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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Geländer des Mezzanins. Die Pistole flog aus ihrer Hand und fiel nach unten in den Raum hinein.
    Der Boden bebte immer noch. Ein Riss schlängelte sich die Kuppeldecke entlang. Das Licht flackerte. Es dauerte einen Moment, bis Deirdre begriff, was gerade passierte.
    Es ist ein Erdbeben. Ein Erdbeben in London.
    Aber das war unmöglich. Unter London gab es keine aktiven Bruchlinien. Es sei denn …
    Die Bruchlinie ist hier. Ihr Verstand funktionierte glasklar. Sie befindet sich um sie herum – die Sieben. Das Perihel steht unmittelbar bevor. Bald …
    »Phoebe!«, rief ein anderer Mann von unten. »Komm jetzt runter. Wir müssen den Weg öffnen!«
    »Ich muss das hier zuerst zu Ende bringen, Gabriel!«, rief Phoebe.
    »Dafür ist keine Zeit«, erwiderte der Mann. »Es geschieht früher, als wir geglaubt haben. Wenn wir von dieser Welt entkommen wollen, bevor es zu spät ist, müssen wir den Zauber jetzt vollenden.«
    Phoebe warf Deirdre einen letzten hasserfüllten Blick zu. »Du wirst bald verblutet sein. Vielleicht ist es nur gerecht, dass du zusehen kannst, wie wir die perfekte Unsterblichkeit empfangen.« Sie schritt die Treppe in den Raum hinunter und gesellte sich zu den anderen, die um das Tor versammelt waren. Der Mann namens Gabriel zog die Kapuze wieder hoch.
    Das Gebäude bebte nicht länger; das Erdbeben war vor bei. Deirdre verspürte noch immer keinen Schmerz. Sie kroch nach vorn, benutzte die linke Hand, um sich abzustützen. Dabei war sie sich des Blutes, das sie auf den Marmor unter sich schmierte, nur vage bewusst. Sie kam an Beltans starrem Körper vorbei. Es hatte den Anschein, als würden seine grünen Augen ihr Vorankommen verfolgen, aber das war unmöglich.
    Sie erreichte den Treppenabsatz. Obwohl ihr Blick glasklar war, erschien er seltsam gebrochen, so dass sie von unten nur Fragmente aufnahm. In einem zog eine der vermummten Gestalten das Tuch von einem der langen Gebilde zurück, die den Raum kreisförmig umgaben. Es handelte sich um einen Sarkophag aus schwarzem Stein, dessen Abdeckung fehlte. Dort lag ein Mann mit glänzender goldener Haut und pechschwarzem Haar. Er war nur mit einem Leinenrock bekleidet; seine Augen waren geschlossen, die Arme über der nackten Brust verschränkt. Ein goldener Reif umgab seine Stirn, in dessen Mitte ein blutroter Edelstein in Form einer Spinne funkelte.
    In einem anderen Fragment beobachtete Deirdre, wie sich eine schwarz gekleidete Gestalt mit einem Messer in der Hand über einen anderen Sarkophag beugte. Die Klinge blitzte auf, dann floss Blut den Arm des Schläfers hinab und ergoss sich in eine goldene Schale.
    Weitere Messer blitzten auf. Jetzt gingen sechs Gestalten auf den Steinbogen zu. Jede trug eine Schale voller Blut; eine von ihnen – die einzige Frau unter ihnen – trug zwei.
    Deirdre versuchte, die Stufen herunterzukommen – sie musste sie aufhalten –, aber sie konnte nicht stehen; die Beine versagten ihren Dienst. Der Gesang setzte wieder ein und hallte zur Kuppel hinauf. Die vermummten Gestalten traten näher auf den Torbogen zu, schlossen den Kreis. Sieben goldene Schalen kippten, Blut wurde vergossen.
    Das Blut verschwand.
    Blaue Flammen hüllten die Steine ein.

16
    »Lir!«, befahl eine Stimme.
    Silbriges Licht flackerte auf und stieß die Dunkelheit zurück, die den Thronsaal erfüllte. Meister Larad stand in der Mitte des Lichts. Sinfathisar schimmerte in seiner Hand.
    Graces Augen gewöhnten sich an die neue Helligkeit. Der Boden unter ihren Füßen hatte zu beben aufgehört, und sie schaffte es, sich wieder auf die Füße zu stellen, obwohl sie selbst noch am ganzen Körper zitterte.
    »War das ein Erdbeben?«, rief sie über das Ächzen des sich setzenden Steins hinweg.
    »Ich glaube, mehr als das«, erwiderte Farr, stand auf und entwirrte seinen Serafi. »Das Perihel muss bald eintreffen.«
    Grace schaute nach oben. Der Kristall, der das Sonnenlicht von dem äußeren Gemach in den Thronsaal kanalisiert hatte, war erloschen. Galt das auch für die Sonne? Wenn dem so war, hatte Farr Recht.
    »Seht doch«, sagte Vani. Die T'gol stand in der Nähe; sie hielt Nim. Grace folgte ihrem Blick. Auf dem Podest knisterte das Tor noch immer wie eine von saphirblauen Blitzen umzüngelte Tür. Grace erkannte vermummte Gestalten, die sich auf der anderen Seite bewegten, und viel Gold.
    »Wer sind sie?«, fragte sie sowohl erstaunt wie auch ängstlich. »Sind das Scirathi?« Sie konnte in den Schatten der Kapuzen keine Masken

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