Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
eine außerordentliche Leistung, die nur möglich gewesen war, weil unzählige Tote dabei geholfen hatten. Nun waren zweihundert Schiffe in See gestochen, und die Wahrheit kam ans Licht. Zu viele, als dass die Ocetanas sie hätten aufhalten können.
    Was die Verteidiger auch unternehmen mochten, einige der Toten würden das Festland erreichen.
    In der Ferne konnte Iliev die weißen Mauern und die roten Dächer von Estorr ausmachen. Bald würden die Einwohner die Schrecken der Toten kennenlernen. Seine einzige Hoffnung war, dass er zusammen mit den dreißig Schiffen, die er um sich geschart hatte, jene gegnerischen Schiffe versenkt hatte, auf denen sich die Gor-Karkulas befunden hatten. Es war ein Glücksspiel, und erst wenn die Tsardonier sich zurückzogen oder die Schiffe landeten und niemand ausstieg, würden sie wissen, dass sie gewonnen hatten.
    Die See war voller tsardonischer Segel, dazwischen Schiffe der Konkordanz, die von der Insel Kester stammten. Es war die Reserve, die Iliev hatte holen wollen. Der Feind hatte sie übernommen und bis jetzt versteckt, auch wenn Iliev nicht sagen konnte, wie ihm das gelungen war.
    Iliev zermarterte sich das Gehirn und überlegte angestrengt, wo er versagt hatte. Ihm wollte nichts einfallen. Keine nur irgendwie denkbare Maßnahme hätte ihm die Bürde ersparen können, die jetzt auf sein Herz drückte. Er hatte mit Flaggen die Warnung vor der Invasion weitergegeben und die Antworten auf gleichem Wege empfangen. Wenigstens wusste Estorr jetzt, dass die Toten kamen.
    »Käpten?«
    Iliev drehte sich um und blickte nach backbord. Kashilli stand schon an der Ruderpinne seines Spornkorsaren.
    »Kashilli, wie läuft es da draußen?«
    »Hört auf, Euch Vorwürfe zu machen wie ein jammerndes Weib, und seht es Euch selbst an. Wir müssen die Hämmer schwingen und Feinde versenken.«
    Iliev nickte. »Zum Heck. Ich komme zu Euch.«
    Dann trottete er nach hinten und hielt noch einmal kurz beim Kapitän an. »Verfolgt sie weiter und setzt den Blasebalg ein. Jeder Tote, der jetzt fällt, ist ein guter Toter.«
    »Ja, Admiral.«
    Iliev lächelte. »Wir können nur tun, was Ocetarus uns zu tun erlaubt, Kapitän. Der Ruf ist ertönt, wir sind gefolgt. Vergesst das nicht. Kämpft und achtet auf die Ocenii. Wir werden im Zentrum zuschlagen und uns dann etwa eine halbe Meile entfernen.«
    Dann stieg Iliev im Heck auf die Reling und sprang ins Meer. Die kalte Hand des Ocetarus legte sich um ihn. Er empfahl sich der Gnade seines Gottes an und tauchte wieder auf. Kashillis Ruf wies ihm die richtige Richtung. Er schwamm einige Züge. Es gab noch viele Feinde, die sie zur Strecke bringen mussten.
     
    »Ich kann sie spüren«, sagte Kessian. »Sie ist ganz in der Nähe. Warum können wir nicht zu ihr?«
    »Sei still!« Gorians Schrei verstärkte seine Kopfschmerzen nur noch weiter und vergrößerte seine Müdigkeit. »Hör auf zu jammern. Siehst du denn nicht, dass wir noch nicht bereit sind?«
    »Warum denn nicht? Es sind doch alle da. Arducius und Ossacer sind auch dabei. Sogar der Mann, nach dem wir bereits einmal gesucht haben.«
    »Ja, und keiner von ihnen wird verstehen, was aus mir und auch aus dir geworden ist. Du weißt, dass sie mich alle hassen.«
    »Ich könnte zu ihr gehen und sie zu dir bringen, und dann wären wir zusammen, wie du es gesagt hast.«
    »Nein.«
    Gorian suchte nach den richtigen Worten und fand sie nicht. Die starken Energien erforderten seine volle Aufmerksamkeit, und ihr Ansturm drohte sogar ihn fast zu überwältigen. Er musste seine Untertanen unter Kontrolle halten und weitermarschieren lassen. Alles andere kam ihm vor wie eine übergroße Anstrengung.
    Durch die Nähe der Gor-Karkulas und seiner zweiten Armee, die mit Khuran marschierte, war ein kritischer Punkt überschritten. Er hatte Zugang zu einer ungeheuren Kraftquelle und wusste nun, dass seine Taktik richtig gewesen war. Sobald die beiden Armeen vereint waren, konnte er durch vier der Karkulas schier unglaubliche Kräfte übertragen. Die Energien der Erde summten unter ihm, während er ihre Lebenskraft in sich aufnahm.
    Droben, wo noch die Lebenden umgingen und ihn zu besiegen hofften, würden es wohl einige spüren und mit Entsetzen reagieren. Kessian hatte ihren Einfluss in das komplizierte Netz eingebunden, das Gorian geschaffen hatte, weil er instinktiv und unbewusst in Ordnung bringen wollte, was in deren Augen falsch war. Daher wusste Kessian auch so genau Bescheid, wer da drüben auf dem Wall war.

Weitere Kostenlose Bücher