Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
erzählt: die grauen, wirbelnden Nebel der Möglichkeiten.
    Aber der Riss war anders. Darin gab es weder Licht noch Dunkelheit. Es war ein Ort ohne jedes Potenzial, ohne Möglichkeiten. Ein Vakuum, ein Feld, in dem nichts existierte und auch niemals existieren würde. In diesem Augenblick, in Sfithrisirs Gegenwart, begriff Grace, was der Riss war. Es war Pandoras Büchse, geleert von allem, was sie enthalten hatte.
    Es war das Ende aller Hoffnung.
    Grace griff sich an den Magen. Sie würde sich gleich übergeben. Kein menschlicher Verstand sollte je versuchen, das zu verstehen, was sie gerade getan hatte. Aber der glasklare Augenblick des Begreifens verging, ihre sterblichen Geisteskräfte waren zu schwach, um ihn bewahren zu können.
    »Er ist … er ist wie der Dämon unter Tarras, oder?«, stieß sie hervor. »Die Zauberer hatten einen der Morndari gebunden, und er wollte alles in der Stadt verschlingen. Beinahe wäre es ihm gelungen.«
    »Schon wieder falsch, Sterbliche. Die Geister, die Wesen, die die Zauberer die Durstigen nennen, kommen von einem Ort, der wie ein Spiegelbild dieser Welt ist. Er ist in jeder Hinsicht das Gegenteil dieser Schöpfung, kein Ort des Seins, sondern des Nicht-Seins. Trotzdem ist er etwas; er existiert. Der Riss wird die Morndari genauso auslöschen wie alles andere.«
    Verzweiflung drohte Grace zu überwältigen. Die Worte des Drachen hallten in ihren Ohren wider. Die Welt würde aufhören zu existieren. Und die Welten, die sich einander näherten.
    Die Erde, dachte sie. Sfithrisir meint die Erde. Aber der Name fühlte sich kaum real an, so als wäre die Welt, die er bezeichnete, bereits verschwunden, ihre Länder, Städte und Menschen vom Riss verschlungen und durch das Nichts ersetzt.
    »Wie?«, fragte sie. »Wie können Travis und ich das verhindern?«
    »Ich bin weiser als sonst jemand«, sagte Sfithrisir und stieß einen Rauchschwall aus. »Und nicht einmal ich kenne die Antwort auf diese Frage.«
    Plötzlich stieg in Grace Wut auf. Sie ballte die Faust und drohte dem Drachen. »Ich glaube Euch nicht. Ihr seid doch angeblich allwissend. Selbst Olrig musste euch das Geheimnis der Runen stehlen.«
    Sfithrisirs Kopf neigte sich; es erinnerte an ein Schulterzucken. »Kann man Wissen denn wirklich stehlen, Sterbliche? Behält derjenige, dem man es stiehlt, nicht das Wissen, auch wenn sich der Dieb damit davonmacht?«
    Graces Zorn verrauchte. Irgendwie ergaben die Worte des Drachen einen Sinn. Olrig hatte die Runen von den Drachen gestohlen, die gehört hatten, wie ein Weltenschmied sie sprach. Aber Olrig war der Weltenschmied.
    Es hat zahllose Weltenschmiede gegeben, Grace. Olrig oder Sia oder wer auch immer der letzte Weltenschmied war, war nicht der erste. Die Welt vor dieser wurde zerstört, und danach blieben nur die Drachen übrig. Sie sind immer da gewesen, haben zugesehen, gelauscht, Wissen gehortet. Dann hat Olrig von ihnen die Runen der Schöpfung erfahren, genau wie alle die anderen Weltenschmiede vor ihm, und er hat die Runen benutzt, um Eldh zu erschaffen.
    Was bedeutete, sosehr die Drachen die Schöpfung auch verabscheuten, waren sie doch ein Teil des Kreislaufs. Und darum war Sfithrisir zu ihr gekommen. Würde der Riss noch größer werden, würde Eldh nie wieder erschaffen werden. Oder wieder zerstört.
    »Ihr wisst nicht, dass wir das verhindern können«, sagte Grace und erwiderte den Blick aus den lodernden Augen. »Wenn in dem Riss nichts ist, dann endet Euer Wissen an seinen Grenzen. Ihr könnt unmöglich wissen, dass Travis und ich die Macht haben, ihn aufzuhalten.«
    Der keilförmige Drachenkopf verharrte. »Vielleicht ist dein Verstand ja doch nicht so begrenzt. Nein, ich kann nicht in den Riss sehen, und darum weiß ich nicht, wie man ihn besiegen kann. Trotzdem, sosehr ich diese Schöpfung auch verabscheue, ich weiß, dass sie gerettet werden muss und dass du und Travis Wilder die nötige Macht dazu habt. Dieses Wissen ist in das Gefüge dieser Welt eingewebt, und ich habe es dort gelesen. Ich weiß nicht, wie man den Riss schließen kann. Aber eines weiß ich: Nur die Letzte Rune kann die Welt retten.«
    »Ihr meint die Rune Eldh?«
    »Nein«, zischte der Drache mit funkelnden Augen. »Eldh war die erste Rune, die beim Schmieden dieser Welt gesprochen wurde, und es war die letzte Rune am Ende dieser Welt. Aber was wird beim Ende aller Dinge gesprochen werden, beim Ende aller Welten? Nicht einmal ich kenne die Rune dafür.«
    Der Drache streckte den langen

Weitere Kostenlose Bücher