …?«
    »Nebel und Elend!«, schnaubte der Drache. »Es ist keine Zeit für alberne Rituale, die von Sterblichen gemacht wurden, deren Knochen schon vor langer Zeit zu Staub zerfallen sind. Ich bin nicht gekommen, um mit dir um Geheimnisse zu feilschen, Klingenheilerin. Die Zeit für solch lächerliche Spielchen ist vorbei. Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Das Ende aller Dinge kommt. Hast du nicht den Riss im Himmel gesehen? Sicherlich ist er groß genug geworden, dass selbst deine sterblichen Augen ihn sehen können. Und er wird noch größer. Jetzt verdeckt er die Sterne, aber bald wird er sie verschlingen, und die Welten mit ihnen. Er wird nicht aufhören zu wachsen, bis er alles verschlungen hat, was es zu verschlingen gibt, bis alles, was ist, sich in nichts verwandelt hat.«
    Grace biss die Zähne zusammen und tat ihr Bestes, dem Drachen in die Augen zu sehen, auch wenn das ständige Pendeln seines Kopfes ihr Übelkeit bescherte. Sfithrisir log nicht, was den Riss anging; Drachen konnten nur die Wahrheit sprechen – allerdings war diese Wahrheit immer so ausgedrückt, dass es ihren Zielen diente.
    »Ich verstehe nicht, Sfithrisir«, sagte sie und blieb so nahe an der Wahrheit, wie sie konnte, formulierte aber sorgfältig, genau wie der Drache auch. »Ich glaubte, Eure Art würde die Zerstörung der Welt anstreben.« Die Drachen hatten schon lange existiert, bevor der Weltenschmied Eldh erschaffen hatte; sie hatten in den grauen Nebeln vor der Zeit gehaust.
    »Das Ende der Welt, ja! Wie ich diese widerwärtige Schöpfung verabscheue!« Seine Krallen knirschten über den Stein, spalteten ihn. »Sie ist ein Gefängnis, bindet uns und alles andere, was sich darauf befindet. Der Weltenschmied sei verflucht.«
    Trotz ihrer Furcht brachte Grace ein grimmiges Lachen zu Stande. »Travis Wilder ist jetzt der Weltenschmied.«
    »Sterbliche, glaubst du, das wüsste ich nicht?« Der Drache raschelte mit den Schwingen. »Ich bin Sfithrisir, die, die gesehen wird und nicht gesehen wird. In aller Zeit hat keiner einen größeren Hort an Geheimnissen gehabt als ich. Ich weiß, was Travis Wilder getan hat. Der Runenbrecher. Er hat die Welt zerstört, genau wie ich es wusste. Aber dann hat er uns verraten, indem er sie erneut schuf. Das hatte ich nicht vorhergesehen, und wenn ich könnte, würde ich ihn dafür zu Asche verbrennen.«
    Grace legte die Hand auf die Stirn. »Wenn Ihr so wütend auf Travis seid, weil er die Welt neu geschmiedet hat, sollte Euch dann nicht der Riss im Himmel freuen?«
    »Du weißt nichts, Sterbliche. Glaubst du, diese materielle Hülle, die du da vor dir siehst, ist alles, was ich bin?«
    Der Drache rückte näher heran, und die Luft um ihn herum kräuselte sich, verzerrte alles um ihn herum wie Bilder, die man durch einen Kristall hindurch sah. Es fühlte sich an, als würde Graces Körper in unmögliche Dimensionen gezerrt und geschrumpft. Das Gefühl war nicht schmerzhaft, aber unangenehm und einfach nur falsch.
    »Du glaubst, aus Ordnung entsteht Macht und Sinn«, sagte der Drache. »Aber da irrst du dich. Ordnung schränkt bloß ein. In dem Chaos vor dieser Welt existierte eine solche Freiheit, wie du sie dir nicht einmal vorstellen kannst. Es gab keine Begrenzungen, keine willkürlichen Regeln, denen man gehorchen musste. Ich würde diese Welt zerstören, ja. Ich würde zu dem Chaos davor zurückwollen.«
    »Warum dann gegen den Riss kämpfen?«
    Sfithrisirs Schwingen entfalteten sich wie rauchige Segel. »Weil der Riss keinen Unterschied zwischen einer Welt aus Stein, Luft, Wasser und Feuer oder einer Welt aus formlosem Nebel macht! An seinen Rändern endet alles – Ordnung und Chaos gleichermaßen. Es ist die völlige Vernichtung sämtlicher Existenz, nicht nur für diese Welt, sondern auch für alle Welten, die sich ihr nähern.«
    Blitzartig verstand Grace; ihr Herz drohte stehen zu bleiben, ihre Seele zersplitterte. Zerstörung konnte sie verstehen. Ein Felsen konnte zu Splittern zerschlagen, ein Stück Holz zu Asche verbrannt werden, ein lebender Organismus der Erde zurückgegeben werden, die ihm Leben gegeben hatte. Aber in jedem Fall blieb etwas zurück – Staub, Asche oder Erde. Travis hatte die Welt Eldh zerstört, als er die Erste Rune gebrochen hatte, aber selbst bevor er die Welt neu geschmiedet hatte, hatte etwas existiert. Er hatte ihr davon

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