Die letzte Schlacht
verlieren.
»Dann sollen sie meinetwegen Angst haben«, sagte Khuran. Es klang, als schabten zwei Steine übereinander. »Sie sollen um ihr Leben fürchten.«
»Es ist an der Zeit, das Schwert in die Scheide zu stecken, mein König«, sagte Kreysun sanft und streckte die Hände aus.
Khuran schlug zu, und Kreysun wich zurück. Die Klinge verfehlte ihn um Haaresbreite.
»Er hat meinen Sohn umgebracht!« Khurans Schrei war im ganzen Lager zu hören. »Ich will den Schweinehund haben! Er soll vor Angst vor mir kriechen, nachdem er mir das angetan hat. Geht mir aus den Augen.«
Khuran wollte an Kreysun vorbei, doch der Prosentor blieb einfach stehen. Khuran wich einen Schritt zurück und hob das Schwert zum Schlag.
»Aus dem Weg!«
Wieder schlug er zu, doch Ruthrar war bereit. Er stürzte los, hielt den Schwertarm des Königs mit beiden Händen fest und drückte ihn zu Boden. Kreysun nahm sich den anderen Arm vor und blockierte ihn, damit Khuran nicht mit dem abgebrochenen Stuhlbein Ruthrars Schädel zertrümmerte. Der König starrte sie nacheinander böse an. Er fauchte wutentbrannt und war so stark wie drei Männer. Er trat um sich und wand sich, und am Hals spannten sich die Sehnen.
»Dafür lasse ich euch beide hinrichten. Lasst mich los! Wache! Zu eurem König! Ich werde angegriffen.«
»Nein, Khuran«, rief Kreysun. »Ihr müsst Euch beruhigen. Ihr könnt Gorian nicht erwischen, er ist zu weit entfernt.«
Wächter kamen ins Zelt gerannt.
»Lasst mich zu ihm, ich will ihn jetzt sofort. Nehmt eure verdammten Hände weg.«
Khuran wehrte sich heftiger denn je. Ruthrar konnte kaum den Schwertarm festhalten, so erbost war der Mann. Er wandte sich an die vier Wächter, die mit großen Augen zusahen.
»Entscheidet euch«, sagte er. »Helft uns, ihn zu beruhigen, oder zieht uns weg.«
»Westfallen, ich werde dich holen. Hörst du das, du mieses Schwein?«
Die Wächter kamen näher.
»Wir wollen ihm nichts tun«, sagte Kreysun. »Einer von euch nimmt sein Schwert. Er wird sich noch selbst oder jemand anders töten, wenn das so weitergeht.«
Khurans Gesicht war aufgedunsen, als würde es gleich explodieren, und seine Augen traten hervor. »Er muss sterben.«
»Bitte, mein König, Ihr müsst Euch beruhigen«, sagte Kreysun und versuchte, den Blick des Königs einzufangen, in dem kein Fünkchen Verstand mehr wohnte. »Khuran, mein Freund und König. Hört mir zu. Bitte.«
Die Wächter hörten Kreysuns Tonfall, und sie vertrauten ihm. Ruthrar spürte, dass sie zu einer Entscheidung gelangten. Es war die richtige Entscheidung. Zwei fassten die Hände des Königs und nahmen ihm die Waffen ab, die anderen beiden setzten sich auf seine Beine und zwangen ihn, sich zu beruhigen, obwohl er sich immer noch hin und her warf.
Als auf jedem Handgelenk ein Wächter kniete, konnte Kreysun endlich den Arm des Königs loslassen und das Gesicht des armen Mannes in beide Hände nehmen, bis der Herrscher ihn endlich ansah.
»Khuran, Euer Zorn und Euer Kummer sind berechtigt. So empfinden wir alle, und die Tsardonier werden sich an Gorian Westfallen für die Ermordung Eures Sohnes rächen. Aber es kann nicht heute Nacht geschehen. Khuran, versteht Ihr mich?«
Allmählich klärte sich Khurans Blick wieder. Der Wahnsinn wich aus den Augen, und er runzelte die Stirn, dann liefen ihm die Tränen über die Wangen.
»Er hat mir meinen Sohn weggenommen«, flüsterte Khuran verzweifelt. »Mein Geschlecht endet. Wer soll denn herrschen, wenn ich sterbe? Mein Sohn. Mein wundervoller Sohn.«
»Wir haben jetzt keine andere Wahl, als weiterzumachen«, sagte Kreysun. »Westfallen ist jenseits der Mauern. Vergesst nicht, was wir besprochen haben.«
Khuran nickte.
»Benutzen wir die Toten, um die Konkordanz zu besiegen. Sollen sie die Bresche in die Mauer schlagen, die uns zu Gorian führt. Dann können wir zuschlagen. Was Ruthrar auch sagt, wir können der Konkordanz nicht trauen. Ein ehrenwerter toter General nützt uns nichts.«
»Lasst mich los«, verlangte Khuran.
»Was werden wir Euren Kriegern erzählen?«, fragte Kreysun. »Sie haben Euren Kummer gehört.«
»Sagt ihnen, was geschehen ist, aber keine Einzelheiten. Sagt ihnen außerdem dies: Wenn die Toten die Mauern angreifen, werden wir uns zurückhalten. Kein Einziger meiner Krieger soll bei diesem Angriff ums Leben kommen. Das erste Blut, das ein Tsardonier vergießen wird, werde ich persönlich vergießen, und es wird Gorian Westfallens Blut sein. Das schwöre ich
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