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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Verdammt.
    »Wie fühlt ihr euch, meine Geschwister?«, flüsterte er. »Zu wissen, dass ich hier bin, und doch so hilflos zu sein. Ihr giert nach meinem Blut und habt so große Angst vor der Macht, die ich besitze.«
    »Was meinst du damit?«
    Gorian kam wieder zu sich.
    »Du gehst mir auf die Nerven, Junge. Verschwinde. Lass mich in Ruhe. Bereite dich vor. Unsere Feinde werden böse Methoden einsetzen, weil sie uns besiegen wollen. Unsere Untertanen müssen stark sein. Sie dürfen sich nicht niederlegen. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Vater.«
    Gorian sah Kessian hinterher, der zwischen den Bäumen des Waldes verschwand, in dem Gorian sich eingerichtet hatte, um die zu finden, die zu befehligen er geschworen hatte. Kessian hatte in der letzten Zeit einige schwierige Lektionen über die Kontrolle der Toten gelernt und war jetzt bereit.
    Gorian lächelte. Die Sonne drang durch die frischen Blätter bis zu ihm herab, und das Gras unter ihm war gesund und kräftig. Es war eine Oase, die seine Untertanen nicht betreten durften. Ein Ort schlichter Schönheit, der unberührt bleiben sollte. Morgen wären seine Armeen vereint, und seine Kräfte würden sich verzehnfachen. Morgen konnte er den Marsch auf Estorr wieder aufnehmen. Sein Thron war leer und wartete schon auf seinen ruhmreichen Einzug.
     
    Die Angst war fast körperlich spürbar. Wie ein dichter Nebel, klebrig und greifbar, senkte sie sich über die Juwelenmauer. Die Flüchtlinge, die geglaubt hatten, sie seien auf dieser Seite der Barriere sicher, sahen sich nun an einer neuen Frontlinie und wussten nicht mehr, wohin. Überall entdeckte Arducius weinende und betende Menschen. Es war gespenstisch. In den Lagern brannten Hunderte von Feuern und warfen tiefe Schatten hinter die Zelte, in denen sich verzweifelte Stimmen erhoben.
    Zwischen ihnen und Gorians unzähligen Toten standen jetzt nur noch drei Aufgestiegene. Auch zwei Legionen waren zugegen und hatten sich an der breiten Front verteilt, doch sie dienten nur als Köder für Gorian, der sie sicherlich seinem Heer einverleiben wollte. Der Rest der konkordantischen Truppen stand auf der Barriere selbst und beobachtete den Aufmarsch der Toten auf der Ebene. In weniger als einem Tag wären die Angreifer in Reichweite. Die Tsardonier folgten ihnen. Bisher war noch nicht klar, ob Ruthrars Mission erfolgreich verlaufen war oder ob er tatsächlich der Spion war, für den Davarov ihn offenbar hielt.
    Die Aufgestiegenen liefen durch das stinkende Flüchtlingslager zur Front. Im Lager brachen bereits die ersten Krankheiten aus. Es war unvermeidlich, aber auch Besorgnis erregend. Arducius nahm an, dass Gorian mit dem kommenden Kampfstark beschäftigt sein würde. Falls er aber die Toten inmitten der Konkordanz aufspüren sollte, konnte er ein Chaos auslösen. Roberto hatte darauf bestanden, dass jeder, der starb, verstümmelt werden musste, doch es war naiv, anzunehmen, dass in diesem weitläufigen Lager, in dem etwa fünfzigtausend Menschen hausten, alle auf ihn hören würden. Dort gab es sicherlich Leichen, die heimlich und intakt beerdigt worden waren.
    »Sie sollten die Toten hart angehen, wenn sie kommen«, sagte Ossacer. »Fünfzigtausend gegen wie viele? Achttausend oder so? Das ist kein Problem.«
    »Willst du der Erste sein, der eine wandelnde Leiche angreift?«, gab Arducius zurück. »Sie haben nicht genug Willenskraft. Du spürst doch ihre Angst.«
    »Jedenfalls wird Gorian es nicht mit einem Sturmangriff versuchen. Er wird tun, was Davarov und Roberto an anderen Grenzen erlebt haben«, fügte Mirron hinzu. »Er wird in den Reihen der Verteidiger einige Tote in seine Gewalt bringen.«
    »Dann müssen wir die Flüchtlinge verlegen«, sagte Ossacer. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich spüre die Krankheiten schon. Sie breiten sich rasch aus. Vor allem Diphtherie. Schlechte sanitäre Einrichtungen, zu wenig zu essen und kein sauberes Wasser.«
    »Wohin sollen sie fliehen? Inzwischen ist eine ganze Stadt entstanden. Wenn sie weglaufen, bricht Panik aus. Kein Wunder, dass Davarov ringsum die Starken Speere aufgestellt hat.«
    Arducius deutete auf die Wachfeuer, hinter denen die ganze Infanterie der Speere stand. Eine dünne Verteidigungslinie, wie man es auch betrachtete. Ossacer hatte natürlich recht, die Menschen sollten eigentlich anderswo untergebracht werden. Einige hatten die Gelegenheit ergriffen, nach Süden zu laufen, sobald sie erfahren hatten, dass die Feinde sich auf dieser Seite der

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