Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
die Frau spöttisch. »Der große Sucher Hadrian Farr erkennt nicht die Antwort, obwohl sie genau vor seiner Nase ist? Ihr Ruf muss in den Berichten, die wir bekommen haben, doch sehr übertrieben gewesen sein.« Sie deutete mit dem Kopf auf Travis. »Er weiß, wer wir sind. Auch wenn ich gestehen muss, nicht die geringste Ahnung zu haben, wieso er das weiß. Aber er tut es. Kommen Sie, Mister Wilder. Verraten Sie es ihm.«
Travis wollte es sagen, aber bevor er dazu kam, ertönte eine andere Stimme. »Sie sind die Philosophen, Hadrian! Wir dürfen sie nicht durch das Tor lassen.«
Die Stimme war schwach, abgehackt, aber sie hallte durch die Kuppel. Grace drehte sich um. Zu ihrer Rechten führte eine Treppe zu einem Mezzanin, das den Raum umgab. Auf halber Höhe stand eine dunkelhaarige Frau, die fast über dem Geländer hing. Hinter ihr beschmierte eine rote Spur die weißen Marmorstufen.
Die Frau auf der Treppe war Deirdre Falling Hawk.
Jeder in dem Raum starrte fassungslos in ihre Richtung. Farr taumelte sogar, eine Hand auf die Brust gelegt. Freude leuchtete auf Travis' Gesicht. Aber die Freude verschwand sofort wieder; er hatte die Blutspur auf den Stufen gesehen. Auch die Philosophen schienen überrascht zu sein, Deirdre dort stehen zu sehen.
»Wieso bist du nicht tot?«, fauchte die Frau; ihr Tonfall erinnerte an den einer reichen Frau, die eine Dienerin anschnauzte, weil sie ihren Pflichten nicht schnell genug nachgekommen war.
Deirdre verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln. »Mir geht es gut, danke der Nachfrage.« Sie schleppte sich ein paar Stufen weiter herunter. »Die Frau ist Phoebe. Sie ist ihre Anführerin. Hadrian, halten Sie sie auf.«
Farrs Blick war noch immer auf das Blut auf den Stufen gerichtet. »Deirdre, Sie sind …«
Der Klang von Stiefeln auf Marmor ertönte. Drei Männer in schwarzen Uniformen stürzten durch eine Tür in den Raum. Sie hielten Pistolen in den Händen.
Phoebe lächelte. »Jetzt wird diese Störung entfernt.« Sie sah die Sicherheitsmänner an. »Schaffen sie diese Eindringlinge hier raus. Egal, welche Gewalt sie auch anwenden müssen.«
Die Wächter – alles große, stiernackige Männer – richteten die Waffen auf die Neuankömmlinge. »Kommen sie langsam her«, sagte einer von ihnen. »Einer nach dem anderen, mit ausgestreckten Händen.«
Travis grinste noch immer wie ein Schakal. »Das ist komisch.« Er warf Meister Larad einen Blick zu. »Ich denke an die Rune des Eisens.«
»Ich auch«, sagte Larad und hob Sinfathisar in die Höhe.
»Was auch immer das ist, weg damit oder wir schießen!« Der Mann zielte mit der Pistole auf Larad.
»Nein«, sagte Travis. »Das werden Sie nicht tun.«
»Dur!«, erscholl Larads Stimme.
Die drei Männer schrien auf, als die Pistolen aus ihren Händen flogen, durch den Raum schossen und gegen die Wand auf der anderen Seite prallten. Sie fielen als formlose Metallklumpen zu Boden. Die Wächter stolperten zurück und hielten sich die schmerzenden Hände.
Auch Grace stolperte. Als Larad die Rune gesprochen hatte und der Stein in seiner Hand aufgeblitzt war, hatte sie einen Augenblick lang ein Rauschen gehört und überall um sich herum Silberfäden gesehen. Es war die Weltenkraft. Sie griff mit der Gabe danach. Aber als der Stein verblich, verblich auch das Netz.
»Vani, jetzt!«, rief Travis. Er lief bereits auf die Wächter zu. Farr war direkt hinter ihm.
»Nimm du Nim«, sagte Vani. Sie drückte Grace das Mädchen in den Arm. »Beschütze sie.«
Bevor Grace etwas erwidern konnte, verschwamm Vanis Gestalt, und sie war verschwunden. Einen Augenblick später erschien sie mitten in der Luft über dem Wächter, der der Tür am nächsten stand. Ihr Fuß schoss nach vorn und traf seinen Schädel, und er sackte zu Boden, während sie lautlos neben ihm landete. Die anderen Wächter wollten vor ihr zurückweichen, auf die Raummitte zu, aber Travis und Farr befanden sich zwischen ihnen und dem Podest und schnitten ihnen den Rückzug ab.
In der Tür erschienen zwei weitere Männer. Wieder schien Vanis Körper zu verschwimmen, als sie sie angriff. Travis und Farr griffen nach den anderen Wächtern. Aber Grace konnte das nur undeutlich sehen, wie durch einen schimmernden Schleier.
Wieder leuchteten die silbrigen Stränge der Weltenkraft um sie herum auf. Sie badete in dem Gefühl des Lebens. Wie sehr hatte sie die Gabe vermisst! Sie ließ zu, dass ihr Bewusstsein dem funkelnden Netz folgte.
Die Fäden endeten am Rand
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