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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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betastete mit gequältem Gesicht ihre Rippen. »Ich glaube ehrlich nicht, dass das möglich ist, Euer Majestät.«
    Am späten Vormittag war alles zu ihrer Abreise fertig, und das Gute daran, jedem vorher sagen zu müssen, dass er sie nicht begleiten konnte, bestand darin, dass sie sich nicht mehr verabschieden musste, weil sie das zugleich erledigt hatte. Oder zumindest bei fast allen, denn eine Person war nicht zu ihr gekommen. Sie fand ihn im höchsten Raum seines Turms, das Gesicht ganz nahe an dem Runenstein; Gesicht wie Stein waren mit einem Netzwerk feiner Linien bedeckt.
    »Euer Majestät«, sagte Meister Larad und schaute auf. »Vergebt mir – ich habe Euch nicht gesehen.«
    Sie trat auf den Runenstein zu. »Es wird schlimmer, oder?«
    »Ich habe heute Morgen ein weiteres abgebrochenes Stück gefunden.«
    Also verfiel die Macht der Magie weiterhin. »Ich glaube, vielleicht weiß ich, was geschieht«, sagte Grace. »Was die Magie beeinflusst.«
    »Ihr meint den Riss am Himmel?«
    Sie starrte ihn an. »Ihr wisst davon?«
    Fast hatte es den Anschein, als würde ein Lächeln auf seine Lippen treten. »Ihr seid nicht die Einzige gewesen, die letzte Nacht in den Himmel geschaut hat, Euer Majestät.«
    »Das bedeutet dann wohl, dass es Euch nicht überraschen wird, wenn ich Euch sage, dass ich mit einem Drachen gesprochen habe.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Grace gab die Hoffnung auf, Meister Larad jemals überraschen zu können, und sie erzählte ihm alles, was Sfithrisir ihr gesagt hatte und was sie zu tun beabsichtigte. Als sie geendet hatte, blieb sein Narbengesicht ausdruckslos. Aber in seinen Augen funkelte ein Licht, auch wenn es eher neugierig als alarmiert erschien.
    »Ich bin mir nicht sicher, wie mir dieses Wissen helfen soll, Euer Majestät. Aber es kann kein Zufall sein, dass dieser Riss in genau dem Augenblick aufgetaucht ist, in dem die Macht der Magie versagt. Ich werde meine Studien darauf konzentrieren.«
    Sie berührte seinen Arm. »Wenn jemand eine Möglichkeit findet; zu verhindern, dass die Magie noch schwächer wird, dann Ihr, Meister Larad.«
    Er trat einen Schritt zurück. »Drachen können nicht lügen, Euer Majestät. Ihr müsst Travis Wilder finden. Ist es nicht Zeit für Eure Abreise?«
    Sie trat an das schmale Fenster. Von hier aus konnte sie die Festung sehen; über ihr flatterten die blauen Banner mit dem weißen Stern von Malachor im Wind. »Ja«, murmelte sie. »Es ist Zeit.«
    »Ihr klingt, als hättet Ihr eine Entscheidung getroffen, Euer Majestät.«
    Grace hatte das nicht laut sagen wollen, aber sie sehnte sich danach, jemandem ihre Gedanken mitzuteilen. Sie schaute auf die Menschen hinunter, die auf dem Festungshof ihren Geschäften nachgingen. Es waren ihre Untertanen, aber in diesem Augenblick fühlte sie sich ihnen so fern. Sie waren wie die Patienten aus dem Denver Memorial Hospital, die man entlassen hatte; sie brauchten sie nicht mehr.
    »Melia und Falken werden gute Regenten sein«, sagte sie, »aber ich glaube, bald sollten die Menschen Malachors einen Führer wählen.«
    »Wählen?«, sagte Larad mit einem Hauch Verachtung in der Stimme. »Ihr meint, das Volk wählen lassen, wer sein Anführer sein soll?«
    »Ja.« Sie wandte sich wieder ihm zu.
    Er kniff die Augen zusammen. »Und wen, glaubt Ihr, würde es wählen?«
    »Vielleicht Euch.«
    Sie hatte Larad so gut wie noch nie lachen gesehen, aber jetzt tat er es, und es war zugleich ironisch und voller echter Heiterkeit. »Das glaube ich nicht, Euer Majestät. Ihr habt einen scharfen Verstand, aber ich glaube, in diesem Fall hat Euch die Vernunft verlassen. Das, was Ihr gesagt habt, das habe ich schon zuvor gehört – die absurde Idee, dass das gewöhnliche Volk dazu im Stande ist, seinen eigenen Herrscher weise zu wählen.«
    »Es ist nicht absurd«, sagte Grace, jetzt leicht ärgerlich. »Menschen können kluge Entscheidungen für sich treffen, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt.«
    »Vielleicht«, sagte Larad, auch wenn er nicht überzeugt klang. »Aber selbst wenn die Menschen Malachors ihren Anführer wählen würden, wen glaubt Ihr würden sie nehmen? Einen Mann, der den ganzen Tag damit verbringt, in einem Turm Runen zu studieren? Das Volk folgt Euch nicht, weil es muss, Euer Majestät, sondern weil es das will. Es hat bereits seine Wahl getroffen. Es besteht keine Notwendigkeit, einen …«
    Der Runenmeister starrte sie ungläubig an. »Ihr kommt nicht zurück. Ihr geht, und Ihr habt nicht vor, nach

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