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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die auf einem Seidenkissen lagen. Das Erste war ein Buch. Es war sehr klein, wie ein persönliches Gebetbuch, die brüchigen Seiten mit Goldfaden zusammengebunden. Das Zweite war eine kleine Glasphiole. Der Verschluss der Phiole bestand ebenfalls aus Gold und war mit großer Kunstfertigkeit in die Form einer Spinne verwandelt worden, deren Rücken mit einem Rubin verziert war. Ich hob die Phiole hoch. Sie war mit einer dunklen, dicken Flüssigkeit gefüllt, und mir war sofort klar, dass es sich nur um Blut handeln konnte.
    Ich setzte mich mit dem Kasten an den Schreibtisch und nahm das kleine Buch heraus. Offensichtlich war es viel älter als alles andere in der Bibliothek. Der Einband bestand aus einem dünnen Rechteck aus gelbem Holz, in das man seltsame Symbole in Kreisform eingeschnitzt hatte; die Seiten knisterten beim Umblättern, und Staubkörner lösten sich, um im Licht der Kerze wie Funken zu glühen.
    Während die Stunden der Nacht verstrichen, brütete ich über dem kleinen Buch. Seine Seiten waren mit archaischen Wörtern gefüllt, niedergeschrieben von einer zittrigen Handschrift, und mein Kopf schmerzte, als ich ihre Bedeutung zu entziffern versuchte. Im Gegensatz zu den anderen handelte dieses Buch von Alchemie, so viel stand fest. Es schien sich um eine Art Tagebuch zu handeln und von einem Mann in der frühen fünften Dekade seines Lebens geschrieben zu sein, und es berichtete von seiner Suche nach dem Stein der Weisen: einem Gegenstand, der Metalle in ihren perfekten Zustand verwandeln konnte – in Gold.
    Aber es war mehr als das. Es verhielt sich so, wie mein Master gesagt hatte; das Große Werk war eine Geschichte, eine Metapher, handfeste Kunst und Philosophie zugleich. Soweit ich es begriff, wollte dieser Alchemist nicht bloß unedle Metalle transmutieren. Er selbst war das Ziel seiner Arbeit. Der Stein der Weisen konnte alles in den Zustand der Perfektion verwandeln – selbst menschliches Fleisch.
    »Unsterblichkeit«, murmelte ich. »Er suchte die Unsterblichkeit.«
    Aber wer hatte dieses Journal vor so langer Zeit geschrieben? Ich blätterte auf die letzte Seite, und dort unten am Seitenrand stand seine Unterschrift. Es verschlug mir den Atem, als ich die Wörter anstarrte.
    Martin Adalbrecht, Anno Domini MDCVII
    Nein, das konnte nicht sein. Dieses Tagebuch war 1607 geschrieben worden. Was bedeuten würde, dass er mehr als einhundert Jahre alt gewesen war, als ich ihn vor fünf Jahren kennen gelernt hatte, dabei hatte er keinen Tag älter als vierzig ausgesehen. Aber das konnte unmöglich sein.
    Meine Gedanken arbeiteten fieberhaft, während ich die zerbrechlichen Seiten so schnell umdrehte, wie ich es konnte. Hier mussten Antworten stehen. Die beiden Sucher hatten von den Philosophen gesprochen, und der Master hatte zu ihrer Organisation gehört, daran konnte kein Zweifel bestehen. Der Name, den sich die Philosophen selbst verliehen hatten, konnte kein Zufall sein; sicherlich gab es eine Verbindung zwischen ihnen und dem Stein der Weisen und der Philosophie der Alchemie. Aber wie sah sie aus? Und was hatte das mit der Insel Kreta und dem antiken Palast von Knossos zu tun?
    Ich hörte ein leises Geräusch. Sofort blies ich die Kerze aus. Stille, dann ertönte ein anderer Laut, ein dumpfes Dröhnen, gefolgt von einem scharfen Atemzug. Obwohl es dunkel war, hatten sich meine Augen daran gewöhnt, und ich konnte mühelos sehen. Ich schloss das Buch, legte es zusammen mit der Phiole in den Kasten und klappte den Deckel zu. Ich schob den Kasten in die Brusttasche meiner Jacke, ging zu der Vitrine, verschloss sie und brachte den Schlüssel zurück zum Schreibtisch. Ich blieb an der Bibliothekstür stehen, horchte, dann öffnete ich sie einen Spalt und schaute hindurch.
    Zwei dunkle Gestalten bewegten sich in der Dunkelheit der Halle, die eine zierlich, die andere hoch gewachsen und dürr. Also war ich möglicherweise nicht der Einzige, der etwas suchte. Die beiden ertasteten sich einen Weg durch die Halle und bewegten sich auf die Bibliothekstür zu. Ich fragte mich, ob ich mich an ihnen vorbeischleichen – für ihre Sinne wäre ich nicht mehr als ein stummer Schatten gewesen – oder sie konfrontieren sollte.
    Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, erschien in dem Torbogen am anderen Ende der Halle ein Licht, begleitet vom Klang schlurfender Schritte. Die beiden Gestalten erstarrten, dann schossen sie zu einer Nebentür und verschwanden. Einen Augenblick später betrat Pietro mit

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